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So wirkt die Europacup-Pleite bei den DSC-Volleyballerinnen

Das 0:3 gegen Kaliningrad hat bei den Frauen des Dresdner SC nachdenkliche Mienen hinterlassen. Doch der nächste Gegner wartet bereits.

Von Alexander Hiller
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Ist das noch Verzweiflung – oder schon leise Hoffnung? Zuspielerin Sarah Straube (r.) und ihre Kolleginnen waren gegen Kaliningrad chancenlos.
Ist das noch Verzweiflung – oder schon leise Hoffnung? Zuspielerin Sarah Straube (r.) und ihre Kolleginnen waren gegen Kaliningrad chancenlos. © Jürgen Lösel

Dresden. Viel trister hätte es kaum kommen können. Den Volleyballerinnen des Dresdner SC wurde am Mittwochabend in der Champions League schmerzlich vor Augen geführt, wie groß der Abstand zur europäischen Spitze noch ist. Der russische Meister Lokomotive Kaliningrad musste beim lockeren 3:0-Erfolg (25:20, 25:17, 25:19) sein Leistungslimit nicht voll ausschöpfen. Das hatte man zwar bei den Gastgeberinnen im Vorhinein befürchtet, die Gewissheit danach ist dennoch keineswegs schmerzfrei.

„Das war heute für uns ein Stockwerk zu hoch“, sagte beispielsweise Angreiferin Sina Stöckmann. Dass die 19-jährige Linkshänderin nach ihrem auskurierten Bänderriss gegen den haushohen Favoriten für einige Spielzüge auf das Feld durfte, hatte auch mit der unübersehbaren Überlegenheit des Kontrahenten zu tun. Dank des Hauptsponsors, der milliardenschweren russischen Staatseisenbahn RSchD, kann sich Kaliningrad die besten Nationalspielerinnen des Landes sowie zwei exklusive internationale Stars leisten: Die Polin Malwina Smarzek und die Serbin Bianka Busa standen in der Vorsaison noch in Novara beziehungsweise bei Fenerbahce Istanbul unter Vertrag. Und diese Spitzenklubs zählen bereits zu den zahlungsfreudigsten in Europa.

„Die Mannschaft hat in dieser Spielzeit noch kein einziges Spiel verloren, weder in der Champions League, noch in der russischen Liga. Das kommt also von irgendwoher“, weist Trainer Alexander Waibl auf die außergewöhnlichen Qualitäten des Rivalen hin und unterstreicht: „Man kann nicht immer in brillanter Weise mit zwei Punkten Unterschied rauschend verlieren.“ Dazu hätte es einer außergewöhnlichen Vorstellung seines Teams bedurft. Die konnte der deutsche Meister allerdings nicht abrufen.

„Wir haben ein bisschen die Momente verpasst, in denen wir dranbleiben müssen. Das müssen wir lernen. Die Konstanz fehlt uns. Wir haben im Angriff die Bälle nicht auf den Boden bekommen“, sagte DSC-Spielführerin Jennifer Janiska. Die 27-Jährige war mit zehn Punkten die wirkungsvollste Angreiferin. Ihr fehlte in diesen Situationen der mentale Rückhalt durch die Fans.

Ein Umstand, den Waibl schon im Vorfeld kritisiert hatte. Denn an fast allen anderen Champions-League-Standorten sind zumindest teilweise Besucher zugelassen. In Dresden nicht – aufgrund der derzeit gültigen Corona-Notfallverordnung des Freistaates. „Wir hatten schon alle Bock“, betonte Janiska. Doch die Lust ging zusehends abhanden. Natürlich auch ein Verdienst der Kaliningrader Dominanz. „Für so ein junges Team wie unseres ist so eine Aufgabe schwierig. Aber das soll keine Ausrede sein, die Saison ist immerhin schon zwei, drei Monate lang“, sagte sie.

Am Samstag wartet schon Münster

Nun muss ihr Dresdner SC nach der Demontage blitzschnell umschwenken, um den Fokus auf den Alltag nicht zu verlieren. Der heißt Volleyball-Bundesliga. Das Waibl-Team tritt am Samstag in der heimischen Margon-Arena gegen Münster an. „Eine junge und wilde Mannschaft, die sich gern in einen Rausch spielt. Wäre schön, wenn wir das am Samstag auch machen“, befindet Janiska und nimmt ihre Mannschaft damit auch in die Pflicht, sich selbst zu motivieren, sich zu pushen.

Gegen Kaliningrad hat auch das überwiegend gefehlt. Für Waibl kam das zwar wenig überraschend. „Ihre individuelle Qualität – vor allem im Angriff – ist zu hoch für uns, das heißt: Es fällt ihnen erheblich leichter, Punkte zu machen, als uns. Wir müssen die Dinge erzwingen. Und da wir sie erzwingen müssen, überziehen wir und spielen am Ende schlechter als wir könnten“, analysierte der 53-Jährige.

Allerdings sieht er in seiner 13. Saison beim DSC darin auch einen positiven Effekt. „Das ist normal, wenn man versucht, etwas zu erreichen und sich nicht einfach nur ergibt.“ Ihm habe das Spiel nicht wirklich gefallen, wenn man von den Lerneffekten für jede einzelne Spielerin absieht. „Es ist eine bittere Pille, eine Lektion. Aber wir nehmen daraus etwas mit, was uns vielleicht jetzt nichts bringt, vielleicht auch nicht in zwei Wochen, aber für die Zukunft auf jeden Fall.“