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Hohe Spendenbereitschaft nach Brandanschlag auf Agrarbetrieb: "Wir sind überwältigt"

In Oelsnitz gehen in der Nacht zum Sonntag landwirtschaftliche Fahrzeuge in Flammen auf - offenbar ein gezielter Anschlag. Die Anteilnahme ist groß, mehr als 65.000 Euro an Spenden wurden bereits gesammelt. In einem Video zeigt sich der Landwirt von der Anteilnahme überwältigt.

Von Mirko Jakubowsky & Moritz Schloms
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Der durch das Feuer entstandene Sachschaden ist immens.
Der durch das Feuer entstandene Sachschaden ist immens. © Andre März/ErzgebirgsNews/dpa

Oelsnitz. Nach einem Brand in einem Agrarbetrieb in Oelsnitz im Erzgebirge soll mit Spenden geholfen werden. Ziel der Kampagne ist es, 200.000 Euro zusammenzubekommen. Das geht aus dem Spendenaufruf auf "Gofundme" hervor. Bis Dienstagnachmittag wurden knapp 67.000 Euro eingesammelt.

Nick Alscher vom Metallhandel Alscher aus Lößnitz, ein Freund des Betroffenen, setzte am Sonntag die Spendenkampagne auf. "Wir sind überwältigt", sagt er. Wenn die 200.000 Euro erreicht sind oder nach 30 Tagen solle das Geld an Carsten Schulze gehen. So sehen es die Regularien der Spendenseite vor. Die behält sich bei allen Spenden auch eine Gebühr ein. 2,9 Prozent der Spende und eine einmalige Gebühr pro Spende von 25 Cent. Bei der aktuellen Spendensumme sind das etwa 2.400 Euro.

Carsten Schulze zeigt sich in einem Facebook-Video gerührt

Das Opfer des Brandanschlages, Carsten Schulze, sagt gegenüber der Sächsischen Zeitung, dass er gerade keine Zeit habe, um über die Spendenaktion zu sprechen. "Mit der Versicherung und dem Umweltamt haben die gerade extrem viel zu tun", so Nick Alscher. Der 34-Jährige will sich am Dienstagabend mit seinem Kumpel treffen, um über das Wochenende und die hohe Spendenbereitschaft zu besprechen. "Wir haben täglich Kontakt. Wer etwas zu der Spendenaktion wissen will, kann sich bei mir melden."

Carsten Schulze nahm allerdings ein Video auf, das Nick Alscher auf seiner Facebook-Seite teilte. Darin spricht der Betroffene Bauer über seine Probleme mit der Versicherung, die sich nicht melde. Auch sei er von der Spendenbereitschaft überwältigt. "Ganz großes Dankeschön für den Zusammenhalt und die Unterstützung von allen Bauern und anderen Gewerken", sagt er im Video.

Brandanschlag auf Agrarbetrieb

Auf den Betrieb war in der Nacht zum Sonntag mutmaßlich ein Anschlag verübt worden. Auf dem Gelände an der Oelsnitzer Hauptstraße wurden an mehreren Fahrzeugen die Scheiben eingeschlagen, aus einem Traktor schlugen Flammen. Das offenbar gelegte Feuer breitete sich auf andere dort abgestellte Fahrzeuge aus, etwa einen Gülleanhänger, eine Sattelzugmaschine und einen Volkswagen.

Nach Angaben der Einsatzleitung wurden die Feuerwehr zunächst wegen eines Scheunenbrands gerufen. Als die ersten Retter aus Oelsnitz dann eintrafen, brannte zwar keine Scheune, aber ein Traktor lichterloh.

Nachdem eine stabile Wasserversorgung aufgebaut worden war, habe es eine Stunde gedauert, bis Dutzende Einsatzkräfte aus Oelsnitz und den umliegenden Gemeinden den Brand unter Kontrolle bringen konnten. Zeitweise hätten explodierende Reifen die Löscharbeiten erschwert.

Verletzt wurde durch das Feuer niemand, an den Fahrzeugen soll allerdings Totalschaden entstanden sein. Nach ersten Schätzungen beläuft sich der Schaden auf eine sechsstellige Summe.

Unbekannte hinterlassen Drohung

Der Anschlag auf den landwirtschaftlichen Betrieb richtete sich offenbar gegen die seit Wochen anhaltenden Bauernproteste und die damit verbundenen Straßenblockaden. Zumindest deutet darauf ein an die Fassade einer Scheune geschmierter Spruch hin, mit dem das Ende der Blockaden gefordert wird. Anderenfalls brenne alles, so die Drohung.

Die Vermutung, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Feuer und den aktuellen Bauernprotesten gibt, liegt nahe: Dieser Spruch wurde an einer Fassade entdeckt.
Die Vermutung, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Feuer und den aktuellen Bauernprotesten gibt, liegt nahe: Dieser Spruch wurde an einer Fassade entdeckt. © André März

Derweil erfährt der Besitzer des Geländes, Carsten Schulze, viel Unterstützung. Wie die Freie Presse schreibt, fühle sich der Landwirt zwar "sehr mies", versuche aber über der Sache zu stehen. Noch am Sonntag bekam Schulze Besuch von einem Konvoi der Bauern aus der Umgebung, die sich mit ihm solidarisierten. Einschüchtern lassen wolle man sich nicht.

Auch in sozialen Netzwerken gibt es viel Zuspruch für den Bauern - aber auch viele Mutmaßungen, auch welcher "politischen Ecke" der oder die Brandstifter kämen. Doch noch wird durch die Kriminalpolizei Chemnitz ermittelt, wegen Brandstiftung und Sachbeschädigung sowie wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten. Weitere Erkenntnisse versprechen sich die Fahnder von einem Brandursachenermittler.

Außerdem suchen die Beamten nach Zeugen, die zwischen in der Nacht zwischen 1:00 und 2:45 Uhr an der Oberen Hauptstraße in Oelsnitz etwas Ungewöhnliches beobachtet haben. Hinweise nimmt die Kripo Chemnitz unter 0371-3873448 entgegen. (mit dpa)