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Ist das "Team Zastrow" aussichtsreich in Dresden?

Der Ex-FDP-Mann Holger Zastrow hat seinen eigenen Wahlverein gegründet: das "Team Zastrow". Er spricht von einem "Himmelfahrtskommando". Jetzt gibt es neue Details. Welchen Plan er verfolgt.

Von Andreas Weller
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Holger Zastrow hat einen klaren Plan, wie seine neue Initiative in den Stadtrat in Dresden gewählt werden soll.
Holger Zastrow hat einen klaren Plan, wie seine neue Initiative in den Stadtrat in Dresden gewählt werden soll. © Andreas Weller

Dresden. Mitte Januar ist der bis dahin FDP-Fraktionsvorsitzende im Dresdner Stadtrat mit einem Paukenschlag aus der Partei ausgetreten. Zur Kommunalwahl in diesem Jahr will er sein eigenes Ding machen, hat sich auf die Suche nach Mitstreitern begeben. Jetzt hat Holger Zastrow die nächsten Entscheidungen getroffen und einen Namen für seinen Verein festgelegt.

Vor allem bundespolitische Entscheidungen haben Zastrow zur endgültigen Entscheidung getrieben, aus der FDP auszutreten. In der Partei war er insgesamt 30 Jahre, lange als Landesvorsitzender, zeitweise auch Bundes-Vize und seit vielen Jahren auch als Stadtrat in Dresden.

Stadtrat ist er auch weiterhin, aber nicht mehr Fraktionschef, auch wenn er bis zur Wahl im Juni in der FDP-Fraktion bleiben will.

Welche Ziele hat das "Team Zastrow"?

Zunächst sprach Zastrow davon, eine Sammelbewegung zu gründen. Jetzt ist klar, diese ist als Verein angemeldet und hat den Namen "Team Zastrow". Mit diesem will er zur Kommunalwahl antreten und hat auch bereits einige Unterstützer gefunden. Zastrow sagt, es seien rund 50 Menschen, die unter dem Namen in Dresden zur Stadtratswahl oder zur parallel stattfindenden Wahl der Stadtbezirksbeiräte und Ortschaftsräte.

Wer tritt im "Team Zastrow" an?

Unter den Interessenten, die kandidieren wollen, sind auch zwei ehemalige FDP-Stadträte - der Professor für Wirtschaftsingenieurwesen Thoralf Gebel und der Dresdner Gastronom und Veranstalter Matteo Böhme.

"Außerdem hoffe ich, dass neben mir ein weiterer aktueller Stadtrat in meinem Team antritt", so Zastrow. Damit meint er den Lehrer im Ruhestand Franz-Josef Fischer, der als Parteiloser für die FDP in den Stadtrat gewählt wurde.

Er habe Kandidierende für alle elf Dresdner Wahlkreise, sagt Zastrow. "Einige wollen auch bei der Wahl der Stadtbezirksbeiräte antreten. Außer in drei Stadtbezirken haben wir bereits überall Kandidaten."

Wie geht es jetzt weiter?

Am kommenden Dienstag soll die Aufstellungsveranstaltung stattfinden. Dann wählen die Vereinsmitglieder die Kandidatinnen und Kandidaten. Mitglied sind laut Zastrow aktuell noch wenige Menschen, aber bis dahin werde die Anzahl steigen. "Es ist für alles sehr wenig Zeit, deshalb werden die Listen noch bis Dienstag geöffnet sein", erklärt Zastrow. Kandidierende müssen keine Vereinsmitglieder sein, aber nur Mitglieder dürfen wählen.

Er suche noch "Macher, die von der Arroganz der Politik genug haben" und mit ihm etwas verändern wollen. Zudem schreibt Zastrow noch an einem Wahlprogramm, das möglichst ebenfalls bis Dienstag stehen und beschlossen werden soll.

Die größte Hürde in Dresden sei, dass Unterstützerunterschriften gesammelt werden müssen. Dresden ist in elf Wahlkreise unterteilt. In jedem Wahlkreis werden mindestens 22 Unterschriften von unterstützenden Personen benötigt, die dort leben, um in dem Wahlkreis antreten zu können. Auch andere Wählervereinigungen und Projekte, die noch nicht im Stadtrat vertreten sind, müssen diese Unterschriften sammeln, beispielsweise die Wahlplattform Dissidenten.

Wie funktioniert das mit den Unterschriften?

Diese können ab diesem Freitag, 8. März, bis Donnerstag, 4. April, 18 Uhr geleistet werden - allerdings ausschließlich im Dresdner Bürgeramt, an der Theaterstraße 11–15. Die Sprechzeiten sind: montags und mittwochs von 9 bis 12 Uhr und 13 bis 15.30 Uhr, dienstags und donnerstags von 9 bis 12 Uhr und 13 bis 18 Uhr sowie freitags von 9 bis 12 Uhr und 13 bis 15 Uhr.

Dies zu schaffen, ist laut Zastrow ein "Himmelfahrtskommando", weil die Zeit sehr kurz und die Öffnungszeiten für Menschen, die arbeiten, eine hohe Hürde darstellen. Zumal für das "Team Zastrow" erst ab dem 14. März Unterstützerunterschriften möglich sind, denn die Listen werden am 12. März aufgestellt und sollen am 13. März bei der Stadt eingereicht werden. Das verkürzt die Sammelzeit.

Will Zastrow auch in den Landtag?

Der Verein "Team Zastrow - Bündnis Sachsen" ist zumindest aus Landesebene gegründet. "Das ist ein bewusstes Zeichen", sagt Zastrow. "Aber jetzt sammeln wird erstmal für die Wahl in Dresden Unterschriften. Für die Landtagswahl braucht es eine Partei. Aber das ist der nächste Schritt. Wenn ich in Dresden die Unterschriften nicht bekomme, brauche ich es landesweit nicht zu versuchen."

Deshalb brauche er noch etwas Zeit und müsse abwarten, wie die Unterstützung der Dresdner ist. "Ich glaube, dass wir viele Dresdner ansprechen können, weil zu viel in der Politik gegen die Mehrheit der Bürger entscheiden wird." Das fange bei der Verkehrspolitik an, die aus Zastrows Sicht gegen Autofahrende gerichtet ist.

Zastrow denkt, mit seinem Angebot könne er bis zu 15 Prozent der Wählerstimmen holen. "Dann wollen wir entscheidend für eine bürgerliche Mehrheit sein, die im Sinne der Dresdner entscheidet. Aber es wäre respektlos, jetzt bereits über so etwas wie Koalitionen zu sprechen, wir sind noch nicht einmal im Spiel."

Wenn es mit den Unterschriften nicht klappt, habe sich Zastrow auch bereits entschieden, was er tut. "Das ist es mit meinem politischen Engagement vorbei. Aber ich muss es versuchen."