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Helmut Raeder organisiert 2024 seine letzten Feste für Radebeul

Drei Jahrzehnte hat der Festivalmacher die Programme von Karl-May-Festtagen, Weinfest und Weihnachtsmarkt geprägt. Mitte nächsten Jahres nimmt Helmut Raeder Abschied.

Von Silvio Kuhnert
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Helmut Raeder ist der Festivalmacher von Radebeul. Er organisiert seit Anfang der 1990er-Jahre Künstler und Musiker für die drei großen Feste in der Lößnitzstadt sowie zur Kasperiade.
Helmut Raeder ist der Festivalmacher von Radebeul. Er organisiert seit Anfang der 1990er-Jahre Künstler und Musiker für die drei großen Feste in der Lößnitzstadt sowie zur Kasperiade. © Claudia Hübschmann

Radebeul. Er sorgt für das Programm auf den Karl-May-Festtagen, dem Internationalen Wandertheaterfestival zum Herbst- und Weinfest sowie dem Familienweihnachtsmarkt "Lichterglanz & Budenzauber" in Radebeul, und das seit rund drei Jahrzehnten. Die Rede ist von Helmut Raeder. Ohne ihn sind die drei großen Feste der Lößnitzstadt nicht vorstellbar. Doch so langsam muss man sich an den Gedanken gewöhnen, dass der Impresario, Zeremonienmeister und Festivalmacher sich auf Abschiedstour befindet.

Der diesjährige Weihnachtsmarkt auf dem Dorfanger Altkötzschenbroda war bereits sein letzter. Noch einmal wird er 2024 als künstlerischer Leiter die Karl-May-Festtage und die Kasperiade organisieren. Auch das nächste Herbst- und Weinfest trägt noch seine Handschrift. Doch wenn dieses Ende September nächsten Jahres steigt, ist der Endsechziger schon nicht mehr im Amt. Mitte 2024 endet sein Honorarvertrag mit der Stadt. Eine Verlängerung ist nicht geplant.

Kunstpreisträger der Lößnitzstadt

Bereits auf dem vergangenen Herbst- und Weinfest hat Weingott Bacchus, gespielt von Sascha Graedtke, verkündet, dass Raeder in Rente gehe. "Für einen Abschied ist es noch zu früh", sagt Raeder. Als freier Mitarbeiter des städtischen Kulturamts kümmert er sich noch um das 31. Karl-May-Fest (10. bis 12. Mai 2024) sowie die 36. Kasperiade (15. und 16. Juni 2024). Auch wesentliche Programmpunkte zum Herbst- und Weinfest (27. bis 29. September 2024) wird er noch beisteuern. Denn es sei absurd, dass sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin die Veranstaltung auf die Beine stellen kann, wenn er oder sie im Laufe des nächsten Jahres den Posten übernimmt. "Im nächsten Weinfest steckt noch viel Raeder drin", sagt der Kunstpreisträger der Stadt. 2011 hat er diese Auszeichnung erhalten.

Die Stadt hat sich auf die Suche nach einem neuen künstlerischen Leiter für ihre Großveranstaltungen gemacht. Über 30.000 Besucher locken die Karl-May-Festtage jährlich in den Lößnitzgrund. Das Herbst- und Weinfest zieht mit dem Internationalen Wandertheaterfestival jedes Mal rund 50.000 Menschen in seinen Bann. Die Stelle soll erneut auf Honorarbasis besetzt werden. Als Voraussetzungen wird ein abgeschlossenes Hochschulstudium in den Bereichen Kulturmanagement, Theaterwissenschaft, Musikwissenschaft oder eine vergleichbare Ausbildung gewünscht. Außerdem sollen die Bewerber mindestens fünf Jahre Erfahrung im Eventbereich sowie im Organisieren von Festivals und Erfahrung im Umgang mit Künstlern mitbringen. Bewerbungsschluss ist der 31. Januar im neuen Jahr.

Dankbarkeit für die Aufbauleistung

Die Fußstapfen sind groß, die Helmut Raeder hinterlassen wird und die sein Nachfolger füllen muss. "Wir sind sehr dankbar für das, was er aufgebaut hat", sagt Kulturamtsleiterin Gabriele Lorenz. "Wir sind uns auch der Verantwortung bewusst", führt sie fort, nach über 30 Jahren jemanden Neues mit dieser Aufgabe zu betrauen. Der neue Festemacher wird mit Raeder bereits am Konzept für das kommende Weinfest arbeiten. In Zukunft soll dieser eine eigene Handschrift entwickeln. Lorenz ist optimistisch, dass die Neubesetzung gelingen wird. Bei der Organisatorin für Feste und Märkte habe dies auch geklappt. Diese Funktion hatte bis zum Renteneintritt im April 2021 Cornelia Bielig inne. Drei Jahrzehnte trug sie im Gespann mit Helmut Raeder für die Verantwortung für die Feste. Nachfolgerin ist Melanie Dabow als Leiterin des Sachgebiets Feste und Märkte.

1992 hat ihre Vorgängerin Bielig den Fachmann für Straßentheater nach Radebeul geholt. Damals klopfte zu Beginn des Jahres Schauspieler Herbert Graedtke an die Tür des Kulturamts. Mit anderen Mimen von Karl-May-Bühnen war ein Sternenritt geplant. Anlass war der 150. Geburtstag des Abenteuerschriftstellers und Schöpfers von Winnetou und Old Shatterhand. Die Reiter kamen auch durch Radebeul, was mit einem bunten Cowboy- und Indianerprogramm begleitet werden sollte. Was ursprünglich als eine einmalige Veranstaltung geplant war, mauserte sich aufgrund des großen Besucherzuspruchs zu einem Dauerbrenner. Die Karl-May-Festtage waren geboren, die seither alljährlich am Wochenende nach Himmelfahrt steigen.

Verabschiedung zum Weinfest

Das Handwerk des Festivalmachers hat Raeder zu DDR-Zeiten beim Studium an der Klubleiterschule in Meißen gelernt. Noch als Student veranstaltete er dort sein erstes großes Volksfest, einen Kinderjahrmarkt. Ein weiteres Format, das er aus der Taufe gehoben hat, ist der Schaubudensommer in Dresden.

Als Veranstalter ist Raeder in die Domstadt zurückgekehrt. Dort organisiert er Straßentheater zum Gassenzauber, der in diesem Jahr zum dritten Mal stattfand. An der Entwicklung dieses Veranstaltungsformats arbeitet Raeder auch weiter. Deshalb stimme die Aussage von Weingott Bacchus auf dem Radebeuler Weinfest nicht, dass er in Rente gehe, wie er informiert. An Ruhestand denkt Raeder noch nicht, nur etwas kürzertreten möchte er. Eine Verabschiedung ist auf dem Weinfest 2024 geplant. Der neue künstlerische Leiter bekommt einen auf drei Jahre befristeten Vertrag, mit der Option einer Verlängerung.