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Schloss Weesenstein bekommt wieder eine Gaststätte

Die "Königliche Schlossküche" hat exklusive Küche und viele Wechsel erlebt. Nun wird sie modernisiert. Doch wer kocht künftig hier?

Von Heike Sabel
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So wie es sich für ein Schloss gehört, gibt es auf Weesenstein eine "Königliche Schlossküche". Nur ist sie seit Jahren zu. Das soll sich nun ändern.
So wie es sich für ein Schloss gehört, gibt es auf Weesenstein eine "Königliche Schlossküche". Nur ist sie seit Jahren zu. Das soll sich nun ändern. © Agentur

Schloss Weesenstein und die Gastronomie sind zwei, die nicht so leicht zusammenkommen. Die Zeiten, da die "Königliche Schlossküche" weithin bekannt war, sind lange her. Nun wird daran gearbeitet, dass sie wieder glänzt, einlädt und begeistert.

Bis August wird jetzt die Küche grundlegend modernisiert und für einen zukünftigen Pächter wieder zeitgemäß und attraktiv ausgestattet. Die Schlossküche wird als Cateringküche gebaut. Damit ist bei Vermietungen der Säle im Schloss auch die Versorgung wieder gesichert. Bis dahin läuft alles über das Café, Säle können aber gemietet werden.

Interessenten ja, Vertrag noch nicht

Die Räume, in denen Bier gebraut wurde, werden Neben- bzw. Lagerräume für den Gastronomiebereich. Der Tresen-Bereich erhält einen neuen Fußbodenbelag. Es wird gemalert, geputzt, gereinigt. Der Gastraum bleibt so wie er ist, teilt der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement mit. Der Freistaat lässt sich den Umbau rund 830.000 Euro kosten.

Die entscheidende Frage ist, wer wird dann in der Küche kochen und die Gäste bewirten? Es gibt wohl schon Interessenten, doch offenbar noch keinen Vertrag. Das ist nachvollziehbar, denn bis zur Fertigstellung der Gaststätte dauert es noch mindestens ein halbes Jahr. Nach jetziger Planung soll die Schlossküche also frühestens im September fertig sein. Intern wird davon ausgegangen, dass man froh ist, wenn sie zum Weihnachtsgeschäft öffnet.

Lieblingsplatz von Schauspieler Rolf Hoppe

Bis dahin bleibt das Café die einzige Gastronomie auf dem Schloss. Auch das Café hat eine Geschichte von Auf und Ab hinter sich. Ende 2016 war der Pächterin nach 25 Jahren gekündigt worden. Bei ihr hatte der 2018 verstorbene Schauspieler Rolf Hoppe oft gesessen.

Für Schauspieler Rolf Hoppe war Schloss Weesenstein lange wie ein zweites Zuhause. Hier las und spielte er und war gern im Café zu Gast.
Für Schauspieler Rolf Hoppe war Schloss Weesenstein lange wie ein zweites Zuhause. Hier las und spielte er und war gern im Café zu Gast. © Daniel Förster

Damals wollte das Schloss alle Gastronomie in eine Hand geben. Doch das ging nicht auf. Erst im Herbst 2021 startete ein Paar voller Zuversicht im Café neu, wurde jedoch schon kurz danach von der nächsten Corona-Zwangspause gestoppt und zog ein Jahr später die Reißleine. Seit Frühjahr 2023 bewirtschaften nun zwei Tschechen das Café.

14 Punkte im Restaurantführer Gault Millau

Noch wechselvoller ist die Geschichte der "Schlossküche". Vor über 20 Jahren verließ Top-Gastronom Reinhard Lämmel 2001 das Schloss. Er ist heute Küchenchef des Hotels Landhaus Heidehof Dippoldiswalde. Der Dresdner Koch brachte der Weesensteiner Gaststätte immerhin 14 von 20 Punkten im unabhängigen Restaurantführer Gault Millau. Danach übernahm das Pirnaer Gastronomie-Unternehmen Q-Linar das Objekt. Anschließend lief die Gaststätte mit dem Bierbrauer Ullrich Betsch, der seit 1999 auf dem Schloss war, zwei Jahre lang. Bis Ende 2015 kochte der Dresdner Pfeffersack-Chef Holger Adolph in Weesenstein. Ihm folgte noch einmal Betsch, doch für ihn waren Brauerei und Gaststätte zu viel. 2019 kündigte er seinen Abschied für Ende 2020 an.

Der Vertrag mit dem Pächter des Cafés läuft aktuell bis Saisonbeginn 2025, sagt der Freistaat. Der würde sich jemanden wünschen, der Café und Gaststätte betreibt. Das können die Café-Pächter sein oder jemand anders, heißt es vom Freistaat. Offen ist, was wird, wenn sich jemand anderes für beide gastronomischen Angebote interessiert. Die Schlossküche könne jedoch auch ohne festen Pächter für Feiern und Vermietungen mit externem Caterer gemietet werden.

Verwirrung um Namen

Als das Schloss ganz ohne Gastronomie war, retteten die Gaststätte am Fuße des Schlosses sowie das Café Kaiserstübl die Besucher - nun ergänzen sie die Angebote "da oben". Die Schloss-Gaststätte verwirrt Gäste mitunter, die sich wundern, wieso sie sich nicht auf bzw. im Schloss befindet. Doch eine Umbenennung kommt nicht infrage, sagen die Wirtsleute. Das "Kaiserstübl" wurde dieses Jahr von der nächsten Generation übernommen. Wenn es zum Ende des Jahres wirklich wieder eine "Schlossküche" und damit drei gastronomische Angebote gibt, werden alle davon profitieren. "Ohne das Schloss würde es uns nicht geben", sagt die frühere Café-Chefin Sabine Kaiser. "Wir alle sind Müglitztal", sagt ihre Tochter und Nachfolgerin Melanie Birnbaum.