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Finales Spiel im Grube-Stadion: "Es kann funktionieren"

In der alten Spielstätte in Riesa laufen Vorbereitungen, um sie für eine letzte Fußballpartie fit zu machen. Doch es gibt noch einige Herausforderungen.

Von Eric Weser
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Jan Massarczyk ist die treibende Kraft hinter der Idee, dass im Ernst-Grube-Stadion noch einmal vor Zuschauern Fußball gespielt werden soll.
Jan Massarczyk ist die treibende Kraft hinter der Idee, dass im Ernst-Grube-Stadion noch einmal vor Zuschauern Fußball gespielt werden soll. © Foto: SZ/Eric Weser

Riesa. Am Ende des Nachmittags kommen sie ins Schwelgen. An die Spiele von einst. Wo man damals selbst saß. Welche Teams auf dem Platz standen. Was die Bockwurst kostete. Wie die Leute nebenan auf den Dächern hockten. "Genau dafür machen wir das alles doch", sagt Jan Massarczyk zu den zwei Männern neben sich. Die lachen und nicken zustimmend.

Es ist Vorfreude auf das, was kommen könnte. Wenn es denn gelingt, das Ernst-Grube-Stadion für eine letzte Partie herzurichten. In dem Fall dürften dann nicht nur drei, sondern einige Hundert Fußballfreunde am Spielfeldrand stehen und ihre Erinnerungen an die glorreichen Zeiten der Spielstätte miteinander teilen, während auf dem Platz noch einmal zwei Teams um den Sieg ringen.

Familienvater mit spezieller Fußballleidenschaft

Dass so ein letztes Spiel im alten Stadion an der Breitscheidstraße in wenigen Monaten Realität wird, daran arbeitet Jan Massarczyk seit einer Weile. Der Familienvater stammt aus der Dresdner Ecke und lebt seit fünf Jahren in Meerane. Beruflich ist der Anfang Vierzigjährige in der Automobilbranche unterwegs.

In seiner Freizeit ist Massarczyk passionierter Groundhopper, tingelt also über Fußballplätze und schaut sich Spiele örtlicher Klubs an – nicht nur in Deutschland. Zwar habe sich das mit dem Hobby durch Familie und Kinder etwas beruhigt, sagt er. Doch "hoppen" fahre er trotz alledem immer noch. Nur eben nicht mehr zu 300 Spielen im Jahr wie einst.

"Eine der historisch bedeutsamsten Spielstätten"

Seit der Corona-Zeit hat sich Massarczyk außerdem darauf verlegt, Fußballspiele auf alten, verloren geglaubten Fußballplätzen ins Leben zu rufen. Drei solcher Partien gab es bislang. Bei der Reaktivierung des einstigen DDR-Oberliga-Platzes Roter Hügel in Meerane im Vorjahr sei die Idee aufgekommen, so etwas im Grube-Stadion zu machen. Die Riesaer Spielstätte sei eine der historisch bedeutsamsten im Osten, findet Jan Massarczyk, der hier nach eigenem Bekunden auch selbst vor einigen Jahren noch Spiele erlebt hat.

Die Stadt Riesa als Stadioneigentümerin hat nichts gegen das Vorhaben, unterstützt es allerdings auch nicht durch Geld oder Personal. Hilfe bekommt Jan Massaczyk zum Beispiel von Ortsansässigen wie Hartmut Titze, ebenfalls Fußallfreund und Groundhopper. Oder Michael Horn, Fußballtrainer aus Riesa und beruflich im Garten- und Landschaftsbau. Beide Männer packen im Stadion mit an, beseitigen wucherndes Grün. Grund reinbringen, das ist im Moment eine wichtige Aufgabe. Damit es gar nicht erst groß anfängt zu sprießen und zu grünen auf den Publikumsplätzen.

Wenige, aber willige Helfer

Doch das größte Problem ist der Platz. Holprig ist der und voller verkrauteter, teils holziger Gewächse. Jan Massarczyk scharrt mit seinen Schuhen zwischen den Pflanzen auf dem Spielfeld herum, bis Erde zum Vorschein kommt. "Das Holzzeug muss erst mal raus, um eine vernünftige Basis zu kriegen." Das soll möglichst in den nächsten Tagen passieren.

Sein Kernproblem sei eine relativ schlechte Vernetzung hier vor Ort, sagt Massarczyk, der nach eigenem Bekunden zuletzt etwa fünf, sechs Mal in Riesa war, um das Projekt voranzubringen. Ein paar Unterstützer aus der Region hat er zwar gefunden. Doch ein Verein ist bisher nicht angesprungen. So hatte Stahl Riesa relativ zügig abgesagt. Andere Klubs haben sich bislang noch nicht positioniert. Aber deshalb vom Vorhaben ablassen? "Natürlich ist es im Moment ein bisschen zäh, aber wenn du nichts machst, springt auch keiner auf", sagt Jan Massarczyk.

Vorteile für Vereine

Aus Sicht des Fußballfreunds hätte es für einen regionalen Verein durchaus Vorteile, bei der Grube-Reaktivierung mitzumachen. Über ein Fußballmatch im Stadion, das viele Zuschauer locken dürfte, lasse sich einiges für die Vereinskasse verdienen. Im Gegenzug müsse ein Klub aber auch etwas dafür tun und unter anderem Veranstalter werden. Was das Übernehmen dieser Verantwortung angeht, sind hiesige Vereine bislang offenbar eher zurückhaltend.

Und wenn kein hiesiger Klub mitmacht? Zwei Teams zu bekommen, die bei einer Partie im Grube-Stadion auflaufen, sei eigentlich kein Problem, ist Jan Massarczyk überzeugt. Es habe sogar schon eine Mannschaft aus Braunschweig angefragt, ob sie antreten könne.

"Es kann natürlich auch noch scheitern"

Die größere Herausforderung bestehe darin, das Drumherum zu organisieren. Notfalls, macht der Wahl-Meeraner deutlich, sei eine Veranstaltung im Stadion auch ohne ortsansässigen Verein denkbar – auch wenn das nicht ganz der Grundidee hinter dem Projekt entspreche.

Vorerst treibt Jan Massarczyk sein Riesaer Vorhaben deshalb mit den Mitstreitern voran, die er hat. "Es kann funktionieren", sagt er mit Blick auf die geplante Partie, die wenn, dann vor den Sommerferien stattfinden soll. "Natürlich kann es auch noch scheitern", so der Fußballfreund mit Blick auf die ein oder andere Herausforderung, die noch bevorsteht – angefangen beim Platz. "Aber es ist nicht aussichtslos."