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Wacker weiter beliebt trotz schlechter Umsatzzahlen

Der große Konzern klagt über den weltweiten Rückgang des Umsatzes. In Nünchritz ist das Vertrauen in die Zukunft des Chemiewerks nach wie vor groß.

Von Jörg Richter
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Nico (l.) lässt sich von Georg Poppe den Einsatz von Ventilen erläutern.
Am Dienstag fand bei Wacker Nünchritz die Schau-rein-Veranstaltung im Rahmen der Woche der offenen Unternehmen Sachsen statt.
Nico (l.) lässt sich von Georg Poppe den Einsatz von Ventilen erläutern. Am Dienstag fand bei Wacker Nünchritz die Schau-rein-Veranstaltung im Rahmen der Woche der offenen Unternehmen Sachsen statt. © Wacker Chemie Nünchritz

Nünchritz/München. Zwei Nachrichten - zwei vollkommen verschiedene Aussagen. Anfang der Woche hat der Wacker-Chemiekonzern mitgeteilt, dass im vergangenen Jahr sein weltweiter Umsatz um 22 Prozent zurückgegangen ist. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sei sogar um 60 Prozent geschrumpft.

Am Mittwoch teilte die Pressestelle des Wacker-Standortes in Nünchritz mit, dass das Interesse von Jugendlichen an einer Ausbildung bei Sachsens größtem Chemie-Arbeitgeber ungebrochen hoch ist. Das hiesige Chemiewerk hatte am Dienstag seine Tore geöffnet, um Jugendlichen ab 14 Jahren einen Einblick in die Arbeitswelt bei Wacker zu geben. Dabei seien die Berufe Chemikant, Elektriker, Elektrotechnik-Ingenieur, Verfahrenstechniker/Chemieingenieur, Informatiker und Chemiker vorgestellt worden.

Helena (m.) im Gespräch mit Christin Mauersberger (l.) und Dr. Anika Kern während der Schau-Rein-Veranstaltung bei Wacker Nünchritz.
Helena (m.) im Gespräch mit Christin Mauersberger (l.) und Dr. Anika Kern während der Schau-Rein-Veranstaltung bei Wacker Nünchritz. © Wacker Chemie Nünchritz

35 Jugendliche nutzten die Schau-rein-Veranstaltung im Rahmen der sachsenweiten Woche des offenen Unternehmens. So auch Helena. "Durch die Veranstaltung habe ich einen umfassenden Einblick in die vorgestellten Berufe bekommen. Aktuell interessiert mich besonders der Beruf der Chemikerin", so die 14-Jährige. "Während der Werkführung konnte ich zusätzlich auch praktische Einblicke erhalten."

Auch wenn der weltweit agierende Wacker-Konzern die sinkende Auslastung seiner Produktionsanlagen beklagt, sind Jugendliche in und um Nünchritz scheinbar davon überzeugt, dass das hiesige Chemiewerk ein attraktiver Arbeitgeber ist und bleibt. "Wacker legt großen Wert auf die Berufsorientierung", sagt die Nünchritzer Ausbildungskoordinatorin Romy Kahnt. "Mit der Teilnahme an der Schau-rein-Woche haben wir wissbegierigen und interessierten Schülerinnen und Schülern potenzielle Einstiegsmöglichkeiten bei Wacker nähergebracht und ihnen aufgezeigt, was sie nach einer Ausbildung oder einem dualen Studium für Entwicklungsperspektiven haben."

Veranstaltungen dieser Art seien ein wichtiger Bestandteil des nachhaltigen und langfristigen Engagements von Wacker am Standort Nünchritz, teilt auch Pressesprecherin Janine Kmitta mit. Das gelte sowohl für die Gemeinschaft als auch für die Förderung von Bildung und beruflicher Entwicklung in der Region.

Industriemotor ins Stocken geraten

"Im Jahr 2023 ist der Industriemotor weltweit ins Stottern geraten. Vor allem die chemische Industrie war mit heftigem Gegenwind konfrontiert. Dem konnten auch wir uns nicht entziehen“, sagte Wacker-Vorstandschef Christian Hartel am Dienstag in München. "Die zu Beginn des Jahres erhoffte Erholung der Nachfrage im zweiten Halbjahr hat nicht stattgefunden. Die Inflationsraten lagen weiterhin auf einem hohen Niveau. Der Preisdruck hat zugenommen. Im internationalen Vergleich waren die Energiepreise in Deutschland weiterhin hoch. Hohe Rohstoffkosten weltweit haben die Branche zusätzlich belastet. Wir konnten daher nicht an die Rekordwerte des Jahres 2022 anknüpfen."

2022 hatte Wacker noch etwas mehr als zwei Milliarden Euro Gewinn gemacht. Im vergangenen Jahr waren es 824 Millionen Euro. Wacker reagiere mit einer erhöhten Kostendisziplin auf das schwache Marktumfeld. "Wir verfolgen vorerst eine restriktive Personalpolitik, verschlanken Prozesse und sparen bei unseren Sachkosten", erläuterte Hartel. Mittel- und langfristig blicke er aber optimistisch in die Zukunft. "Wacker ist strategisch und finanziell gut aufgestellt", so der Vorstandschef. "An unseren Wachstumszielen bis zum Jahr 2030 halten wir unverändert fest."

Nünchritz sucht noch Azubis

Die Investitionen lagen 2023 mit 710 Millionen Euro um 30 Prozent über dem Wert des Vorjahres (2022: 547 Millionen Euro). Am Standort Nünchritz wird momentan für rund 20 Millionen Euro ein neues Produktionsgebäude für Silicondichtstoffe errichtet. Es soll im ersten Quartal 2025 in Betrieb gehen. Dadurch entstehen hier ein knappes Dutzend neuer Arbeitsplätze.

Trotz der weltweit schwierigen Lage ist im vergangenen Jahr die Zahl der Mitarbeitenden im Wacker-Konzern um 653 Beschäftigte gewachsen. Ende 2023 waren weltweit 16.378 Mitarbeitende für Wacker tätig. An den deutschen Standorten arbeiteten zum Stichtag 10.621 Mitarbeitende, knapp 200 mehr als im Jahr zuvor.

Die Absolventinnen und Absolventen des 2020er-Lehrgangs des Nünchritzer Wacker-Chemiewerks mit ihren Ausbildungsbegleitern und Werksleiterin Jutta Matreux (oben).
Die Absolventinnen und Absolventen des 2020er-Lehrgangs des Nünchritzer Wacker-Chemiewerks mit ihren Ausbildungsbegleitern und Werksleiterin Jutta Matreux (oben). © Wacker Chemie Nünchritz

Erst Anfang des Monats hatten zwölf Azubis am Standort Nünchritz ihre Chemikanten-Ausbildung erfolgreich beendet und erhielten ein unbefristetes Arbeitsverhältnis. "Aktuell absolvieren insgesamt 58 Auszubildende ihre technische bzw. handwerkliche Ausbildung beim größten sächsischen Chemiearbeitgeber", sagt Ausbildungsbeauftragte Romy Kahnt. "Für den Ausbildungsbeginn 2024 suchen wir noch Chemikantinnen und Chemikanten."