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Arbeitslosigkeit sinkt in Sachsen nur noch wegen Hilfsprogrammen

„Die Party ist vorbei“, sagt Klaus-Peter Hansen, Chef der sächsischen Arbeitsagenturen. Was er für die nächsten Monate erwartet.

Von Georg Moeritz
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Sachsens Wirtschaft sucht vor allem Fachkräfte - laut Arbeitsagentur wird die Arbeitslosigkeit im Winter trotzdem steigen.
Sachsens Wirtschaft sucht vor allem Fachkräfte - laut Arbeitsagentur wird die Arbeitslosigkeit im Winter trotzdem steigen. ©  dpa/Sven Hoppe (Symbolfoto)

Chemnitz. Die Zahl der Arbeitslosen in Sachsen ist im November leicht gesunken. Doch Klaus-Peter Hansen, Geschäftsführer der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit, zeigte sich am Donnerstag trotzdem unzufrieden: Der Rückgang sei viel zu gering für einen November. Die Wirtschaft „schwächelt weiter“, sagte Hansen. Für die Wintermonate rechnet er wie stets mit steigender Arbeitslosigkeit. Dazu könnte auch beitragen, dass zum Jahresende befristete Verträge auslaufen und nicht verlängert werden.

In Sachsen sind jetzt 130.031 Menschen arbeitslos gemeldet, davon 55 Prozent Männer. Dass die Zahl seit Oktober um 520 kleiner wurde, liegt laut Hansen nicht an einer verbesserten Konjunktur. Vielmehr hätten die Arbeitsbehörden mit Hilfsprogrammen, Integrations- und Umschulungskursen eingegriffen. „Das ist das Gebot der Stunde“, sagte Hansen in Chemnitz. Vor allem in den Großstädten sei jüngst viel „in Menschen investiert“ worden. Dennoch hat die Stadt Chemnitz die höchste Arbeitslosenquote in Sachsen, Mittelsachsen die kleinste. In Sachsen insgesamt sank die Quote leicht auf 6,1 Prozent.

Vor allem Jugendliche und Menschen mit ausländischem Pass konnten im November ihre Arbeitslosigkeit beenden. Doch wie schon im Oktober gab es mehr Entlassungen als Einstellungen aus der Arbeitslosigkeit: Etwa 8.600 Beschäftigte meldeten sich im November arbeitslos, etwa 7.300 Arbeitslose fanden eine Stelle.

Ukrainer sind häufig Generalisten - Spezialisierung folgt

Verglichen mit dem vorigen November ist die Zahl der Arbeitslosen um fast 10.000 gestiegen. Das liegt auch daran, dass nun fast 12.000 Menschen aus der Ukraine in Sachsen arbeitslos gemeldet sind. Ihre Zahl schrumpfte im November aber um 460. Laut Hochrechnung haben 6.700 Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit in Sachsen eine sozialversicherte Arbeit, weitere 1.600 haben Minijobs.

Die Zahl der Arbeitslosen in Sachsen ist zwar von Oktober zu November leicht gesunken, aber es sind mehr als vor einem Jahr.
Die Zahl der Arbeitslosen in Sachsen ist zwar von Oktober zu November leicht gesunken, aber es sind mehr als vor einem Jahr. ©  SZ-Grafik: Gernot Grunwald

Hansen sagte, diese Zahlen seien zwar nicht zufriedenstellend, aber immerhin eine „kontinuierliche normale Entwicklung“. Die Bewerber aus der Ukraine seien in der Regel „nicht schlecht, aber anders“ qualifiziert als Deutsche. Sie seien häufig Generalisten, nicht so stark spezialisiert. „Aber das ist heilbar.“ Nach den Sprachkursen sollten sie möglichst bei der Arbeit weiter lernen, das sei am Erfolg versprechendsten.

Die Beschäftigung in Sachsen ist weiterhin auf einem hohen Niveau: 1,66 Millionen Menschen haben nach jüngsten Zahlen vom September eine Beschäftigung mit Sozialversicherung. Das war ein Zuwachs um 10.200 zum Monat davor, aber im Jahresvergleich ein Rückgang um 2.600. „Die Party ist vorbei“, sagte Hansen zum Thema Beschäftigungsrekorde. „Alle Branchen haben es derzeit nicht leicht.“

Wachstum im Gesundheits- und Sozialwesen

Im sächsischen Handel ist die Zahl der Beschäftigten innerhalb eines Jahres um 3.200 geschrumpft, in der Leiharbeit um 2.900 und im Baugewerbe um 2.200.Doch die Statistik zeigt auch wachsende Dienstleistungsbranchen: Im Gesundheitswesen sind 1.200 zusätzliche Stellen besetzt worden, auf dem Gebiet „Immobilien, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen“ kamen 2.900 Stellen dazu und im Sozialwesen einschließlich der Heime 2.700.

Noch immer stehen in den Computern der sächsischen Arbeitsagenturen und Jobcenter fast 39.000 freie Stellen. In den vergangenen vier Wochen haben Sachsens Betriebe 6.500 neue Angebote gemeldet, aber vor einem Jahr waren es mehr. „Das reißt uns nicht vom Hocker, wie der Sachse sagt“, sagte Hansen, der aus Zittau stammt. Die Wirtschaft suche vor allem Fachkräfte und Experten. Daher passe das Angebot nicht zur „Struktur unserer Arbeitslosen“ und zu den Menschen, die „durch humanitäre Zuwanderung zu uns kommen“. Rund 47.500 Menschen sind langzeitarbeitslos, also mindestens ein Jahr ohne Stellung und ohne einen Kurs vom Amt. Es sind gut 3.400 mehr als vor einem Jahr.