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Klagen über Lärm und Gefahren an der „Kötitzer"

Die Hauptstraße durch Radebeul-Naundorf dient als Umleitungsstrecke für zwei wichtige Verkehrsadern. Das hat bestehende Probleme verschärft.

Von Silvio Kuhnert
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Im Bereich der S-Kurve bei Reifen Wowsnik ist die Fahrbahn der Kötitzer Straße besonders eng. Immer wieder beobachten Anwohner riskante Ausweichmanöver über die Fußwege. Zudem würden viele Kraftfahrer sich nicht ans Tempolimit halten.
Im Bereich der S-Kurve bei Reifen Wowsnik ist die Fahrbahn der Kötitzer Straße besonders eng. Immer wieder beobachten Anwohner riskante Ausweichmanöver über die Fußwege. Zudem würden viele Kraftfahrer sich nicht ans Tempolimit halten. © Arvid Müller

Radebeul. Ein Hydrant hat sich im Kurvenbereich der Kötitzer Straße in Radebeul-Naundorf abgesenkt. Sein Eisendeckel ist locker. Entsprechend scheppert es, wenn ein Pkw oder Lkw darüber rollt. „Vor allem wenn sie zu schnell fahren“, beschwert sich eine Anwohnerin, die nicht namentlich genannt werden möchte. Und auf das Gaspedal würden hier viele treten. Vor allem in den Stoßzeiten des Berufsverkehrs in den Morgen- und Nachmittagsstunden poltert der Hydrantendeckel ohne Pause.

Im Bereich der Engstelle herrscht Tempo 30. Jedoch an das Tempolimit würde sich kaum ein Kraftfahrer halten, weder am Tag noch in der Nacht. Das hat unabhängig vom kaputten Hydranten eine enorme Lärmbelästigung zur Folge. „Ich finde kaum noch Ruhe, selbst in der Nacht. Das ist psychisch sehr belastend“, sagt die Frau. In den Nachmittagsstunden sucht sie unter anderem Zuflucht an ruhigen Orten wie an der Elbe, um ihr Nervenkostüm für ein oder zwei Stunden zu schonen.

Verkehrslärm durch überhöhte Geschwindigkeit

Der Verkehrslärm sei schon immer ein Problem in Naundorf, berichtet die Ruheständlerin. Doch in diesem Frühjahr hat er enorm zugenommen. Seit Anfang Mai ist die Meißner Straße in Höhe Löma-Center komplett dicht. Die Stadt lässt bis Ende des Jahres Radebeuls Hauptverkehrsader zwischen Gerhart-Hauptmann-Straße und Spitzgrundweg sanieren. Gleichzeitig ist die Route zur Elbtalstraße und Bundesstraße 6 gekappt, weil die Deutsche Bahn noch bis in den August 2021 hinein auf der Niederwarthaer Brücke baut. Die Unterführung der Cossebauder Straße ist deshalb gesperrt. Der Verkehr von und nach Coswig und Meißen rollt durch Naundorf.

Es ist nicht nur der Verkehrslärm, der die Anrainer im Bereich der S-Kurve nahe Reifen Wowsnik belastet. Da viele Kraftfahrer sich nicht an die vorgeschriebenen 30 Kilometer die Stunde halten würden, schneiden sie die Kurve. Bei Gegenverkehr wird es somit noch enger, als es eh schon ist, weil sie nicht möglichst weit rechts fahren. Kommt ein anderes Fahrzeug entgegen, wird nicht etwa abgebremst. „Sie weichen einfach auf den Gehweg aus. Vor allem wenn sich Lkw begegnen, wird regelmäßig auf dem Fußweg gefahren“, beklagt die Frau. Den Bürgersteig nutzen viele Kinder auf dem Weg zur Grundschule und Kindergarten an der Bertheltstraße. Es grenze schon an ein Wunder, dass noch kein Fußgänger angefahren wurde, meint die Naundorferin.

Mehrere Beschwerden beim Ordnungsamt

Um den Lärm zu reduzieren und die Gefahr für Passanten zu minimieren, muss die Stadtverwaltung mehr kontrollieren, lautet die Forderung der Anwohner. „Ich habe schon öfter beim Ordnungsamt angerufen und mich beschwert“, sagt die Rentnerin, vor deren Grundstück der Hydrant kaputt ist. Aber bis auf das Aufstellen von zwei Ampelanlagen, die das Problem nicht lösen, sei nichts passiert. Die Seniorin wurde schon einmal von einem Fahrzeug gestreift, als sie auf dem Fußweg vor ihrem Grundstückstor stand und nach dem Schlüssel in der Handtasche suchte. Damit Kraftfahrer nicht auf den Bürgersteig fahren, lässt sie öfters die Mülltonne am Bordstein stehen.

Auf der Kötitzer Straße in Naundorf sind im Schnitt rund 3.500 Fahrzeuge täglich unterwegs, wenn keine Umleitungsführung ist. In Höhe Löma-Center rollen dagegen in 24 Stunden circa 13.800 Autos, über die Meißner Straße, wenn sie nicht wegen Bauarbeiten gesperrt ist. Die Cossebauder Straße nutzen täglich etwa 8.400 Pkw und Lkw. Aus dem Rathaus heißt es auf SZ-Anfrage: „Die Kötitzer Straße hat für die Dauer der Sperrung einen großen Teil des Verkehrs der gesperrten Meißner Straße und der Cossebauder Straße aufzunehmen. Damit ist die Verkehrsbelastung auf der Kötitzer Straße signifikant gestiegen.“

An der Ecke Gerhart-Hauptmann-Straße ist Schluss mit Weiterfahren auf der Meißner Straße Richtung Coswig.
An der Ecke Gerhart-Hauptmann-Straße ist Schluss mit Weiterfahren auf der Meißner Straße Richtung Coswig. © Norbert Millauer

Stadt setzt mobilen Blitzer ein

Um Tempo 30 durchzusetzen, führt die Lößnitzstadt Geschwindigkeitskontrollen durch. Acht waren es im vorigen Jahr. Zweimal wurde bislang in diesem Jahr in Naundorf geblitzt. Nach den zusammenaddiert zehn Kontrollen mit dem mobilen Messgerät in den Jahren 2020 und 2021 leitete die Lößnitzstadt 1.288 Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen Temposünder ein.

„Aufgrund der Vielzahl der Messstellen und der Notwendigkeit, diese regelmäßig zu bedienen, kann die Zahl der Messungen nicht erhöht werden“, teilte das Sachgebiet Verkehrsangelegenheiten mit. Das Aufstellen eines stationären Blitzers ist auch nicht geplant, um Kraftfahrer zum Einhalten des Tempolimits zu erziehen. „Die Messungen mit unserem mobilen Gerät haben ergeben, dass es sich hier nur um geringfügige Überschreitungen handelt“, heißt es vonseiten der städtischen Verkehrsbehörde. Auch gebe es für die Kötitzer Straße statistisch gesehen keine Auffälligkeiten, die das Errichten einer stationären Anlage erforderlich machen würden.

Zur Erinnerung: Den jüngsten festen Blitzer ließ die Stadt an der Ecke Meißner, Forststraße im März 2020 aufstellen. Dort kam es zuvor zu mehreren schweren Unfällen, bei denen Fußgänger oder Radfahrer verletzt wurden. Grund: Unvernünftige Kraftfahrer versuchten immer wieder an der Straßenbahn vorbei zu überholen. Fünf Blitzsäulen gibt es insgesamt im Stadtgebiet.

Fußgängerampeln aufgestellt

Während des Zeitraums, in dem die Kötitzer Straße als Umleitungsstrecke dient, hat die Stadtverwaltung zwei Fußgängerampeln in Naundorf aufgestellt. Eine befindet sich Höhe Bertheltstraße, die andere bei der Bushaltestelle. „In erster Linie dienen diese beiden Ampeln der Schulwegsicherheit für die Schüler der Grundschule Naundorf“, informiert die Stadtverwaltung. Und die Mitarbeiter der Verkehrsbehörde meinen, dass bei regelgerechtem Verhalten aller Verkehrsteilnehmer eine Zunahme der Gefährdungen für Fußgänger nicht gesehen werden könne.

Dieses Verhalten vermisst die Anwohnerin jedoch bei den Kraftfahrern. Denn die Leute hinterm Lenkrad würden rücksichtlos auf die Tube drücken.