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Riesa: Muskator-Investor zeigt sich schwer verärgert

Die anhaltende Baublockade für das Gelände macht den Karlsruher Michael Andris wütend. Aber nicht nur das.

Von Eric Weser
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Das Muskatorgelände aus Richtung der Elbwiesen am Stadtpark: Die Siloanlage hinter dem Maschinenturm soll nach dem Willen der Eigentümer weg. Der Stadtrat könnte den Weg dafür freimachen, schiebt aber eine Entscheidung dazu vor sich her.
Das Muskatorgelände aus Richtung der Elbwiesen am Stadtpark: Die Siloanlage hinter dem Maschinenturm soll nach dem Willen der Eigentümer weg. Der Stadtrat könnte den Weg dafür freimachen, schiebt aber eine Entscheidung dazu vor sich her. © Foto: SZ/Eric Weser

Riesa. Der Karlsruher Geschäftsmann Michael Andris hat sich gegenüber der SZ mit deutlichen Worten zur Bausperre für das Muskatorgelände geäußert. Er sei "bitterböse" und ihm stehe "die Wut bis zum Hals", so Andris, der sich bereits vor einigen Monaten verstimmt gezeigt hatte, wie die Stadtpolitik mit den Abrissanträgen von Andris und seinen Geschäftspartnern für mehrere Bauten auf dem Areal umgeht.

Michael Andris vor drei Jahren in Riesa: Damals stellte er Pläne für das Muskatorgelände vor. Sie haben sich inzwischen geändert, doch etwas an den Gebäuden machen darf der Investor nicht. Der Abriss der großen Silos (im Hintergrund) ist bislang jedenfall
Michael Andris vor drei Jahren in Riesa: Damals stellte er Pläne für das Muskatorgelände vor. Sie haben sich inzwischen geändert, doch etwas an den Gebäuden machen darf der Investor nicht. Der Abriss der großen Silos (im Hintergrund) ist bislang jedenfall © Sebastian Schultz

Dazu muss man wissen: Michael Andris gehört gemeinsam mit zwei Geschäftspartnern wesentliche Teile des Muskatorgeländes inklusive des hohen Maschinenturms und der daneben gelegenen Siloanlage. Die Siloanlage wollen die Investoren abtragen lassen, da sie offenbar keine Verwendung dafür sehen. Geschätzte Kosten dafür nach früheren Angaben: netto rund zwei Millionen Euro.

Hintergrund von Andris' massiver Verärgerung ist, dass seit 2021 eine Veränderungssperre für das Gesamtgelände existiert. Sie wurde vom Riesaer Stadtrat beschlossen und Ende 2022 nochmals für ein Jahr verlängert. "Damit wird eine geordnete städtebauliche Entwicklung dieses wichtigen innerstädtischen Areals sichergestellt", erklärt die Stadtverwaltung. Praktisch bedeutet die Sperre, dass auf dem Muskatorgelände baulich nichts verändert werden darf – es darf nichts neu errichtet und auch nichts abgerissen werden.

Stadträte vertagen Thema immer wieder

Zwar sind Ausnahmen für die betroffenen Eigentümer möglich: So hatte der Stadtrat im Mai Anträgen zugestimmt, dass zwei an den Maschinenturm grenzende Trafohäuser abgerissen werden dürfen. Das hatten das Investorenteam um Michael Andris und die städtische Wohnungsgesellschaft Riesa – der zweite wesentliche Eigentümer auf dem Muskatorgelände – zuvor beantragt.

Entscheidungen zu weiteren beantragten Gebäudeabrissen hatten die Stadträte aber durch Mehrheitsentscheidung damals vertagt. Darunter waren auch die Abrissanträge von Michael Andris und seinen Partnern für die Rundsilos und den Verbindungsbau zum Maschinenturm.

Man wolle sich keine Optionen verbauen, das Gelände zu entwickeln, hatten Stadträte die Vertagung begründet. Zuvor hatten sich Stimmen aus Riesa gegen überstürzte Abrisse auf dem Muskatorgelände ausgesprochen. Abriss-kritische Stadträte verwiesen außerdem darauf, dass Architekturstudenten der TU Dresden noch an Entwürfen für künftige Nutzungen der Gebäude arbeiten würden. Man wolle die Studenten nicht vor den Kopf stoßen, in dem man jetzt Abrisse erlaube.

Mitte August stellten die Studenten ihre Entwürfe schließlich in Riesa vor. Im Stadtrat einige Tage später standen die Abrissanträge für die Siloanlage und den Verbindungsbau zum Maschinenturm derweil wieder auf der Agenda. Allerdings verschoben die Stadträte eine Entscheidung dazu erneut.

"Nicht ein Stück Papier bekommen"

Michael Andris hat dafür kein Verständnis. Er sieht sich blockiert. Bereits im Mai hatte der 79-Jährige zur SZ gesagt: "Wenn ich gewusst hätte, dass eine mehrjährige Veränderungssperre auf das Grundstück kommt, hätte ich es nie gekauft." Damals hatte Andris jedoch noch betont, die Entscheidungen aus Riesa hinnehmen zu wollen und keinen Groll dagegen zu hegen. Eine Sichtweise, die sich inzwischen offenbar geändert hat.

Verärgert sei er auch, dass ihm die studentischen Entwürfe für das Muskatorgelände bisher nicht vorliegen, wie Andris in dieser Woche gegenüber der SZ deutlich macht. Dabei hatte der Karlsruher die Arbeit der angehenden Architekten auch finanziell mit einer 10.000-Euro-Spende unterstützt. Bisher habe er aber "nicht ein Stück Papier bekommen."

Derweil zeigt sich, dass die Abrissanträge für die Siloanlage und den Verbindungsbau bei der nächsten Stadtratssitzung am 27. September wieder auf der Tagesordnung stehen.