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Langes Warten auf Impftermin

Ein Radebeuler versucht seit Wochen seine zwei Piekse in den Impfzentren Dresden oder Riesa zu bekommen – bislang ohne Erfolg.

Von Silvio Kuhnert
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Im Impfzentrum Riesa werden werktags 760 Impfungen und am Wochenende 720 Impfungen pro Tag verabreicht. Maximal wären 900 Impfungen dort laut DRK-Landesverband möglich.
Im Impfzentrum Riesa werden werktags 760 Impfungen und am Wochenende 720 Impfungen pro Tag verabreicht. Maximal wären 900 Impfungen dort laut DRK-Landesverband möglich. © Klaus-Dieter Brühl (Symbolbild)

Radebeul. Wut und Frust haben sich bei Eberhard Mäbert angestaut, wie seiner Stimme am Telefon zu entnehmen ist. "Seit vier Wochen versuche ich, einen Impftermin zu bekommen", schimpft der 77-jährige Radebeuler. Jeden Tag geht er früh und abends online, um zu schauen, ob es in den beiden Impfzentren in seiner Nähe, Messe Dresden und Sachsenarena Riesa, freie Termine gibt. Jedoch bietet sich ihm immer dasselbe Bild im Serviceportal Countee: In den nächsten zehn Tagen sind alle vergeben. "Und die Hotline ist immer besetzt", berichtet Mäbert.

Einmal war er bislang durchgekommen und am Ende der Strippe nahm jemand den Hörer ab. Aber auch hier bekam Mäbert nur die Information, dass es derzeit keine Termine, weder in der Landeshauptstadt noch in der Stahlstadt gebe, weil nicht genügend Impfstoff vorhanden sei. "Seit über einem Jahr befinde ich mich mit meiner Frau in einer Art freiwilligen Quarantäne. Wir verzichten weitestgehend auf Kontakte und haben unsere Kinder und Enkel kaum gesehen", sagt Mäbert. Er will von Sachsens Sozial- und Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) wissen, warum es nicht ausreichend Impfstoffe gibt.

Knapp sieben Prozent der Sachsen zweimal geimpft

"Die Lieferung des Impfstoffes erfolgt über den Bund. Im Wesentlichen sind begrenzte Produktionskapazitäten im Zusammenhang mit der hohen Nachfrage dafür verantwortlich, dass der Impfstoff nur begrenzt zur Verfügung steht", teilt das Sozialministerium Sachsen mit.

Laut Robert-Koch-Institut sind mit Stand Freitagmorgen seit dem Impfstart zum Jahreswechsel 2020/21 bislang 852.363 Impfungen im gesamten Freistaat vorgenommen worden, davon 571.924 einmalig und 280.439 zweimalig. Die Impfquote beträgt bei einem Pieks 14 Prozent. Vollständig geimpft mit zwei Pieksen sind 6,9 Prozent der Sachsen.

In der Dresdner Messe werden pro Tag 1.140 Impfungen vorgenommen. Theoretisch sind in diesem Impfzentrum 1.400 Impfungen pro Tag möglich.
In der Dresdner Messe werden pro Tag 1.140 Impfungen vorgenommen. Theoretisch sind in diesem Impfzentrum 1.400 Impfungen pro Tag möglich. © Sebastian Kahnert/dpa

Mit dem Impfen in den Zentren ist das Deutsche Rote Kreuz (DRK) beauftragt. In Dresden und Riesa zusammenaddiert könnten theoretisch jeden Tag 2.300 Impfungen verabreicht werden, wenn genügend Impfstoff vorhanden wäre. Jedoch in der Praxis hängen die Zahlen hinterher. So werden im Impfzentrum Dresden von Montag bis Sonntag 1.140 Impfungen vorgenommen, im Impfzentrum Riesa sind es von Montag bis Freitag 760 Impfungen täglich und am Wochenende 720 Impfungen, sowohl am Sonnabend als auch am Sonntag, wie der DRK-Landesverband auf Anfrage von Sächsische.de informiert. Durch die Wiederfreigabe des Impfstoffs Astrazeneca für Menschen ab 60 Jahren waren kurzfristig neue freie Termine bis kommenden Mittwoch hinzugekommen.

DRK mit Terminbuchung zufrieden

Generell zeigt sich das DRK Sachsen mit dem Buchungssystem zufrieden. "Die organisatorische und technische Abwicklung der Terminvergabe mittels Online-Buchungsportal und Hotline hat sich bewährt", meint der Landesverband. Bisher wurden an beiden Standorten weit mehr als 300.000 Impf-Angebote - jeweils Erst- und Zweitimpfung - gebucht.

Allerdings gibt es eine Einschränkung bei der Terminvergabe übers Telefon. "Aufgrund der postalischen Versendung (und dem dabei zu berücksichtigenden Postweg) der Buchungsunterlagen können über die Hotline nur Termine gebucht werden, die sieben Tage im Vorfeld (also sieben Tage nach dem Buchungstag) liegen", berichtet der DRK-Landesverband. Dieser Weg sei bewusst geschaffen worden, um auch Personen, die keinen Computer nutzen oder über keinen Online-Zugang verfügen, die Terminbuchung zu ermöglichen. "Aufgrund der Turbulenzen in Bezug auf Impfstofflieferungen sowie des Impfstoffes selbst, müssen wir bei der Einstellung neuer Termine allerdings nach wie vor ‚auf Sicht fahren‘", führt das DRK weiter aus. Das heißt, es können häufig nur recht kurzfristig verfügbare Termine freigeschaltet werden, die dann aus den bereits erwähnten Gründen lediglich über das Online-Portal buchbar sind. "Hier erhoffen wir in der kommenden Zeit mehr Planungssicherheit", so das DRK.

Verbesserung soll mit Impfen durch Hausärzte kommen

Laut sächsischem Sozialministerium sollen bis Ende Juni dieses Jahres 60 Prozent der Sachsen ein Impfangebot erhalten. Ob dieses Ziel erreicht werden kann, hängt von vielen Faktoren ab. "Zunächst ist nicht bekannt, wie viele Menschen sich überhaupt impfen lassen wollen, dann ist unklar, ob durch die Zulassung weiterer Impfstoffe beziehungsweise einer Mehrlieferung der bereits vorhandenen Impfstoffe deutlich mehr Termine als momentan absehbar vergeben werden können", heißt es aus dem Köpping-Ministerium. Auch sei nicht absehbar, wie das flächendeckende Impfen in den Arztpraxen vorangehe. "Hier fehlen noch die Erkenntnisse, die Praxen sind gerade gestartet", heißt es weiter. Im Ministerium erwartet man jedoch eine Verbesserung durch die angekündigten höheren Liefermengen und das Impfen durch die Hausärzte.

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