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Ostsachsens Handwerkschef: "Stehen mit dem Rücken an der Wand"

Die Stimmung im ostsächsischen Handwerk ist so schlecht wie lange nicht. Warum das weniger an der Gegenwart, als vielmehr an der Zukunft liegt.

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Jörg Dittrich ist der Präsident der Handwerkskammer Dresden. Er registriert eine miese Stimmung in den Betrieben.
Jörg Dittrich ist der Präsident der Handwerkskammer Dresden. Er registriert eine miese Stimmung in den Betrieben. © Matthias Rietschel

Dresden. Die Stimmung im ostsächsischen Handwerk ist im Keller. Das zeige die Herbstkonjunkturumfrage, die die Handwerkskammer Dresden am Mittwoch präsentierte. Im Vergleich zum Vorjahr sei der Geschäftsklimaindex von 121 Punkten auf nur noch 85 gefallen. Das ist der niedrigste Wert seit langem, sagte Kammerpräsident Jörg Dittrich.

Er begründete das insbesondere mit den pessimistischen Erwartungen. Die Auftragslage sei größtenteils noch vergleichsweise gut, was die Zukunft angehen, seien die Firmen jedoch "massiv" verunsichert. Steigende Kosten und ein Nachfrageeinbruch ließen das Handwerk "äußerst pessimistisch" in die nahe Zukunft blicken. "Unternehmen stehen mit dem Rücken zur Wand." Manche Firmen plagten Existenzängste. Die Preisentwicklungen gefährdeten Geschäftsmodelle. Hauptgeschäftsführer Andreas Brzezinski ergänzte, es brauche wieder Ruhe und Berechenbarkeit in den Märkten.

Der Herbstumfrage zufolge bewerteten 43 Prozent der Betriebe ihre derzeitige Geschäftslage als gut. Im Vorjahr waren es noch 61 Prozent. Für das kommende Quartal erwartet die eine Hälfe der Betriebe ein weitgehend gleichbleibendes Geschäft, die andere jedoch ein schlechteres. Sinkende Umsätze vermeldete im dritten Quartal insbesondere das Gesundheitshandwerk. Dieser Zweig, aber auch das Lebensmittel- und das Bauhandwerk schätzen die Entwicklung pessimistisch ein. Wegen der hohen Einkaufspreise wollen 70 Prozent der Handwerksfirmen ihre Preise anheben.

Kunststoff-, Metall- und Elektronikteile fehlen

Acht von zehn Handwerksfirmen müssten inzwischen mehr für Energie ausgeben als vor einem Jahr. Im Durchschnitt belaufe sich die Erhöhung im Vergleich zum Herbst 2021 auf 77 Prozent. Fast alle Betriebe hätten höhere Materialpreise zahlen zu müssen, und etws mehr als Zweidrittel hätten Probleme gehabt, überhaupt an das benötigte Material heranzukommen. Das betreffe vor allem Metall- und Elektronikteile, aber auch Kunststoffprodukte. Im Bauhandwerk klage jeder zweite Betrieb über fehlende Dämmstoffe.

Für die Herbstkonjunkturanalyse hat die Kammer im September fast 3.200 der insgesamt rund 22.000 Mitgliedsbetriebe befragt. Die Rücklaufquote der Befragung betrug rund 20 Prozent. Die Ergebnisse seien repräsentativ, heißt es. Zum Bezirk der Handwerkskammer Dresden gehören die Landkreise Bautzen, Görlitz, Meißen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sowie die Landeshauptstadt Dresden. (SZ)