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Wie Dresdner Frauen den Football rocken wollen

Seit 2012 gibt es kein Frauenteam mehr im Dresdner Football. Das wird sich ändern. In zwei Jahren will die Mannschaft in die 2. Liga einsteigen. Mitmachen, sagen die Initiatorinnen, kann jede.

Von Alexander Hiller
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Felicitas-Berenike Broll, Gabi Steinbach und Franziska Wingensiefen (v.l.) wollen das neue Frauenteam der Dresden Monarchs anführen. Den ernsten Blick haben sie auf Wunsch des Fotografen aufgesetzt, sie können auch anders.
Felicitas-Berenike Broll, Gabi Steinbach und Franziska Wingensiefen (v.l.) wollen das neue Frauenteam der Dresden Monarchs anführen. Den ernsten Blick haben sie auf Wunsch des Fotografen aufgesetzt, sie können auch anders. © Matthias Rietschel

Dresden. Football is Sex, Baby. Seit Jahren ertönt der etwas provokante Spruch aus den Lautsprechern vor Heimpartien des Bundesligisten Dresden Monarchs. Eigentlich ist Football unisex – also für Männer und Frauen geeignet. Und das soll sich beim Klub, der kürzlich die Marke von 1.000 Mitgliedern überschritten hat, künftig auch auf dem Spielfeld zeigen.

Frauenfootball in Dresden ist allerdings nicht ganz neu – sondern ein Comeback. 2012 lösten sich die Dresden Diamonds auf, so nannten sich die Footballfrauen der Monarchs damals. „Wir waren einfach zu wenige aufgrund von Schwangerschaften, manche sind auch mit ihrer Familie umgezogen. Was halt Frauenmannschaften so trifft. In den letzten beiden Spielzeiten waren wir nur noch eine Rumpftruppe von zwölf, 13 Spielerinnen. Das haben wir durchgezogen, aber es war halt nicht gesund“, erinnert sich Gabi Steinbach.

Das Projekt der Dresdner Footballerinnen steckt noch in den Kinderschuhen, erst vier Trainingseinheiten haben die Frauen hinter sich. Allerdings ist der Pool der Interessentinnen mit knapp 40 potenziellen Spielerinnen bereits beachtlich.
Das Projekt der Dresdner Footballerinnen steckt noch in den Kinderschuhen, erst vier Trainingseinheiten haben die Frauen hinter sich. Allerdings ist der Pool der Interessentinnen mit knapp 40 potenziellen Spielerinnen bereits beachtlich. © Matthias Rietschel

Die inzwischen 37-Jährige ist eine der Initiatorinnen für den Neustart. Knapp 40 Frauen absolvierten bereits die ersten Trainingseinheiten, Tendenz steigend. Die Dresdnerinnen wollen in den nächsten Monaten ein spielfähiges Team für die Vollkontakt-Sportart American Football aufstellen, nicht etwa für die kontaktlose Variante Flagfootball, in der ein gemischtes Team der Monarchs kürzlich deutscher Vizemeister wurde. „Warum“, fragt Steinbach keck und augenzwinkernd, „sollten nur Männer den Spaß haben?“ Die stimmbegabte Anführerin, kürzlich bei „The Voice of Germany“ in der sogenannten „Blind Audition“ ausgeschieden, meint damit den Köperkontakt, die Tacklings, Rangeleien.

Seit 2002 spielt Steinbach selbst Football, seit vielen Jahren engagiert sie sich zusätzlich im Trainerstab des Flagfootball-Teams der Monarchs. „Aus dem Flagteam haben immer mal wieder ein paar Frauen danach gefragt, bei den Kindern und Jugendlichen haben wir auch ein paar Mädels dabei“, sagt Steinbach.2025 will sich das Frauenfootballteam um die frühere Nationalspielerin Christiane Müller als Cheftrainerin in die 2. Bundesliga eingliedern lassen – unter dem Namen Dresden Monarchs Frauen. „Wir gehören zum Verein. Es wäre ja albern, einen anderen Namen zu suchen“, begründet Steinbach, die hauptberuflich als Friseurin arbeitet. Ihre Kollegin Franziska Wingensiefen ergänzt: „Wir sind nicht die Cheerleader, die ja häufig anders heißen, wir möchten halt diesen geilen Sport machen.“

Es ist egal, ob dick oder dünn, schnell oder langsam

2025 will sich das Frauenfootballteam um die frühere Nationalspielerin Christiane Müller als Cheftrainerin in die 2. Bundesliga eingliedern lassen – unter dem Namen Dresden Monarchs Frauen. „Wir gehören zum Verein. Es wäre ja albern, einen anderen Namen zu suchen“, begründet Steinbach, die hauptberuflich als Friseurin arbeitet. Ihre Kollegin Franziska Wingensiefen ergänzt: „Wir sind nicht die Cheerleader, die ja häufig anders heißen, wir möchten halt diesen geilen Sport machen.“

Allerdings steckt das Projekt noch in den Kinderschuhen. Seit vier Wochen gibt es wöchentlich eine Trainingseinheit. „Wir stellen jetzt die Basics her. Wer kann werfen, wer kann Bälle fangen? Viele haben keine vollständige Ausrüstung, einige müssen noch die ganzen Techniken lernen. Das ist schon wichtig, ein Jahr erst mal zu trainieren. Wir wollen mit Freundschaftsspielen beginnen“, erklärt Steinbach.

Ihre beiden Mitstreiterinnen Felicitas-Berenike Broll und Franziska Wingensiefen rühren mit ihrer Botschaft kräftig die Werbetrommel. „Die Sache beim Frauen-Football ist, dass die meisten erst in den Mittzwanzigern anfangen, die Bewegungsabläufe noch nicht kennen. Bei den Jungs steigt man schon im Jugendbereich ein. Deshalb macht die Trainingsphase durchaus Sinn, wenn man etwas Neues etabliert. 90 Prozent des Teams haben vorher noch kein Football gespielt“, sagt die 28-jährige Broll, die in zwei Wochen offiziell Ärztin ist. Soll heißen, das Team ist für weitere Neuankömmlinge offen. Und zwar im Prinzip für alle interessierten Mädchen und Frauen – ob nun mit oder ohne Football-Vorbildung. „Es gibt im Football so viele verschiedene Positionen, da ist es egal, ob man groß oder klein, dick oder dünn, schnell oder langsam ist“, betont Broll.

Ohnehin scheint das neue Frauenteam ein Sammelbecken für junge Frauen aus allen Schichten, jeder Himmelsrichtung, vielen Berufsgruppen zu sein. Steinbach ist gebürtige Dresdnerin und bereits Mutter, Broll stammt aus Bonn, Wingensiefen aus dem Bergischen Land. „Mich hat die Ausbildung vor zwei Jahren hierher verschlagen“, sagt die 28-jährige Wingensiefen, die sich am Staatsschauspiel Dresden zur Bühnenplastikerin ausbilden lässt.

Erst mit 21 Jahren und damit viel später als ihren beiden neuen Mitspielerinnen fand sie den Weg zum American Football, spielte dann in Wuppertal und Solingen. „Man merkt manchmal gar nicht, dass es Sport ist. Das ist so, als würde man ein geiles Gesellschaftsspiel spielen, nur dass man den eigenen Körper benutzt. Man ist in einer Art Game-Modus und kriegt gar nicht mit, wie super man sich gerade anstrengt“, meint sie und hofft, dass dieses Gefühl noch viel mehr Frauen spüren wollen.