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Riesa: Neuer Anlauf fürs Obdachlosenheim

Nach dem Fehlschlag an der Speicherstraße soll es nun mit einem anderen Gebäude klappen. Es ist kein Unbekanntes.

Von Eric Weser
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Das ehemalige Laborgebäude des früheren Aropharmwerks an der Lommatzscher Straße soll Riesas neues Obdachlosenheim werden.
Das ehemalige Laborgebäude des früheren Aropharmwerks an der Lommatzscher Straße soll Riesas neues Obdachlosenheim werden. © Sebastian Schultz

Riesa. Rathauschef Marco Müller (CDU) hatte es bereits in einer Videobotschaft Mitte Juli anklingen lassen: In der jahrelangen Suche nach einer neuen Unterkunft für Riesas Obdachlose könnte eine Lösung gefunden sein. Man habe ein konkretes Objekt an der Lommatzscher Straße im Blick, so der Oberbürgermeister.

Aus aktuellen Unterlagen für den Stadtrat am 7. September wird nun ersichtlich, um welches Objekt es dabei geht: die Lommatzscher Straße 19. Eigentümer Markus Seifert bestätigte gegenüber Sächsische.de, dass es sich dabei um genau jenes Gebäude handelt, das er bereits vor Monaten als Nachfolger für die marode Obdachlosenunterkunft an der Klötzerstraße ins Gespräch gebracht hatte.

Zur Erinnerung: Im Frühjahr hatte der Unternehmer das ehemalige Aropharmwerk-Laborgebäude öffentlich als neues Domizil für die Obdachlosenunterbringung angeboten. Auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK), das Riesas Obdachlosenunterkunft betreibt und damit künftiger Nutzer der Immobilie wäre, hatte das Haus als geeignet empfunden – jedoch betont, dass sich der Eigentümer und die Stadt als künftige Mieterin über die Konditionen einig werden müssten.

Die Stadt hatte das Gebäude nach ersten Besichtigungen ebenfalls als prinzipiell geeignet angesehen. Wegen des erheblichen Sanierungsaufwands sei aber unklar, ob das Obdachlosenheim künftig zu verträglichen Mietkosten einziehen könnte, hatte es von der Verwaltung geheißen – die damals auch noch die Idee verfolgt hatte, für die Unterbringung der Obdachlosen Wohnungen anzumieten.

Wohnungslösung ist Geschichte

Das habe sich aber zerschlagen, sagte Falk Glombik, Vorstand des Riesaer DRK diese Woche zu Sächsische.de. Die Wohnungseigentümer hätten sich entweder gar nicht mehr oder so spät gemeldet, dass zwischenzeitlich bereits Gespräche zum Standort an der Lommatzscher Straße angelaufen waren.

Nach Stadt-Angaben haben sich Mitglieder des Bauausschusses die Lommatzscher Straße 19 bereits angesehen. Dabei sei Zustimmung zu vernehmen gewesen. Und auch aus Sicht der Verwaltung "erfüllt das Objekt die notwendigen räumlichen Voraussetzungen, um im Falle der Herrichtung sowohl als Obdachlosenheim, als auch als neuer Standort der Tafel zu dienen", heißt es im Beschlussvorschlag für den Stadtrat.

Im Stadtrat sollen nun auch Nägel mit Köpfen gemacht werden. Vorgesehen ist ein Grundsatzbeschluss, der die Stadtverwaltung zu konkreten Schritten ermächtigt. Darunter die Herrichtung des Gebäudes an der Lommatzscher Straße, Mietvertragsverhandlungen mit dem Eigentümer und Vorbereitung zum Umzug der Tafel und des Obdachlosenheims in das neue Objekt.

Sechsstelliger Betrag könnte investiert werden

Was die Herrichtung des Gebäudes angeht, dürfte aber vor allem Eigentümer Markus Seifert gefragt sein. Entsprechende Firmen habe er dazu bereits an der Hand, sagt der Autohändler, der vorm Hintergrund der aktuellen Baupreise mit einer höheren sechsstelligen Investitionssumme rechnet. Eine allzu niedrige Miete sei daher wohl auch nicht machbar, lässt er durchblicken.

Zu Fragen wie Miethöhe oder einer angestrebten Mindestmietdauer wollte sich die Stadt daher zunächst nicht näher äußern und verwies darauf, dass es sich zunächst um einen Grundsatzbeschluss handle, der klären soll, ob der Stadtrat die Immobilie an der Lommatzscher Straße in Betracht zieht. Erst danach könnten Details besprochen werden.

DRK-Vorstand Falk Glombik ist derweil guter Dinge, dass es mit dem Gebäude an der Lommatzscher Straße klappt und die Sache anders läuft, als mit dem Objekt an der Speicherstraße, das die städtische Wohnungsgesellschaft gekauft hatte, um es zum Obdachlosenheim umzubauen. Das Vorhaben war letztlich am Einspruch des benachbarten Ölwerks gescheitert.

Einzug vorm Winter erscheint unrealistisch

Diesmal sei im Vorfeld mit den Nachbarn gesprochen worden, die seines Wissens kein Problem damit haben, wenn Obdachlosenheim und Tafel nebenan einziehen, sagt DRK-Vorstand Falk Glombik.

Doch selbst wenn Stadt und Gebäudeeigentümer nun rasch übereinkommen sollten: Dass das Obdachlosenheim noch vorm Winter umziehen kann, hält Glombik für unrealistisch. Allein die nötigen Genehmigungen und Umbauarbeiten dürften mehrere Monate in Anspruch nehmen. Mit einem Einzug sei daher erst im nächsten Jahr zu rechnen. Man werde in den sauren Apfel beißen und noch eine kalte Jahreszeit im alten Gebäude an der Klötzerstraße bleiben müssen, so der Riesaer DRK-Chef. Das werde, zumal in Zeiten der aktuellen Energiekrise, auch massive Energiekosten nach sich ziehen.

Im städtischen Haushalt, der Ende 2021 verabschiedet worden war, sind als Mietzuschuss für das Obdachlosenheim rund 30.000 Euro an das Riesaer DRK vorgesehen. Für Betriebskosten sind rund 62.000 Euro eingeplant.