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Reisetipp Österreich: Wundervolle Winterwelt im Tiroler Hochtal

Die Wildschönau ist für Urlauber längst kein Geheimtipp mehr. Eine familiäre Atmosphäre in traumhafter Almkulisse zieht immer mehr Besucher an. Selbst Brasilianer haben das erkannt.

Von Andreas Pfitzner
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Sonne, Schnee und Traumlandschaft – Winter-Wanderherz, was willst du mehr?!
Sonne, Schnee und Traumlandschaft – Winter-Wanderherz, was willst du mehr?! © Wildschönau Tourismus/H. Dabern

Einfach mal stehen bleiben. Die himmlische Stille genießen. Wenig später lassen meine Schritte den Schnee unter den Füßen knirschen. Die weiße Pracht hat sich auf Zweige gelegt, Sonnenstrahlen entdecken das Dach der kleinen Kapelle. Einige Meter entfernt lädt der Alpengasthof ein, während die Schaukäserei Winterschlaf hält. Dort, wo in der warmen Jahreszeit preisgekrönter Käse produziert wird und Touristen aus aller Welt Kostproben erhaschen.

Ich stehe auf der knapp 1.200 Meter hohen Schönangeralm in der Wildschönau, einem Tiroler Hochtal. Gleich nebenan drehen Langläufer auf der sechs Kilometer langen Loipe ihre Runden. Hier endet die Straße, nur ein Winterwanderweg führt noch bis zur Kundlalm. Dann ist schon der Talschluss erreicht, wo die höchsten Berge der Wildschönau die Almkulisse umrahmen.

Auffach, Thierbach, Oberau und Niederau – ich will die vier Orte des Hochtals besuchen. Kommen Sie mit, es gibt viel zu erleben! In Auffach steigen Abfahrtsläufer aus dem Bus. Mit der Gondelbahn gelangen sie zum 1.900 Meter hohen Schatzberg, der mit 113 Pistenkilometern und 45 Liftanlagen zum „Ski-Juwel Alpbachtal Wildschönau“ gehört. Reges Treiben empfängt mich auf der Mittelstation der Schatzbergbahn. Im dortigen Zwergenland versuchen sich kleine Zweibeiner an ersten Skikurven, was deren Eltern bei einem Heißgetränk auf der Terrasse des Berghauses Koglmoos mit Staunen honorieren.

Das fünfte Dorf liegt in Brasilien

Anschließend bringt mich der Skibus ab Auffach am einzigartigen Holzmuseum vorbei ins 160-Seelen-Dorf Thierbach, das höchstgelegene Kirchdorf der Kitzbüheler Alpen. Wer die Abgeschiedenheit der Bergwelt sucht, wird sie hier finden. Eine Handvoll Bauernhöfe, zwei Gasthäuser, eine Kirche sowie eine der kleinsten Schulen Österreichs gehören zum Ort. In der Schule werden meist um die zehn Kinder unterschiedlicher Jahrgänge unterrichtet.

Zeit für einen kleinen Imbiss. Im Gasthaus „Sollererwirt“ treffe ich Christine Silberberger vom Tourismusverband. Was hat die Wildschönau, was andere nicht haben, möchte ich gern von ihr wissen. „Es ist wie ein Nest mit dörflichem Charakter“, sagt sie. „Wir haben keinen Durchgangsverkehr, auf den Bauernhöfen leben jeweils zwei, drei Generationen zusammen. Der familiäre Zusammenhalt wird gelebt, auch Hotels und Pensionen sind familiengeführt. Die Leute kommen in vielen Vereinen und Musikgruppen zusammen.“

Rasante Abfahrten mit spektakulären Kreiseln garantiert der Drachenflitzer im Familienpark Oberau.
Rasante Abfahrten mit spektakulären Kreiseln garantiert der Drachenflitzer im Familienpark Oberau. © Wildschönau Tourismus/H. Dabern

Eigentlich zählt sogar noch ein fünftes Dorf zur Wildschönau. Doch das liegt in Brasilien. Wo? Ja, tatsächlich – der Ort Dreizehnlinden befindet sich rund 10.000 Kilometer entfernt im Bundesstaat Santa Catarina. Dahin wanderten vor knapp 100 Jahren auch einige Wildschönauer aus. Noch heute wird dort Tirolerisch gesprochen und im Tiroler Stil gebaut. Regelmäßig besuchen sich Einwohner beider Orte gegenseitig.

Touristen treffen auf entspannte Einheimische

So kam auch Andreia Kostenzer in die Wildschönau. Vor wenigen Jahren wollte sie hier nur ein Hotel-Praktikum absolvieren, dann blieb sie für immer. Mit ihrem Mann betreibt sie heute den Hörbig-Hof in Thierbach, das Stammhaus der Hörbiger-Dynastie. Zu den Familienmitgliedern zählte auch Schauspielerin Christiane Hörbiger, die 2022 mit 84 Jahren verstarb.

Unterkünfte für die Wintersaison sollte man rechtzeitig buchen, denn vor allem im Dezember und während der Winterferien sind alle rund 7.000 Gästebetten belegt. Vorwiegend Deutsche, Holländer und Engländer fühlen sich hier wohl. Warum ist dieses Hochtal bei Urlaubern so beliebt? Vermutlich, weil die Anreise aus Deutschland vergleichsweise nicht so lange dauert und viel Wert auf Familienurlaub mit Kindern gelegt wird.

Außerdem treffen Touristen auf ziemlich entspannte Einheimische, die wenig Wert auf viel Tamtam legen. Apres-Ski sucht man hier vergeblich, obwohl die eine oder andere Bar am Abend gut besucht ist und Restaurantplätze fürs Abendessen reserviert werden sollten.

Ski-Show als Highlight es Abends

Mit Akrobatik auf dem Ski beeindrucken Skilehrer und -schüler bei der Dragon Winter Night.
Mit Akrobatik auf dem Ski beeindrucken Skilehrer und -schüler bei der Dragon Winter Night. © Andreas Pfitzner

Jetzt wird es lauter. Einige Hundert Schaulustige vergnügen sich bei der „Dragon Winter Night“, die in dieser Saison ihre Premiere feiert. Eisdisco, Livemusik und flotte Fahrten mit dem Alpine Coaster „Drachenflitzer“, einer der längsten Rodelbahnen Tirols, sorgen für eine stimmungsvolle Atmosphäre im Oberauer Familienpark. Klar, dass auch Tiroler Schmankerl nicht fehlen dürfen, die Vereine aus der Region an ihren Ständen anbieten. Der Höhepunkt des Abends ist ganz sicher die Ski-Show am Hang hinter dem Hotel Tirolerhof. Skilehrer und -schüler haben wochenlang ein Programm einstudiert, das sie den begeisterten Besuchern präsentieren.

Vier Kilometer weiter an der Talstation der Markjochbahn in Niederau verteilt Rainer Schoner Stirnlampen. Es ist kurz nach 20 Uhr, und 15 Touristen wollen mit dem Bergwanderführer durch den Tiefschnee stapfen. Natürlich mit Schneeschuhen, um nicht einzusinken. „Stöcke sind eigentlich überflüssig. Die gibt es erst, seit es Touristen gibt“, sagt er schmunzelnd.

Wohl wissend, dass seine Worte als Scherz verstanden werden. „Früher gingen Leute ohne Stöcke, weil sie beide Arme zum Tragen verschiedener Dinge brauchten. Mit den Stöcken ist es etwas sportlicher, es erleichtert das Gehen.“

Einfach mal stehen bleiben...

Rainer ist ein Ur-Wildschönauer. Hier geboren und aufgewachsen, zog es ihn schon als Kind immer wieder in die Natur. Der 46-Jährige ist einer von etwa 150 Skilehrern, die in Spitzenzeiten 450 Kinder in vier Sprachen unterrichten. Und „ganz nebenbei“ gründete er noch eine Mountainbike-Schule und ist als deren Guide unterwegs.

Bergwanderführer Rainer Schoner führt Urlauber auf Schneeschuhen durch die Nacht.
Bergwanderführer Rainer Schoner führt Urlauber auf Schneeschuhen durch die Nacht. © Andreas Pfitzner

Knapp zwei Stunden laufen wir im Schein der Stirnlampen durch Wälder, über Felder und am Rand der Pisten. Nur der Halbmond schaut zu. Lichter erhellen die Orte im Tal. Da ist sie wieder, die wundervolle Wildschönauer Winterlandschaft. Einfach mal stehen bleiben…

Sparen mit der Wildschönau-Card

  • Anreise: 580 Kilometer mit dem Auto, etwa acht Stunden mit Bahn und Bus (über Leipzig, München und Wörgl).
  • Unterkünfte: Ob Hotel oder Ferienwohnung – für jeden Geschmack ist etwas dabei. Beispiele: Tirolerhof in Oberau – 7 x DZ/Ü/HP ab 730 Euro p. P., 7 x DZ/Ü/HP ab 990 Euro p. P. mit sechstägigem Skipass – jeweils viele Inklusivleistungen; Hotel Sonne in Niederau –7x DZ/Ü/F/2 Pers. ab 812 Euro. Die Wildschönau-Card ist ab einer Übernachtung kostenfrei erhältlich. Fahrten mit dem Skibus sowie Teilnahme an geführten Winterwanderungen sind ebenso enthalten wie zahlreiche andere Bonusleistungen.
©  SZ-Grafik: Gernot Grunwald
  • Das „Ski Juwel Alpbachtal Wildschönau“ mit den beiden Gondelbahnen (Schatzbergbahn und Markbachjochbahn) und Pisten aller Schwierigkeitsgrade ist von Anfang Dezember bis Anfang April in Betrieb und mit dem benachbarten Alpbachtal verbunden.
  • Der Skipass kostet in der Hauptsaison (Mitte Dezember bis Mitte März) pro Tag 62,50 Euro/Erwachsene; pro Woche 354,50 Euro/Erwachsene, Kinder zahlen etwa die Hälfte.
  • 50 Loipenkilometer, 40 Kilometer Winterwander-Wegenetz, geführte Schneeschuhwanderungen (über Wildschönau Tourismus buchbar), Rodeln auf Naturbahnen oder dem „Drachenflitzer“, Eislaufen im Familienpark Oberau sowie Pferdeschlittenfahrten und Tandem-Gleitschirmflüge runden das Programm ab.
  • Die Bummelbahn fährt einmal wöchentlich von Auffach zur Schönangeralm und zurück (mit Wildschönau-Card 10 Euro p. P.)
  • Fahrten mit dem „Drachenflitzer“ in Oberau kosten 10 Euro pro Fahrt/Erwachsene, 36 Euro für vier Fahrten/Erwachsene sowie 8 Euro pro Fahrt/Kind beziehungsweise 29 Euro/vier Fahrten.
  • Die Recherche wurde unterstützt von Wildschönau Tourismus.