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So liefen Friedensgebet und Freie-Sachsen-Demo in Sebnitz

Unter dem Dach der Kirche haben sich Sebnitzer für Mitmenschlichkeit ausgesprochen. Draußen demonstrierten die rechtsextremen Freien Sachsen.

Von Dirk Schulze
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Pfarrer Sebastian Kreß beim Friedensgebet in Sebnitz: "Wenn man sich auf das Dunkel fixiert, wird es auch immer dunkler um einen herum."
Pfarrer Sebastian Kreß beim Friedensgebet in Sebnitz: "Wenn man sich auf das Dunkel fixiert, wird es auch immer dunkler um einen herum." © Marko Förster

Mit einem Friedensgebet haben Sebnitzer am Montagabend für ein friedliches Miteinander und Solidarität geworben. Rund 50 Menschen nahmen an der Veranstaltung in der Peter-Pauls-Kirche teil, darunter mehrere Stadtratsmitglieder. Die evangelische Kirchgemeinde, der Oberbürgermeister, die Aktion Zivilcourage und engagierte Einwohner hatten dazu eingeladen.

Die Initiatoren betonten, dass es sich dabei nicht um eine Protestveranstaltung handele. Man sei nicht zusammen gekommen, um gegen etwas zu protestieren, sondern um sich für ein gutes Miteinander auszusprechen, erklärte Pfarrer Sebastian Kreß. Die Kirche sei ein besonderer Raum, in dem Diskriminierung und Hetze keinen Platz hätten.

"Mitmenschlichkeit fragt nicht nach Herkunft, sexueller Orientierung, Religion oder was auch immer", sagte Pfarrer Kreß. Es gebe in Sebnitz viele Menschen, die dies lebten und sich für mehr Mitmenschlichkeit einsetzten. Gleichwohl gebe es in der Stadt auch andere Seiten. Doch: "Wenn man sich auf das Dunkel fixiert, wird es auch immer dunkler um einen herum", sagte der Pfarrer.

Sebnitzer OB: Sachlichkeit statt Hetze

Der Sebnitzer Oberbürgermeister Ronald Kretzschmar (parteilos) sprach davon, ein kleines, aber wichtiges Zeichen zu setzen. "Verbunden mit der klaren Botschaft, dass wir in unserer Stadt und über deren Grenzen hinaus, jegliche Form von Gewalt, Radikalismus sowie körperliche und verbale Übergriffe auf Menschen grundsätzlich ablehnen."

Für ihn stünden die Werte Menschlichkeit, Toleranz und Solidarität im Vordergrund, erklärte der OB. Spätestens, wenn man selbst einmal Hilfe brauche, werde einem die Bedeutung dessen bewusst. Es gebe oftmals noch viel schlimmeres Leid und größer Probleme als die im eigenen Mikrokosmos.

"Für viele leben wir gerade in einer sehr aufwühlenden Zeit", sagte Kretzschmar. Es habe jedoch schon immer viele Veränderungen gegeben, dies sei ein beständiger Teil des Lebens, was oft verkannt werde. "Gemeinsam werden wir einen Weg finden", erklärte der Sebnitzer OB. "Aber eben nicht mit Ausgrenzung, Vorurteilen, Diskriminierung und Gewalt. Nicht mit Politikverdruss, Abneigung und Hetze. Sondern mit sachlichen Überlegungen, gemeinsamer Unterstützung und Hilfe."

Demo der rechtsextremen Freien Sachsen

Parallel fand am Montagabend eine Demonstration der rechtsextremen Freien Sachsen in Sebnitz statt. Hinter dem Banner der Partei liefen Sebnitzer Bürger, Händler und Gewerbetreibende ebenso wie anhand ihrer T-Shirt-Aufdrucke erkennbare Neonazis, regionale AfD-Funktionäre und ehemals führende Mitglieder der 2001 verbotenen Skinheads Sächsische Schweiz (SSS). Mit Sprechchören wie "Wir wollen keine Asylantenheime", zogen sie durch die Stadt.

Demo in Sebnitz hinter dem Banner der rechtsextremen Freien Sachsen.
Demo in Sebnitz hinter dem Banner der rechtsextremen Freien Sachsen. © Marko Förster

Zu der Demo aufgerufen hatte der Heidenauer Rechtsextremist Max Schreiber, vormals auch in der NPD aktiv. In einer Rede verglich Schreiber den jüngsten Überfall auf zwei afghanische Jugendliche in Sebnitz mit dem Fall Joseph aus dem Jahr 2000, der sich als Unfall herausstellte. Von dem aktuellen Angriff existieren jedoch Videoaufnahmen, die die vermummten und mit einer Stange bewaffneten Täter zeigen.

Die Freien Sachsen hatten überregional zu der Veranstaltung mobilisiert. Der einschlägig bekannte Wolfgang Schmidl reiste für seine Rede aus Zwönitz im Erzgebirge an. Laut Polizeiangaben nahmen rund 550 Menschen an dem Umzug teil. Noch vor Beginn der Veranstaltung zeigte ein Mann am Sebnitzer Marktplatz den Hitlergruß. Dabei habe es sich der Polizei zufolge jedoch um einen Passanten gehandelt, keinen Teilnehmer. Die Personalien wurden aufgenommen und eine entsprechende Anzeige gefertigt.