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Immer mehr Fahrradstellplätze in Sachsens Städten

Die Zahl von Rad-Parkplätzen hat in Sachsen in den vergangenen Jahren zugenommen - jetzt werden auch Parkhäuser geplant. Doch es läuft nicht alles rund.

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Der Ausbau des Radverkehrs in den großen sächsischen Städten kommt langsam voran. So entstehen dort unter anderem nach und nach immer mehr Parkmöglichkeiten für Fahrräder.
Der Ausbau des Radverkehrs in den großen sächsischen Städten kommt langsam voran. So entstehen dort unter anderem nach und nach immer mehr Parkmöglichkeiten für Fahrräder. © Jan Woitas/dpa

Dresden. Der Ausbau des Radverkehrs in den großen sächsischen Städten kommt langsam voran. So entstehen dort unter anderem nach und nach immer mehr Parkmöglichkeiten für Fahrräder, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. In den nächsten Jahren sollen in Dresden und Leipzig sogar Parkhäuser für Hunderte Fahrräder entstehen. Weil die Räder immer wertvoller würden - der Anteil an den E-Bikes werde immer größer - wachse vor allem der Bedarf an diebstahlsicheren und wettergeschützten Anlagen, sagte eine Sprecherin der Stadt Dresden.

Die Pläne in Dresden und Leipzig werden vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) in Sachsen mit Wohlwollen beobachtet. "Wir begrüßen das vollauf", sagte der sächsische ADFC-Geschäftsführer Konrad Krause. Seit 20 Jahren werde an den beiden Fernbahnhöfen in Dresden schon über Radstationen gesprochen, nun seien die Projekte wirklich weit gediehen. "Aber wir erwarten auch, dass in einiger Zeit hier eine Erweiterung nötig sein wird." Denn dort, wo sicheres Fahrradparken angeboten werde, verändere sich auch das Mobilitätsverhalten der Menschen und das schaffe eine Nachfrage für einen weiteren Ausbau.

Laut ADFC gibt es landesweit einzelne kleinere und abschließbare Abstellanlagen etwa in Radeberg, Delitzsch, Eilenburg, Oschatz, Neukieritzsch und Bautzen mit 5 bis 50 Abstellplätzen. Um vollwertige Radstationen handele es sich dabei jedoch nicht, sagte Krause. "Die großen Projekte in Chemnitz, Leipzig und Dresden sind insofern Pilotprojekte und etwas wirklich Neues im Freistaat."

Räder immer wertvoller

Mit der Baugenehmigung für das Fahrrad-Parkhaus am Neustädter Bahnhof in Dresden ist laut Stadt allerdings nicht vor 2025 zu rechnen. 2026 soll es fertig sein. Die Stadt geht von 3,2 Millionen Euro Kosten für die Errichtung des Gebäudes aus. Dort sollen etwa 800 Abstellplätze angeboten werden, auch für Lastenfahrräder, zudem soll es einen Reparaturservice und eine Ladestelle für E-Bikes geben.

Nachdem die Zahl der Stellplätze in der Stadt von 2021 bis 2022 von 4.212 Plätzen an 261 Standorten auf 4.436 an 274 Orten gestiegen war, wurden Ende vergangenen Jahres fast 4.600 nicht überdachte Abstellmöglichkeiten an 284 Stellen in der Stadt gezählt. In diesem Jahr sollen 90 Stellplätze an 15 Standorten hinzukommen. Zudem gebe es an 18 Orten 533 öffentliche Einstellmöglichkeiten, die mit einem Wetterschutz überdacht seien.

In der Stadt Leipzig stehen im öffentlichen Raum eigenen Angaben zufolge aktuell knapp 11.300 Fahrradbügel für mehr als 22.500 Fahrräder. An den Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs seien zusätzlich 54 überdachte Abstellmöglichkeiten für insgesamt 820 Fahrräder als Bike+Ride-Anlagen vorhanden, hieß es. Laut einer Sprecherin kommen in jedem Jahr etwa 150 Bügel für 300 Fahrräder hinzu. So seien in den vergangenen fünf Jahren etwa 770 Bügel mit 1440 Stellplätzen aufgebaut worden. Bei den Bike+Ride-Anlagen seien in diesem Zeitraum neun Anlagen für 108 Fahrräder neu entstanden.

Aktuell werden laut Stadt im Rahmen des Förderprojekts Bike+Ride-Offensive 170 zusätzliche Abstellmöglichkeiten im Hauptbahnhof Leipzig geplant. Zudem werde ein Förderantrag für ein Fahrradparkhaus im Hauptbahnhof Leipzig vorbereitet, mit dem etwa 500 zusätzliche gesicherte Fahrradstellplätze geschaffen werden sollen. Konkrete Planungen könnten allerdings erst nach Fördermittelzusage und Bestätigung durch den Stadtrat 2024 beginnen.

Pilotprojekte in Dresden und Leipzig

In Chemnitz werden laut Stadt kontinuierlich öffentliche Fahrradstellplätze - zumeist Bügel - geschaffen. Eine detaillierte Erfassung aller vorhandenen sowie der geplanten Fahrradabstellmöglichkeiten erfolgt jedoch nicht. Die Stadt hat drei Fahrradcontainer mit jeweils 16 Stellplätzen auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofes und am Campus der Technischen Universität aufgestellt, die derzeit für die Nutzung vorbereitet werden.

Der dort angebotene Service des sicheren und witterungsgeschützten Parkens werde kostenpflichtig sein, hieß es. Während einer Testphase sollen die ersten 40 Minuten fünf Cent kosten, jede weiteren 20 Minuten ebenfalls fünf Cent. Der Mietpreis für die maximale Buchungsdauer von 24 Stunden beträgt 1,75 Euro. Nach rund drei Monaten sollen die Mietkosten auf Grundlage der gesammelten Erfahrungswerte evaluiert und gegebenenfalls angepasst werden.

Doch es gibt vom ADFC auch Kritik. So biete die Deutsche Bahn seit 2020 mit der Bike+Ride-Initiative Kommunen eine sehr preiswertige und gleichzeitig hochwertige Möglichkeit, um standardisierte Anlagen - einfache Fahrradbügel, Doppelstockparker und abschließbare Anlagen - zu beschaffen. Während bundesweit ein regelrechter Boom gestartet sei, habe es in Sachsen keine Koordinierung und Beratung zu dem Projekt von Seiten des Freistaates gegeben, sagte Krause. In der Lausitz gebe es viele Bahnhöfe mit der Note "gut". Unterdurchschnittlich seien hingegen die Regionen Erzgebirge und Vogtland. "Hier fehlen in vielen Bahnhöfen Abstellanlagen komplett." Dabei sei wegen der bergigen Wege das Potenzial für E-Bikes hoch. Aber eben nur, wenn diese Räder auch diebstahlsicher geparkt werden könnten. (dpa)