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Was der DSC in der Champions League verdient

Pro Spiel bekommt der deutsche Volleyballmeister mindestens 5.000 Euro. Dresdens Einsatz ist jedoch deutlich höher.

Von Alexander Hiller
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Gute Miene zum bösen Spiel: DSC-Geschäftsführerin Sandra Zimmermann leidet gerade in der Champions League unter den Zuschauerbeschränkungen in Sachsen.
Gute Miene zum bösen Spiel: DSC-Geschäftsführerin Sandra Zimmermann leidet gerade in der Champions League unter den Zuschauerbeschränkungen in Sachsen. © Matthias Rietschel

Dresden. Knapp fünf Jahre ist es her, dass die Volleyballerinnen des Dresdner SC in der Champions League spielten. Am 28. Februar 2017 verabschiedeten sie sich mit der bis dato letzten Partie gegen die besten Teams Europas. Die Abstinenz ist jetzt beendet.

Mit einer knappen 2:3-Niederlage im polnischen Rzeszow startete der deutsche Meister vor zwei Wochen in die neue Saison der Königsklasse. An diesem Mittwoch steht nun das erste Heimspiel in der Margon-Arena an – in jedem Fall eine besondere Rückkehr in den höchsten und damit auch attraktivsten europäischen Klubwettbewerb im Volleyball.

Nicht zuletzt haben sich mittlerweile die finanziellen Rückflüsse an die Klubs vervielfacht, obwohl DSC-Geschäftsführerin Sandra Zimmermann weiterhin betont: „Wir geben dafür zusätzlich eine Summe im unteren sechsstelligen Bereich aus.“

Für Gegner Lokomotiv Kaliningrad stellt das kein Problem dar. Der Etat des russischen Meisters dürfte den des DSC, der bei knapp 1,9 Millionen Euro liegt, weit übersteigen, wahrscheinlich um ein Vielfaches. Cheftrainer Alexander Waibl geht vom „Faktor zehn“ aus – vermutlich liegt die Wahrheit irgendwo mittendrin. Die Russinnen reisten am Montag mit einem Charterflug in Dresden an. Geschätzte Kosten allein dafür: 25.000 bis 30.000 Euro.

Aber auch der Dresdner SC kann inzwischen bereits mit der Teilnahme an der Champions League einen erheblichen Teil der Kosten wieder einspielen. In der Gruppenphase, für den der deutsche Meister gesetzt war, überweist der europäische Verband CEV selbst im Fall einer Niederlage 5.000 Euro pro Spiel. Der Sieger erhält die doppelte Summe. Eine garantierte Einnahme von 30.000 Euro ist dem DSC somit bei sechs Gruppenspielen sicher, wenngleich das Geld auch erst am Ende der Saison ausgezahlt wird. Der einzige Champions-League-Starter der sächsischen Landeshauptstadt spielt so zumindest die Startgebühr in Höhe von 25.000 Euro wieder ein. „Damit stehen wir mit ein paar finanziellen Sorgen weniger da“, sagt Zimmermann.

Die Sorgen könnten sich minimieren, wenn sich die Dresdnerinnen wider Erwarten als Gruppenerster oder als einer der drei besten Gruppenzweiten für das Viertelfinale qualifiziert. Dann gäbe es pro Sieg 12.000 Euro (5.000 Euro bei Niederlage), im Halbfinale für einen Erfolg sogar 20.000 Euro, für eine Niederlage noch 10.000 Euro. Der neue Champions-League-Sieger darf schließlich noch einmal 500.000 Euro extra als Prämie verbuchen, der Finalgegner immerhin 250.000 Euro. Für den Drittplatzierten gibt es 125.000 Euro.

Vom Einzug unter die besten vier der Champions League ist der DSC jedoch weit entfernt – natürlich auch aus finanziellen Gründen. Die Top-Stars der Szene spielen in der Türkei, Italien oder Russland. Nicht zuletzt deshalb schraubt Alexander Waibl die Erwartungen für das Spiel gegen den russischen Meister nach unten. „Für uns ist das eine spezielle Situation: Wir spielen zu Hause vor leeren Rängen und auswärts gegen Zuschauer. Das tut gegen Kaliningrad extrem weh. Wir konnten im Europapokal wahre Feste feiern, bei denen die Stimmung in der Halle ein großer Faktor war“, sagt der 53-Jährige, der sein 44. Spiel in der Königsklasse erlebt.

Nach der bis 12. Dezember gültigen sächsischen Coronanotfallverordnung sind der DSC sowie alle anderen Profiteams zu Spielen unter Ausschluss der Zuschauer verdammt. „Dabei gehörten wir im europäischen Wettbewerb zu den Klubs mit den meisten Heimzuschauern. Das ist ein Pfund, mit dem wir jetzt nicht wuchern können“, sagt Zimmermann.

MDR überträgt Partien im Stream

Für die ausgesperrten Fans gibt es indes eine kostenfreie Alternative. Der MDR hat sich die Übertragungsrechte an den DSC-Partien gesichert – auswärts und daheim. Die Partie wird im Livestream übertragen, und auch der Pay-TV-Spartenkanal eurovolley.tv sendet live aus der Margon-Arena.

Ein kleines Bonmot liefert die Corona-Situation am Rande auch noch: Die Spielerinnen des russischen Meisters sind nach Auskunft der DSC-Geschäftsführerin zwar alle geimpft, aber mit dem russischen Impfstoff Sputnik V. Dem vektorbasierten Mittel fehlt die Zulassung der europäischen Arzneimittelbehörde EMA. „Kaliningrad reiste deshalb nicht mit dem Status geimpft ein, sondern musste aktuelle negative PCR-Tests vorlegen“, erklärt Zimmermann. Beim Rückspiel in Kaliningrad am 18. Januar droht das gleiche Corona-Spiel, dann mit umgekehrten Rollen. „Die Haltbarkeit dieser Information kennen wir nicht“, meint Zimmermann.