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Riesa: Kassiererin nach Ladendiebstahl gestorben

Bei einer Auseinandersetzung mit zwei jugendlichen Dieben war die Frau schwer verletzt worden. Nun ermittelt die Kripo gegen einen 15-Jährigen.

Von Stefan Lehmann
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In einem Markt an der Merzdorfer Straße war eine Kassiererin von einem jungen Ladendieb verletzt worden. Nun ist die Frau tot. Ob ein Zusammenhang zum Vorfall besteht, ist unklar.
In einem Markt an der Merzdorfer Straße war eine Kassiererin von einem jungen Ladendieb verletzt worden. Nun ist die Frau tot. Ob ein Zusammenhang zum Vorfall besteht, ist unklar. © Sebastian Schultz

Riesa. Die Kassiererin, die bei einer Auseinandersetzung mit zwei Ladendieben vor knapp zwei Wochen verletzt wurde, ist SZ-Informationen zufolge gestorben.

Die 51-Jährige hatte am 10. November gemeinsam mit einem Kollegen eine 17-Jährige und einen 15-Jährigen beim Stehlen in einem Rewe-Markt an der Merzdorfer Straße erwischt. Als die beiden Jugendlichen bemerkten, dass die Polizei gerufen werden sollte, versuchten sie zu fliehen. Dabei war die Mitarbeiterin schwer, ihr Kollege leicht verletzt worden.

Auf Nachfrage hielt sich die Polizei zu dem Vorfall zunächst bedeckt. Sprecher Marko Laske erklärte am Montag, in dem Fall ermittle die Kriminalpolizei – allerdings schon von Beginn an: Für Fälle von minderjährigen Straftätern gibt es ein eigenes Kommissariat "Jugend". Die Polizei führe derzeit zwei Ermittlungsverfahren. "Im Detail wegen Diebstahls gegen eine 17-Jährige sowie wegen Körperverletzung gegen einen 15-Jährigen." Weiterführende Aussagen könne man gegenwärtig nicht treffen.

Rechtsextremist macht Stimmung

Offen blieb damit am Montag auch, in welchem Zusammenhang der Tod der Frau mit dem Tumult infolge des versuchten Ladendiebstahls steht. Direkt nach dem Vorfall hatte die Polizei erklärt, Waffen seien nicht im Spiel gewesen. Die beiden Tatverdächtigen waren kurz nach ihrer Flucht im Stadtgebiet gestellt worden. Weitere Details zum Geschehen gab die Polizei am Montag zunächst nicht bekannt – unter Verweis auf die noch laufenden Ermittlungen der Kripo.

Ungeachtet der unklaren Informationslage kursierten schon am Wochenende Gerüchte in den sozialen Netzwerken. Der Riesaer NPD-Stadtrat Jürgen Gansel nutzte die Meldung, um Stimmung gegen Ausländer zu machen, behauptete in einem Beitrag, die Frau sei "von Ausländern attackiert" worden und zudem, die 51-Jährige sei "ihren Verletzungen erlegen".

Schon kurz nach Bekanntwerden des Vorfalls im Rewe-Markt war teils kritisiert worden, dass die Nationalität der 17-Jährigen und des 15-Jährigen von der Polizei nicht genannt wurde.

Sprecher Marko Laske verteidigt dieses Vorgehen am Montag: "Wir nennen grundsätzlich die Nationalität von Tatverdächtigen", betont er. Für Kinder und Jugendliche treffe dieser Grundsatz aber nicht zu, weil für sie besondere Schutzinteressen gelten. Erst recht in einem übersichtlichen Ort wie Riesa, in dem sie womöglich schnell identifizierbar seien, so Laske. "Das ist sicher eine Einzelfallbetrachtung", so der Polizeisprecher weiter. Er verweist etwa auf die "originäre Schwere des Delikts". Er wolle Ladendiebstahl und Körperverletzung nicht verharmlosen, "aber da muss es eine Abwägung geben".

Nach Angaben der polizeilichen Kriminalstatistik waren zuletzt von rund 10.000 tatverdächtigen Ladendieben in Sachsen etwa ein Drittel keine deutschen Staatsbürger. Im Landkreis Meißen liegt diese Quote niedriger: Hier wurden im vergangenen Jahr 106 nicht deutsche Verdächtige erfasst, was einem Anteil von 25 Prozent entspricht. Bei Gewaltdelikten ermittelte die Polizei im Landkreis vergangenes Jahr 308 Tatverdächtige, davon 68 nicht deutsche. Bei Körperverletzung mit Todesfolge waren 2020 sachsenweit knapp 20.000 Verdächtige ermittelt worden, der Anteil Nichtdeutscher beträgt etwa 22 Prozent.