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Sebnitz bewirbt sich um den Tag der Sachsen

Sebnitz will 2025 den Tag der Sachsen ausrichten - für die Stadt keine einfache Entscheidung. Erstmals könnte grenzüberschreitend gefeiert werden.

Von Dirk Schulze
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Termin für den nächsten Tag der Sachsen ist der 5. bis 7. September 2025. Zuletzt fand das Fest dieses Jahr in Aue-Bad Schlema statt.
Termin für den nächsten Tag der Sachsen ist der 5. bis 7. September 2025. Zuletzt fand das Fest dieses Jahr in Aue-Bad Schlema statt. © dpa-Zentralbild

Der nächste Tag der Sachsen wird 2025 in Sebnitz gefeiert, das ist so gut wie sicher. Der Sebnitzer Stadtrat hat sich am Mittwochabend mehrheitlich für eine Bewerbung um das größte sächsische Volksfest ausgesprochen. Erwartet werden 150.000 bis 200.000 Menschen.

Offiziell muss nun das Kuratorium der Veranstaltung um Landtagspräsident Matthias Rößler (CDU) noch den Zuschlag erteilen. Da der Freistaat zuletzt aber Mühe hatte, überhaupt Ausrichter zu finden und bislang keine andere Stadt ihr Interesse angemeldet hat, dürfte dies nur Formsache sein. 2024 fällt das Fest aus.

Sebnitz, die rund 9.500 Einwohner zählende Kleinstadt an der tschechischen Grenze wird damit nach Freiberg, Torgau und Riesa die vierte sächsische Stadt, die das Event zum zweiten Mal ausrichtet. Im Jahr 2003 gastierte der Tag der Sachsen schon einmal hier, davor und danach nie wieder im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.

Geplant ist der Tag der Sachsen für den Zeitraum 5. bis 7. September 2025. Es wird die 30. Auflage der Großveranstaltung, also ein Jubiläum.

Die Finanzen für den Tag der Sachsen

Vorausgegangen war dem aktuellen Beschluss ein Bürgerentscheid von 2019, initiiert von der örtlichen CDU. Dabei sprachen sich knapp 64 Prozent der abstimmenden Sebnitzer für den Tag der Sachsen aus. Doch dann folgten Corona, Ukrainekrieg, Inflation und Waldbrand - und damit klamme Kassen.

Mit dem bisherigen Finanzierungsmodell sei das Fest nicht stemmbar, hieß es noch im September aus dem Sebnitzer Rathaus. Im Hintergrund hatten längst die Gespräche mit dem Kuratorium begonnen, beim diesjährigen Tag der Sachsen in Aue-Bad Schlema war eine Delegation aus Sebnitz vor Ort, um sich anzuschauen wie es läuft.

Seit dem 7. November ist nun amtlich, dass der Freistaat seinen Zuschuss verdoppelt. Die Ausrichterstadt 2025 erhält 1,4 Millionen Euro - statt wie bisher 700.000 Euro. Das wird möglich, da das Fest 2024 ausfällt. Hinzu kommen weitere 400.000 Euro von der Staatskanzlei. Die Hälfte davon muss zwar noch mit dem nächsten Doppelhaushalt des Landes beschlossen werden, doch auch dies gilt als wahrscheinlich.

In seinem Finanzierungskonzept rechnet Sebnitz nun mit einem Eigenanteil von 250.000 Euro. Man habe eine Menge Vorarbeit geleistet und die Kalkulation scharf abgeglichen mit dem diesjährigen Gastgeber Aue-Bad Schlema, erklärte der Sebnitzer Oberbürgermeister Ronald Kretzschmar (parteilos). Die Kollegen dort seien sehr offen gewesen. Das von Sebnitz geplante Gesamtbudget für den Tag der Sachsen 2025 liegt damit bei 2,57 Millionen Euro.

Die Debatte im Sebnitzer Stadtrat

Im Sebnitzer Stadtrat gab es trotz der Finanzierungszusage des Freistaats eine ausführliche Debatte. Grünen-Stadtrat Paul Löser bezeichnete die Entscheidung als "die schwierigste und weitreichendste" der laufenden Legislatur. Neben dem verbleibenden finanziellen Risiko - bei aktuell angespannter Haushaltslage - ging es vor allem darum, ob Sebnitz den Organisationsaufwand personell stemmen kann.

OB Ronald Kretzschmar warb um Zustimmung. "Wir haben es selbst in der Hand", sagte er. Das Fest solle so geplant werden, dass es für die Stadtgesellschaft leistbar ist. Sebnitz strebe keine Wiederholung von 2003 an, als 255.000 Gäste kamen. In Aue-Bad Schlema habe es statt wenigen großen Bühnen viele kleinere Bühnen von Vereinen gegeben. Der Tag der Sachsen sei eine Chance für die gesamte Region, sich zu präsentieren. Bisher hätten bei den Großveranstaltungen in Sebnitz noch immer alle mitgezogen.

Tag der Sachsen in Sebnitz vor 20 Jahren: "Sebnitz blümelt" hieß das Motto 2003.
Tag der Sachsen in Sebnitz vor 20 Jahren: "Sebnitz blümelt" hieß das Motto 2003. © Daniel Förster

Bedenken meldete Stadtrat Andreas Stork (Zukunft Sebnitz) an. Er sehe die Gefahr, dass die Kosten den Rahmen sprengen. Die Bürger seien allgemein überlastet, viele Geschäfte, Gaststätten oder Hotels hätten in der Vergangenheit schon schließen müssen.

Für die CDU-Fraktion hielt Michael Walldorf dagegen: "Wir brauchen Impulse für die Hotellerie und die Gastronomie", sagte Walldorf. Man müsse auch an die Jugend denken. Ekkehard Schneider (ebenfalls CDU) erklärte, dass es immer Risiken gebe, diese müsse man jedoch in Kauf nehmen. "Wir wollen, dass in Sebnitz was los ist", sagte Schneider.

Paul Löser gab zu, beim damaligen Bürgerentscheid noch gegen den Tag der Sachsen gestimmt zu haben. Die dort erzielte Mehrheit für das Fest lasse sich aber nicht vom Tisch wischen. In jedem Fall sollten die Einwohner über die Ausgestaltung mitbestimmen können. "Es darf kein Fest der Staatskanzlei oder der Staatsregierung sein, sondern ein Fest der Sebnitzerinnen und Sebnitzer und der Vereine", sagte Löser.

Tino Besser von der AfD zählte ausführlich seine Gegenargumente auf, erklärte aber dann, dass er sich bei der Abstimmung enthalten werde - was er auch tat. OB Kretzschmar kommentierte dies mit dem Satz: "Wenn es so eine weitreichende Entscheidung ist, dann haben Sie doch wenigstens den Schneid, mit Ja oder Nein zu stimmen."

Letztlich stimmte eine Mehrheit von zwölf Stadträten für den Tag der Sachsen, vier waren dagegen, einer enthielt sich.

Die Vision: Grenzüberschreitend feiern

Sebnitz erhofft sich vom 30. Tag der Sachsen besondere Aufmerksamkeit. Das grundlegende Konzept für die Veranstaltung befindet sich gerade im Wandel, künftig wird das Fest voraussichtlich nur noch alle zwei Jahre stattfinden. Die kommende Ausgabe hat für den Sebnitzer OB Modellcharakter: "Wir haben die Chance einen neuen Tag der Sachsen zu kreieren", sagt Ronald Kretzschmar.

Erstmals soll 2025 grenzüberschreitend gefeiert werden - zeitgleich mit der tschechischen Nachbarstadt Dolní Poustevna. Der dortige Bürgermeister sei von der Idee angetan gewesen, sagte Kretzschmar. In Dolní Poustevna steht am geplanten Wochenende ein Stadtfest an, die Nachbarstadt könnte für grenzüberschreitende Aktionen EU-Fördergelder beantragen. Die Böhmische Straße wäre dann die Verbindung zwischen beiden Festen.

Zudem verspricht sich Sebnitz als Ausrichterstadt bessere Chance für Fördermittel vom Freistaat. Zum Tag der Sachsen 2003 wurden unter anderem das Waldstadion und der Bahnhof saniert. Aktuell braucht Sebnitz unter anderem Geld für den geplanten Bikepark, eine Stromleitung zur Oberen Schleuse und die Sanierung des Busbahnhofs.

Langfristig sieht OB Kretzschmar den Tag der Sachsen gar als Eintrittskarte für die nächste Großveranstaltung: die Landesgartenschau 2035. Diese könnte man gemeinsam mit Hohnstein, Neustadt und Stolpen ausrichten. "Das wäre ein riesiges Infrastrukturprogramm für die Region."

Das ist der Zeitplan

Schon am 27. November wird eine Delegation des Kuratoriums des Tags der Sachsen nach Sebnitz reisen. Für Dezember ist dann eine außerordentliche Sitzung des Kuratoriums geplant, in der Sebnitz seinen offiziellen Bewerbungsvortrag hält. Danach folgt die Entscheidung über den Zuschlag zum Tag der Sachsen 2025 - bestenfalls noch vor Jahresende.