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Illegaler Müll für Kommunen immer teurer

Mancher, der seinen Müll kostengünstig entsorgen will, lädt ihn einfach in Wäldern oder Parks ab. Die Beseitigung der Dreckecken ist für die Kommunen teuer.

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Mehrere Mülltüten liegen abseits einer Straße auf einer Wiese.
Mehrere Mülltüten liegen abseits einer Straße auf einer Wiese. © Jan Woitas/dpa

Dresden. Alte Matratzen, Monitore oder Verpackungsmüll: In Parkanlagen, auf Parkplätzen oder am Wegesrand illegal entsorgter Müll belastet immer mehr die kommunalen Kassen. Wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa in den großen Städten in Sachsen ergab, sind die Ausgaben dafür im vergangenen Jahr teilweise deutlich gestiegen. In Leipzig will die Stadtreinigung nun voraussichtlich ab 2023 «Umweltdetektive» einsetzen, die Jagd auf Verursacher machen sollen.

Nach Angaben der Verwaltung wuchs die Menge an illegalem Abfall in der Messestadt von 2017 bis 2020 von 1.585 Tonnen auf 2.630 Tonnen, die Kosten für dessen Entsorgung stiegen von 240.000 Euro auf 407.000 Euro. 2020 seien 182 Anzeigen eingegangen, in diesem Jahr bisher 40, hieß es. Der illegale Müll sammle sich vor allem an versteckt liegenden Ecken, wo sich die Betreffenden anonym fühlten.

Allerdings sieht die Stadtverwaltung die gestiegene Abfallmenge auch als Ergebnis von Reinigungsaktionen wie dem Projekt "Stadtsauberkeit", bei dem Bewohner, Vereine und Institutionen eines Stadtgebietes zu gemeinschaftlichen Aufräumaktionen aufgerufen werden. Die Stadt stellt dafür Greifzangen, Handschuhe und Säcke zur Verfügung.

Gegen die Müllsünder wird ermittelt

In Zwickau ist die Menge illegaler Ablagerungen von 2019 bis 2020 von etwa 37 Kubikmeter auf rund 45 Kubikmeter gestiegen. Die Stadt sieht dabei auch einen Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Denn die Einwegverpackungen etwa für Speisen hätten stark zugenommen, sagte eine Stadtsprecherin.

In Dresden wurden im vergangenem Jahr unter anderem 239 Kühlschränke und -truhen, 390 Fernseher und Monitore, 2.587 Elektro-Kleingeräte und 1.516 Fahrzeugreifen eingesammelt. Insgesamt kamen 602 Tonnen Restabfall, Sperrmüll und Grünabfall auf öffentlichen Flächen zusammen. Die Entsorgung kostete die Stadt nach eigenen Angaben etwa 255.000 Euro. 2010 war diese Summe mit gut 112.600 Euro nur etwa halb so hoch.

Die höheren Kosten ergäben sich vor allem aus der veränderten Zusammensetzung der illegalen Abfälle, Kostensteigerungen bei der Entsorgung und logistischen Veränderungen, sagte eine Dresdner Stadtsprecherin. Denn die Menge ist verglichen mit den damaligen 640 Tonnen sogar etwas zurückgegangen. Soweit möglich, würden die Verursacher ermittelt und angezeigt, hieß es.

Zwei Vollzeitbeschäftigte hat die Untere Abfallbehörde des Chemnitzer Umweltamtes abgestellt, um Umweltsündern auf die Spur zu kommen. Sie haben laut Stadt eine Aufklärungsquote von 30 bis 40 Prozent. Wichtig seien dabei Hinweise von Zeugen. Die Menge des wilden Abfalls sei 2020 auf vergleichsweise hohem Niveau geblieben. Jährlich verursache das Kosten von rund 25.000 Euro für die Entsorgung plus 20.000 Euro für das dafür benötigte Personal.

Vor allem in abgelegenen Randgebieten der Stadt Chemnitz, aber auch in Parkanlagen, Wäldern oder sonstigen Grünflächen werde immer wieder Müll abgelagert, hieß es. Aber auch an Standplätzen der Müllcontainer würden zunehmend Sperrholz und Verpackungen zurückgelassen.

Wälder besonders von illegaler Müllentsorgung betroffen

Von illegaler Müllentsorgung sind auch die Wälder betroffen. Wie der Staatsbetrieb Sachsenforst mitteilte, lassen die Täter meist in der Nähe schwer einsehbarer Parkplätze an viel befahrenen Straßen nicht nur Sperrmüll wie Matratzen, Baustoffe und Haushaltsgeräte zurück, sondern immer wieder auch Gartenabfälle. Diese jedoch enthielten mitunter Pflanzen, Früchte und Samen, die im Wald nicht heimisch seien, sagte Sachsenforst-Sprecher Renke Coordes.

Zudem würden Gartenabfälle den Boden mit Stickstoff anreichern, erklärte Coordes. Als Folge von Schimmel- und Gärprozessen könnten für den Wald wichtige Mikroorganismen im Boden absterben. Eine zentrale Statistik zum Müll im Wald gibt es nicht. Wer ertappt wird, muss mit einer Geldbuße bis zu 2.500 Euro und in besonders schweren Fällen auch mit bis zu 10.000 Euro rechnen.

In einem Waldstück bei Roßwein (Mittelsachsen) hatten Unbekannte erst unlängst rund 50 alte Reifen hinterlassen. Aber auch Grünschnitt, Asbest oder alte Autos würden wild entsorgt, sagte eine Sprecherin des Landratsamtes Mittelsachsen in Freiberg. 2020 seien rund 380 Anzeigen wegen unzulässiger Abfallentsorgung, Ablagerung von Autowracks, Müllbränden und Bodenverunreinigungen bearbeitet worden. Die Entsorgung habe etwa 107.700 Euro gekostet - deutlich mehr als im Jahr zuvor, als der Landkreis dafür 29.000 Euro aufbringen musste. (dpa)