SZ + Pirna
Merken

Sächsische Schweiz: Vier Gemeinden wollen gemeinsame Touristinformationen

Als Netzwerk sollen die Touristinfos den Service für Gäste in der Sächsischen Schweiz verbessern. Diese Städte und Gemeinden sind dabei.

Von Dirk Schulze
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Bad Schandau und drei weitere Kommunen wollen ihre Touristinformationen künftig gemeinsam betreiben.
Bad Schandau und drei weitere Kommunen wollen ihre Touristinformationen künftig gemeinsam betreiben. © Steffen Unger

Das Projekt für gemeinsam betriebene Touristinformationen in der Sächsischen Schweiz geht mit vier Kommunen an den Start. Es sind: Bad Schandau, Sebnitz, Reinhardtsdorf-Schöna und Rathmannsdorf. Sie haben bereits die Absichtserklärung zur Gründung der geplanten GmbH unterschrieben, wie der Tourismusverband Sächsische Schweiz jetzt mitteilt.

Somit sind zum Auftakt weniger Partner an Bord als von den Initiatoren erhofft. Ursprünglich standen doppelt so viele Städte und Gemeinde auf der Liste, darunter auch Lohmen, Stadt Wehlen, Königstein, Kurort Rathen und Gohrisch. Der Tourismusverband Sächsische Schweiz hatte die Pläne in den vergangenen zwei Jahren zusammen mit den Bürgermeistern entwickelt.

Mit den gemeinsam betriebenen Touristinformationen soll sich die Servicequalität für Urlauber sowie die heimischen Vermieter erhöhen. Zudem ist es das Ziel, das Personal zu halten und Nachwuchs zu gewinnen. Bisher betreibt jede Kommune ihre Touristinfo für sich.

Zusammen 40 Prozent der Übernachtungen

Ja, die Kooperation falle zunächst kleiner aus, als angedacht, erklärt Tino Richter vom Tourismusverband Sächsische Schweiz. Der Verbandsgeschäftsführer sieht darin aber auch Vorteile: Die Komplexität sei nun geringer. Das Konzept sei so gestrickt, dass es trotzdem aufgehe.

Mit Bad Schandau und Sebnitz gehören die beiden Kommunen mit den meisten Übernachtungsgästen in der Sächsischen Schweiz zu den Gründern, gemeinsam mit Reinhardtsdorf-Schöna und Rathmannsdorf kommen die Partner auf rund 40 Prozent der Übernachtungen der Region und zudem viele Tagesgäste. "Damit haben wir eine Schwungmasse, mit der wir gut arbeiten können", sagt Richter.

Günstig sei zudem die räumliche Nähe. Die Vier sind Nachbarn und decken zusammen den östlichen Teil der Sächsischen Schweiz ab, vom Großen Zschirnstein über das Kirnitzschtal bis nach Hinterhermsdorf. Reinhardtsdorf-Schöna und Rathmannsdorf bilden zudem schon länger eine Verwaltungsgemeinschaft mit Bad Schandau und arbeiten dadurch ohnehin eng zusammen.

Vorbild mobile Gästekarte in der Sächsischen Schweiz

Die vier Gründungsmitglieder sind nun Vorreiter in der Sächsischen Schweiz und darüber hinaus, erklärt Tino Richter. Andere Kommunen können aber später noch beitreten. Es sei das erklärte Ziel, weitere Partner zu gewinnen. "Wir wollen zeigen, dass es funktioniert und das Ganze dann weiter ausrollen." Man habe in der Vergangenheit gute Erfahrungen mit dem stufenweise voranschreitenden Ausbau solcher Projekte gemacht.

Gemeint ist die Gästekarte mobil, mit der Urlauber einfach und beinahe kostenfrei mit Bus und Bahn fahren können. Hier hat es ebenfalls eine Weile gedauert, die Gemeinderäte und die Vermieter von den Vorteilen zu überzeugen. 2020 wurde die Mobilitätskarte in Pirna eingeführt, 2021 folgten Sebnitz und Königstein, 2022 Bad Schandau. Inzwischen bieten zehn Kommunen in der Sächsischen Schweiz ihren Urlaubsgästen diesen Service an.

Rathmannsdorf wird ungeplant Mitstreiter

Bei den Touristinformationen hatten sich zuletzt Stadt Wehlen und Lohmen gegen das große Gemeinschaftsprojekt entschieden. Die beiden haben stattdessen intern ihre Touristinfos zusammengelegt. Für Lohmen und Stadt Wehlen gaben vor allem finanzielle Gründe den Ausschlag, für sie hätte das Projekt des Tourismusverbands nach ihrer Rechnung Mehrkosten bedeutet.

Anders war es in Rathmannsdorf. Die Gemeinde stand zunächst gar nicht auf der Kandidatenliste, ließ sich aber relativ kurzfristig überzeugen. Im Gegensatz zu Sebnitz oder Bad Schandau hat der Ort keine eigenständige Touristeninformation, diese Dinge werden auf dem Gemeindeamt mit erledigt. Neben der Beratung von Urlaubern gehört dazu viel Bürokratie im Hintergrund, wie das Meldewesen und die Betreuung der Gastgeber. Die neue Gesellschaft soll dies abnehmen.

Aktuell bereitet der Tourismusverband die Gründung der gemeinsamen GmbH vor. Die vier Kommunen werden deren Gesellschafter, über die konkreten Verträge werden die Gemeinderäte bis zum Sommer beschließen. Als Startdatum ist der 1. Januar 2025 gesetzt. Von da an soll die GmbH die Touristinformationen betrieben. Alle bisherigen Mitarbeiter werden übernommen. Die GmbH existiert dann parallel zum Tourismusverband und erhält einen eigenen Geschäftsführer.

Ziel: Digitale Touristinformation

Die Urlaubsgäste werden rein äußerlich zunächst kaum Veränderungen wahrnehmen, die bestehenden Touristinfos in Bad Schandau und Sebnitz bleiben erhalten. Schon zum Start der Kooperation wird sich aber die telefonische Erreichbarkeit verbessern, gerade für die kleineren Partner. Ist ein Mitarbeiter abwesend, kann das Telefon umgeleitet werden und der Anrufer erhält trotzdem kompetente Auskunft.

Schon bald wollen der Tourismusverband und die neue GmbH zusammen Innovationen wie eine digitale Touristinformation angehen. Per Chat könnten sich Gäste dann auch außerhalb der Öffnungszeiten beraten lassen oder sich mit Technik wie VR-Brillen schon vorab einen Eindruck verschaffen.