Update Wirtschaft
Merken

Chipbranche in Dresden: Globalfoundries wehrt sich gegen Staatshilfe für TSMC

Um den Milliardenzuschuss für die Ansiedlung des taiwanesischen Chipriesen TSMC in Dresden gibt es Streit. Konkurrent Globalfoundries sieht sich benachteiligt - und meldet bei der EU-Kommission Bedenken an.

 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Der Chiphersteller Globalfoundries kündigt Widerstand gegen Milliardensubventionen für den taiwanischen Weltmarktführer TSMC in Dresden an. Das Foto zeigt Globalfoundries Dresden.
Der Chiphersteller Globalfoundries kündigt Widerstand gegen Milliardensubventionen für den taiwanischen Weltmarktführer TSMC in Dresden an. Das Foto zeigt Globalfoundries Dresden. © Ronald Bonß

Dresden. Der Chiphersteller Globalfoundries hat Widerstand gegen geplante Milliardensubventionen der Bundesregierung für den taiwanischen Weltmarktführer TSMC in Dresden angekündigt.

"TSMC ist mehr als zehnmal so groß wie wir, will jetzt in unserer Nachbarschaft Halbleiter produzieren, die unmittelbar mit unseren Produkten konkurrieren, gemeinsam mit drei unserer größten Kunden, und dafür tief in den Subventionstopf greifen", sagte Saam Azar, der bei Globalfoundries (GF) für Regierungs- und Rechtsangelegenheiten zuständig ist, dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Der Dresdner GF-Sprecher Jens Drews bestätigte das.

Globalfoundries fertigt in Dresden wie TSMC Chips im Auftrag anderer Unternehmen. Die Bundesregierung hatte angekündigt, den Bau einer Halbleiterfabrik durch TSMC in Dresden mit bis zu fünf Milliarden Euro zu unterstützen. Das entspricht etwa der Hälfte der geplanten Investitionssumme.

Globalfoundries: Wir bekamen nicht einmal halb so viel

Co-Investoren von TSMC sind Infineon, Bosch und NXP. Die drei Partner halten jeweils zehn Prozent am neuen Dresdner Unternehmen ESMC European Semiconductor Manufacturing Company GmbH und haben sich vertraglich einen Teil der Produktionskapazität gesichert. Gemeinsam wollen sie rund 2.000 Arbeitsplätze in dem neuen Betrieb schaffen. Globalfoundries mit rund 3.200 Stellen in Dresden sieht sich als Mitbegründer des Technologie-Clusters "Silicon Saxony" und macht geltend, in 25 Jahren am Standort Dresden nicht einmal halb so viel Staatsgeld erhalten zu haben wie der Konkurrent nun auf einen Schlag.

Manager Azar nimmt an, dass die geförderte Neuansiedlung in Dresden die Dominanz von TSMC weiter verstärken werde. Das sei, "als wenn man den größten Tiger mit Steroiden füttert". Deshalb habe man bei der EU-Kommission Bedenken angemeldet. "Wir erwarten von der Wettbewerbskommission, dass sie untersucht, ob die Förderung des TSMC-Werks mit den europäischen Gesetzen vereinbar ist", sagte Azar dem Spiegel. Auch eine formelle Beschwerde werde man in Betracht ziehen, sobald die Bundesregierung und TSMC das Projekt in Brüssel angemeldet hätten.

Nach Patentstreit einigten sich GF und TSMC rasch

Globalfoundries wirbt parallel dazu beim Bund dafür, bei einem möglichen Ausbau der eigenen Produktion in Dresden unterstützt zu werden, hieß es. Der neue Standard sei von TSMC mit bis zu 50 Prozent Subventionsanteil gesetzt, erklärte Azar. "Wir erwarten nicht weniger als das, was man den dominanten Unternehmen gibt."

Schon vor der Bekanntgabe der Subventionen für TSMC hat der Konzern Globalfoundries mehrmals die Sorge geäußert, gegenüber dem Branchenriesen ins Hintertreffen zu geraten. GF-Chef Tom Caulfield sagte, falls ein dominanter Konkurrent überproportional hohe Subventionen bekommen sollte, wäre das schädlich für den Markt. Es bestehe das Risiko einer Abhängigkeit von einem einzigen Lieferanten und als Konsequenz wieder weniger stabilen Lieferketten.

Im Jahr 2019 hatte Globalfoundries dem größeren Konkurrenten TSMC öffentlich vorgeworfen, einige seiner Patente verletzt zu haben. Doch schon zwei Monate später veröffentlichten beide Konzerne eine gemeinsame Erklärung: Zum Wohl der Kunden habe man sich geeinigt, einander Lizenzen zu gewähren - und das auch gleich für die Patente der kommenden zehn Jahre. GF hat außer in Dresden auch Fabriken in den USA und Singapur, TSMC baut gerade in den USA und in Japan. (dpa/SZ/mz)