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Warum der Wanderweg zum Pfeiffer in Radebeul gekappt ist

Früher konnten Wanderer über das Grundstück der Berggaststätte ungehindert laufen. Doch nun bleiben die Tore außerhalb der Öffnungszeiten zu. Der Eigentümer erklärt den Grund.

Von Silvio Kuhnert
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Auch rütteln am Tor hilft nichts. Dieses bleibt sowohl vom Pfeifferweg als auch von den Stufen im Rieselgrund aus außerhalb der Öffnungszeiten verschlossen. Der neue Eigentümer hat in die Berggaststätte viel investiert.
Auch rütteln am Tor hilft nichts. Dieses bleibt sowohl vom Pfeifferweg als auch von den Stufen im Rieselgrund aus außerhalb der Öffnungszeiten verschlossen. Der neue Eigentümer hat in die Berggaststätte viel investiert. © Arvid Müller

Radebeul. Die Radebeuler Traditionsgaststätte "Zum Pfeiffer", ein Berggasthaus am Osthang des Lößnitzgrundes, hat einen neuen Betreiber. Das freut viele, kann man doch seit diesem Sommer wieder in der schönen und warmen Jahreszeit hoch oben über der Lößnitzstadt im Biergarten den Ausblick aufs Elbtal genießen. Doch etwas trübt den Eigentümerwechsel und die Wiedereröffnung von Restaurant und Hotel. Der Wanderweg, der aus dem Tal hinauf nach Wahnsdorf führt, ist nicht mehr durchgängig und zu jeder Tageszeit begehbar.

Bereits im Frühjahr dieses Jahres beklagte eine Radebeulerin in den sozialen Netzwerken, dass sie nicht mehr ihren Lieblingswanderweg nutzen kann. Dieser führt über das Areal des Gasthofes vom Rieselgrund zum Pfeifferweg. Doch im Gegensatz zu früher war der Weg nicht mehr begehbar. Das Tor am Grundstück war zu. Daran hat sich offenbar nichts geändert. Dieser Tage musste eine andere Nutzerin feststellen: "Ja, vor dem Problem stand ich heute auch. Seit über 20 Jahren ist das mein Haus- und Hof-Wanderweg." Solche Wege dürfen ihres Erachtens nicht gesperrt werden.

Auch im Ortschaftsrat war der blockierte Aufstieg über die sogenannten Pfeifferstufen bereits wiederholt Thema. "Der Durchgang vom Lößnitzgrund über die Treppe nach Wahnsdorf muss öffentlich bleiben", lautet eine Forderung. Deshalb schlugen die Ortschaftsräte vor, dass der Weg öffentlich gewidmet werden sollte. Diesen Wunsch wiederholten sie auf ihrer jüngsten Sitzung gegenüber Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos). Das Stadtoberhaupt kündigte an, dass Gespräch mit dem neuen Eigentümer zu dieser Problematik zu suchen.

Viel in Haus und Grundstück investiert

Für über zwei Millionen Euro hat der Freitaler Bauunternehmer Michael Guselt den Gasthof erworben, den die Vorbesitzerin im Internet seit 2019 feilbot. Damals hat sie sich für den Verkauf entschieden, weil sie aus Personalmangel den Hotelbetrieb nicht mehr allein stemmen konnte. Das Gasthaus war bereits seit 2017 geschlossen. Der neue Eigentümer nahm rund 400.000 Euro in die Hand. Unter anderem ließ er die Wasser- und Abwasserrohre erneuern, Wände sanieren, neue Bäder in die elf Zimmer einbauen sowie die Terrasse mit dem wunderschönen Ausblick bis in die Sächsische Schweiz neu pflastern.

Der Wanderweg soll künftig neben dem Pfeiffer-Grundstück verlaufen. Doch der Hang ist steil, weshalb zuvor eine Holzkonstruktion gebaut wird.
Der Wanderweg soll künftig neben dem Pfeiffer-Grundstück verlaufen. Doch der Hang ist steil, weshalb zuvor eine Holzkonstruktion gebaut wird. © Arvid Müller

Pfeiffer-Eigentümer Guselt berichtet, dass der Fußweg ausschließlich dem Besuch seines Restaurants dient. "Er kann deshalb nur dann benutzt werden, wenn das Restaurant geöffnet ist. Darauf wird ausdrücklich am Beginn des Fußweges durch ein großes Schild hingewiesen", teilt er mit. Seine Gaststätte hat Donnerstag und Freitag von 16.30 Uhr bis 22 Uhr sowie am Sonnabend von 11.30 bis 22 Uhr und Sonntag von 11.30 bis 18 Uhr geöffnet.

Wie er weiter ausführt, ist für sein Grundstück kein Wegerecht eingetragen. Auch im Kaufvertrag gab es dazu keinerlei Hinweise. "Es gibt auch keinerlei Anzeichen, dass hier ein öffentlicher Weg verzeichnet sein soll. Dies kann auch nicht sein, da dieser dann mitten durch das Grundstück der Gaststätte Pfeiffer hindurchführen würde", so Guselt.

Problem mit ungebetenen Gästen

Er verweist darauf, dass er die Gesamtanlage mit sehr großem persönlichen und finanziellen Aufwand restauriert und viel Herzblut in die Wiederbelebung des Pfeiffers steckt. Auch finanziell habe er erhebliche Investitionen getätigt, "sodass ein freier Zugang auf das Gelände der Gaststätte für Dritte zu jeder Zeit objektiv nicht möglich ist. Dazu kommt, dass natürlich auch erhebliche Sicherheitsbedenken bestehen, wenn sich dann auf dem Gelände bewegt wird, ohne, dass Personal anwesend ist", so Guselt. So ist das Gelände zum Teil sehr stark abschüssig. "Wir möchten nicht in die Verantwortung genommen werden, wenn dann Dritten irgendetwas passiert", so Guselt.

Neben den Sicherheitsaspekten hat er auch Sorge vor Vandalismus auf dem Pfeiffer-Areal. "Wir möchten, dass der Zustand, so wie wir ihn jetzt geschaffen haben, auch erhalten bleibt, was nicht gewährleistet ist, wenn zu jeder Zeit Dritte Zugang auf dieses Privatgrundstück hätten. Dazu ist die installierte Technik auch zu wertvoll", erklärt der Eigentümer.

Der neue Eigentümer hat die Terrasse...
Der neue Eigentümer hat die Terrasse... © Arvid Müller
...und die Innenräume des Restaurants hübsch gemacht.
...und die Innenräume des Restaurants hübsch gemacht. © Arvid Müller
Besucher des Pfeiffers haben einen schönen Ausblick.
Besucher des Pfeiffers haben einen schönen Ausblick. © Arvid Müller

Dass diese Sorge nicht unberechtigt ist, bestätigt Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) nach einem Gespräch mit dem Pfeiffer-Besitzer: "Es gab Probleme mit ungebetenen Gästen." In den Abendstunden machten diese sich auf der Terrasse breit, schleppten Feuerschalen an und feierten Party. Deshalb zeigt das Stadtoberhaupt Verständnis, dass der Besitzer die Tore zum Grundstück außerhalb der Öffnungszeiten geschlossen hält.

Lösung für eine Alternativroute

Eine öffentliche Widmung, wie vom Ortschaftsrat gewünscht, sei auf einem privaten Grundstück gegen den Willen des Eigentümers nicht möglich, führt der Rathauschef fort. Das gemeinsame Gespräch bezeichnet er als angenehm und konstruktiv. Denn bei der Unterredung haben sich Wendsche und Guselt auf eine Lösung verständigt. "Perspektivisch wird der Wanderweg am Pfeiffer-Grundstück vorbeigeführt", berichtet das Stadtoberhaupt. Denn die Stufen aus dem Rieselgrund führen teilweise über städtischen Grund und Boden und sind öffentlich gewidmet. Nur am Tor vom Pfeiffer ist außerhalb der Öffnungszeiten Schluss. Damit der Wanderweg wieder durchgängig zu jedem Zeitpunkt nutzbar wird, soll er an der Westseite des Grundstücks entlang bis zum Pfeifferweg geführt werden.

Allerdings ist der Hang an der Stelle sehr steil und abfallend, weshalb eine Holzbrückenkonstruktion neben dem Pfeiffer-Grundstück gebaut werden muss. "Das wird ein paar Euros kosten", so Wendsche. Aber ohne ein Bauwerk ist die Abrutschgefahr zu groß. Das Projekt soll mittelfristig umgesetzt werden.