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Nach FDP-Austritt: Wie Holger Zastrow politisch im Spiel bleiben will

Nach seiner großen Abrechnung mit der Bundespolitik will Holger Zastrow weiter in Dresden und ganz Sachsen mitmischen. Vor welchen Herausforderungen der Ex-FDP-Mann steht und was er plant.

Von Andreas Weller
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"Ich bin noch lange nicht fertig", sagt Holger Zastrow - er will weiter Politik machen, in Dresden und Sachsen.
"Ich bin noch lange nicht fertig", sagt Holger Zastrow - er will weiter Politik machen, in Dresden und Sachsen. © Matthias Rietschel

Dresden. Die Nachricht, dass der Dresdner Politiker, Ex-Bundes-Vize und langjähriger Landeschef aus der FDP austritt, hat für Furore gesorgt. Doch für Holger Zastrow soll damit politisch noch lange nicht Schluss sein. Er will wieder in den Stadtrat und auch auf Landesebene angreifen - möglichst gleich in diesem Jahr. Was genau hat der 55-Jährige vor? Welche Mitstreiter sucht er und welche Hürden liegen vor ihm?

Für ihn bisher unerreichte Reichweite

"Ich habe noch nie so eine Resonanz bekommen wie auf meinen Austritt aus der FDP", sagt Zastrow, kurz nachdem er am Dienstag verkündet hat, seine Partei nach 30 Jahren zu verlassen. Um das mitzuteilen, hat er seinen Kanal bei X - vorher Twitter - reaktiviert und sagt, sein Beitrag habe 500.000 Menschen erreicht und über 1.000 Kommentare und 5.000 Likes eingesammelt. "So eine Reichweite hatte ich noch nie." Dazu kommen laut Zastrow unzählige Nachrichten, Mails und Anrufe. "Darunter auch wichtige Persönlichkeiten wie Unternehmer, Namen möchte ich nicht nennen."

Der weit überwiegende Teil sei positiv, sagt Zastrow. "Viele in die Richtung 'Respekt' und 'Du hast Eier'", beschreibt Zastrow den Inhalt. Aber es habe auch "wenige" negative Reaktion gegeben, etwa: "Reisende soll man nicht aufhalten."

Einige haben laut Zastrow auch empfohlen, dass er sich der neuen Partei von Sahra Wagenknecht oder der Werte-Union anschließen solle. "Das will ich nicht, keine eingefahrenen Strukturen, in denen es nur um Posten geht, voll von Eitelkeiten." Deshalb käme für ihn keine bestehende Partei oder Wählervereinigung infrage.

Zastrow will "Sammlungsbewegung" aufbauen

"Ich bin noch lange nicht fertig", kündigt Zastrow an. Deshalb plant er etwas Neues aufzubauen, eine "Sammlungsbewegung", wie er es nennt. "Ich suche Leute, die in ihrem Leben etwas geleistet haben, frei von Eitelkeiten, die nicht auf Entschädigungen angewiesen sind." Dafür werde er alle möglichen Initiativen ansprechen, beispielsweise auch die Verantwortlichen des Vereins "Automobil in Dresden", die dafür kämpfen, dass Autofahrende in Dresden nicht ausgebremst werden.

"Ich denke an Persönlichkeiten wie Unternehmer, Kulturschaffende, Sportler, einfach Leute, die etwas bewegen." In welcher Struktur die Bewegung arbeiten wird, sei ebenso offen wie der Name dafür. "Aber die Richtung ist eindeutig volle Mitte", so Zastrow weiter. "Es müssen wieder die Interessen der Bürger vertreten werden, keine Randthemen. Aber aktuell schläft die Mitte und deshalb droht Veränderung von den Rändern her, das kann niemand wollen."

Projekt für Stadtrat und Landtag

Zastrow sehe sowohl in der Kommunalpolitik als auch auf Landesebene eine Perspektive für seine geplante Bewegung. "Ich stehe nicht für die Nische, sondern für eine Politik für alle und damit die Mehrheit, deshalb will ich etwas Eigenes gründen." Dafür brauche er Leute, die etwas zu sagen haben und die unabhängig sind. Mit der Klientel, die er ansprechen möchte, sehe er Chancen, in Dresden und ganz Sachsen etwas zu erreichen und im Freistaat vielleicht am Ende sogar an der Regierung beteiligt zu sein.

Bewegung muss hohe Hürden überwinden

"Es wird nicht leicht und es ist auch wenig Zeit", weiß Zastrow. Um bei der Stadtratswahl antreten zu dürfen, muss die Bewegung, weil sie bisher nicht im Stadtrat vertreten ist, in allen elf Wahlkreisen Dresdens jeweils 22 Unterschriften sammeln. "Das klingt nicht viel, ist aber eine Herausforderung, weil die Unterschriften von Menschen kommen müssen, die in den betreffenden Stadtbezirken wohnen und dafür persönlich im Rathaus unterschreiben müssen, dass sie die Liste in ihrem Wahlkreis unterstützen."

Für Zastrow sei das im Dresdner Norden als Stimmenkönig der vergangenen Stadtratswahl "kein Problem", wie er sagt, aber es müsse halt für jeden Wahlkreis funktionieren, damit die Bewegung stadtweit antreten kann. Darum kämpfen derzeit auch die zwei ehemaligen Grünen-Stadträte von der Dissidenten-Fraktion. 66 Tage vor der Wahl müssen die Wahlvorschläge bei der Stadt eingegangen sein, am 9. Juni wird gewählt - bis Anfang April müssen die gültigen Unterschriften also nachgewiesen werden, um die Listen einzureichen.

Sollte das alles nicht klappen, erwägt Zastrow, als Einzelkandidat anzutreten. "Aber dann hätte ich einen Sitz - was kann ich da bewegen?"

Im Land sei es "etwas einfacher", zur Wahl am 1. September zugelassen zu werden. Dafür bräuchte Zastrows Bewegung landesweit 1.000 Unterschriften. "Wenn wir dann bekannte Persönlichkeiten haben, die mitmachen, könnte ich mir vorstellen, dass wir einige Direktmandate bei der Landtagswahl holen und in den Landtag einziehen", sagt Zastrow selbstbewusst.

Er habe bereits jetzt viele Reaktionen dazu bekommen. "Da sind Menschen dabei, die Unterstützung anbieten, und es gibt auch einige, die mitmachen wollen." Namen will Zastrow vorerst nicht nennen. "Aber das hat etwas ausgelöst."