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Was haben Sie nach Ihrem FDP-Austritt jetzt vor, Herr Zastrow?

Nach über 30 Jahren zieht Sachsens früherer FDP-Chef Holger Zastrow einen Schlussstrich und verlässt die Partei. Im Podcast "Politik in Sachsen" erklärt er seine Gründe und Zukunftspläne.

Von Fabian Deicke
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Holger Zastrow erklärt im Podcast "Politik in Sachsen", wieso er nach über 30 Jahren Mitgliedschaft aus der FDP ausgetreten ist.
Holger Zastrow erklärt im Podcast "Politik in Sachsen", wieso er nach über 30 Jahren Mitgliedschaft aus der FDP ausgetreten ist. © Veit Hengst/Sächsische.de

Dresden. Vor wenigen Tagen gab Holger Zastrow seinen Austritt aus der FDP bekannt. Der Schritt kam überraschend und sorgte bundesweit für Reaktionen. Zastrow führte 20 Jahre lang die Liberalen im Freistaat an, war zehn Jahre Fraktionsvorsitzender im Landtag und ist aktuell an der Spitze der FDP-Fraktion im Dresdner Stadtrat. Was brachte den Mann, der wie kein anderer über Jahrzehnte das Gesicht der FDP in Sachsen war, zu seiner Entscheidung? Im Podcast "Politik in Sachsen" bei Sächsische.de spricht er über seine Gründe und erläutert den langen Prozess einer "Entfremdung".

Zastrow macht vor allem den Kurs der Bundes-FDP unter der Führung von Christian Linder für seinen Schritt verantwortlich. "In der Politik muss man nicht immer dickster Buddy sein", sagt Zastrow, der mit Linder früher zwar gut zusammenarbeiten habe, aber dessen Stil nicht möge. "Die Partei ist, seitdem sie von Christian Lindner geführt wird, anders geworden", stellt er ernüchtert fest. Man habe sich auseinandergelebt - darum habe er nun einen Schlussstrich gezogen. "Meine Zeit in der FDP ist vorbei", sagt Zastrow. "Aber womöglich ist ja auch die Zeit der FDP vorbei."

Der frühere sächsische FDP-Chef betont, dass er bei seiner Partei zuletzt mehr und mehr vermisst habe, wofür sie einmal gestanden habe: für Freiheit und eine klare Linie. Dass man in Berlin an der gemeinsamen Regierung mit den Grünen und der SPD festhalte, verstehe er nicht. "Wir könnten Deutschland einen Dienst erweisen, indem wir uns hinstellen und sagen: 'Aus, Schluss, vorbei, halt!'"

Gefragt danach, ob für ihn und die FDP eher die Grünen oder die AfD der politische Hauptgegner sei, nennt Zastrow klar die Grünen. Mit Blick auf die AfD müsse man wie auch bei Linksradikalen wachsam sein und "eine feine Sensorik haben".

Zastrow liebäugelt mit Direktmandat zur Landtagswahl

Dass die AfD gegenwärtig im Höhenflug ist, kommt für Zastrow nicht von ungefähr. "Ich muss mir angucken, warum die gewählt werden. Und das [hat] in Deutschland und in Sachsen [...] auch mit der Art der Regierung und den Beteiligten der Regierung zu tun, dass wir es uns inzwischen leisten, gegen die Mehrheit der Menschen zu regieren." Zastrow spricht sich für einen pragmatischeren Umgang mit der AfD aus und denkt, dass man Wähler der Partei leichter gewinnen könne, wenn man deren Anliegen ernstnähme.

Auch über seine Zukunft spricht Zastrow ausführlich. Viele Bewegungen und Parteien hätten ihn angefragt, ob er nicht bei ihnen kandidieren wolle. Doch er möchte in Dresden etwas eigenes aufbauen, eine Sammlungsbewegung. Sollte dieses Projekt zur Kommunalwahl in Dresden erfolgreich laufen, könne er sich mit Blick auf die Landtagswahl im September noch mehr vorstellen. "Dann würde ich meinen Hut für ein Direktmandat in Dresden in den Ring werfen", sagt Zastrow.

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