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Weinböhla: Pestorado schaltet um auf Weihnachtsproduktion

Seit fast zehn Jahren gibt es handgemachte Pasta aus Weinböhla. Inzwischen gibt es sie auch schon in einigen Supermärkten der Region.

Von Martin Skurt
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Melanie und Christian Prohl führen zusammen die Weinböhlaer Nudelmanufaktur "Pestorado". Inzwischen gibt es zwar kein Pesto mehr, dafür aber Olivenöl, Grappa und Wein und natürlich: handgemachte Nudeln.
Melanie und Christian Prohl führen zusammen die Weinböhlaer Nudelmanufaktur "Pestorado". Inzwischen gibt es zwar kein Pesto mehr, dafür aber Olivenöl, Grappa und Wein und natürlich: handgemachte Nudeln. © Claudia Hübschmann

Weinböhla. Wer die Produktionshallen der Nudelmanufaktur in Weinböhla betritt, merkt sofort: Hier wird gearbeitet. Man sieht zunächst verschiedene Nudelsorten nach klassisch italienischem Rezept aus Hartweizengries, aber auch besondere Sorten aus dem Urgetreide Emmer, Dinkel und Roggen. Alles handgemacht mit der eigenen Nudelmaschine und ausgesuchten Zutaten aus der Region. So stammt das Getreide von der Dresdner Mühle. "Wir arbeiten mit natürlichen Zutaten, verwenden keine Geschmacksverstärker. Unsere Nudeln kann man am besten pur mit gutem Olivenöl und Parmesan genießen", sagt Geschäftsführerin Melanie Prohl. Ihr Mann Christian stellt die Nudeln her. Den Familienbetrieb gibt es seit 2014 in Weinböhla. Seitdem hat sich einiges verändert.

"Am Anfang dachten wir, die Menschen reißen uns die Produkte online aus der Hand", sagt Melanie Prohl. Beide haben viel in Onlinemarketing und -optimierung gesteckt. "Wir saßen bei der Eröffnung des Onlineshops vor dem Rechner, aber es ist nichts passiert", erinnert sich Christian Prohl. Heute können beide darüber lachen. Das Ehepaar hat aber nicht aufgegeben, im Gegenteil. Sie machten sich in der Region einen Namen und bauten ihre Marke "Pestorado" weiter auf.

Lebensmittelhandel ist inzwischen Hauptgeschäft

Inzwischen stehen ihre Produkte in verschiedenen Rewe- und Edeka-Supermärkten der Region genauso wie in Feinkost- und Einzelhandelsläden. Seit Juli beliefern sie nun auch einzelne Konsum-Läden in Dresden. "Das ist natürlich nur der erste Schritt, Kunden müssen die Ware anschließend auch kaufen", sagt Melanie Prohl. "Aber die Partnerschaften helfen uns extrem, präsent zu sein. Die Leute müssen nicht extra nach Weinböhla fahren, um unsere Produkte zu erhalten." Dadurch hat sich der Lebensmitteleinzelhandel nach und nach zu ihrem Hauptgeschäft entwickelt.

Vor eineinhalb Jahren war das noch anders, als sich ihre Manufaktur im Zentralgasthof befand. Zu Zentraler-Zeiten gab es zusätzlich zur Nudelproduktion noch eine Gastronomie mit kleiner Tageskarte und Catering. Ende 2021 wäre das Geschäftspaar Prohl aber gezwungen gewesen, sich unternehmerisch zu entscheiden. "Wir konnten nicht mehr zwei Geschäfte aufrechterhalten, wir haben uns zwischen beiden aufgerieben", sagt Melanie Prohl, die als studierte BWLerin und Wirtschaftsinformatikerin lange als Unternehmensberaterin arbeitete. Das Ehepaar wäre deswegen schnell zu dem Punkt gekommen, zu seinen Ursprüngen zurückzukehren: die Nudelherstellung. Jetzt im neuen Geschäft am Ehrlichtweg in Weinböhla haben sie sich von der Gastro und dem Catering verabschiedet.

Die vier Jahre im Zentraler liefen trotzdem gut. Besonders das Catering war beliebt. Auch heute kommen immer noch Anfragen dazu, die Pestorado leider vertrösten muss. Nur zu zweit konnten es beide nicht stemmen. "Ein Gastro-Betrieb war auch vor Corona nicht leicht. Dann kamen noch Preissprünge, Personalmangel und die Energiekrise hinzu", sagt Melanie Prohl. Ihr Mann, der eine 25-jährige Erfahrung als Koch hat, ergänzt: "In der Gastro bleibt wenig übrig, obwohl man Tag und Nacht arbeitet."

Eine Tonne Nudeln pro Woche

Inzwischen produzieren sie pro Woche etwa eine Tonne Nudeln. 25 Kilogramm Hartweizengries geht pro Ladung in die Nudelmaschine sowie Wasser und weitere Zutaten. Die Rezepte sind natürlich geheim. Etwa zehn Minuten wird der Teig geknetet, bevor daraus Nudeln geformt werden. Danach kommen sie in den Trockenraum. Dort werden die Nudeln nicht mit großer Hitze getrocknet wie bei der industriellen Produktion, "sondern schön langsam bei maximal 25 Grad", sagt Melanie Prohl. Das dauert etwa drei Tage.

Warum werden die Nudeln so langsam getrocknet? Erstens, damit sie nicht reißen und im Topf ihre Form behalten und zweitens, damit sie ihren Geschmack bewahren, erklärt Melanie Prohl in einem aktuellen Youtube-Video von Kay "Rizzo" Rätzer. Mit seiner Youtube-Serie "Rizzo on Tour" stellt der Freitaler Koch und Unternehmer regionale Betriebe vor und blickt für die Zuschauer hinter die Kulissen.

Im selben Video nennt Melanie Prohl, dass der Werksverkauf in Weinböhla mittwochs und freitags geöffnet ist. Das hat sich mittlerweile geändert. Im Gespräch mit Saechsische.de verrät sie, dass ab August das Geschäft nur noch jeden Freitag geöffnet ist. "Nächste Woche starten wir mit der Weihnachtsproduktion, also noch vor dem Stollen, auch wenn das komisch klingt", sagt Christian Prohl. Er erklärt es damit, da sie ja nur zu zweit sind. "Wir müssen jetzt anfangen, sonst schaffen wir es nicht", sagt die Geschäftsführerin. Bis Weihnachten geben sie nun nach eigenen Aussagen Vollgas, um ihre Produktionsziele zu erreichen.

  • Werksverkauf ab August nur noch freitags von 13 bis 17 Uhr, Ehrlichtweg 7, Weinböhla.
  • Kontakt: Telefon unter 035243 463410 oder per E-Mail [email protected]