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Ist der DSC auch ein Meister im Bluffen?

Die Dresdner Volleyballerinnen starten eindrucksvoll in die Play-offs. Ist diese Saison trotz Corona doch noch was möglich?

Von Michaela Widder
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DSC-Trainer Alexander Waibl klatscht nach dem klaren Erfolg im ersten Play-off-Spiel gegen Wiesbaden mit seinen Spielerinnen ab.
DSC-Trainer Alexander Waibl klatscht nach dem klaren Erfolg im ersten Play-off-Spiel gegen Wiesbaden mit seinen Spielerinnen ab. © Ronald Bonß

Dresden. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder haben sich die Volleyball-Frauen von Alexander Waibl selbst überrascht oder der Trainer hat mal wieder ein bisschen geblufft. Wenn man den Worten von Alexander Waibl im Vorfeld traute, hätte das erste Play-off-Spiel gegen Wiesbaden anders verlaufen sollen. Jedenfalls deutlich schwieriger für den Dresdner SC, denn, so der Trainer, sei er so schlecht vorbereitet wie noch nie in diese entscheidende Saisonphase gegangen. Nun aber gewann sein zuletzt durch Corona gebeuteltes Team gegen Wiesbaden 3:0 und zeigte sich schon fast in meisterlicher Form.

„Das bisschen, was wir trainieren konnten, hat offensichtlich gutgetan“, meinte er. Mit dem Sieg habe sich seine Mannschaft „mindestens eine Woche erkauft, in der wir wieder arbeiten können“. Denn im Fall einer Niederlage am Samstag in Wiesbaden hat der DSC noch das Entscheidungsspiel am nächsten Mittwoch – dann wieder in der Margonarena.

„Wir fahren mit dem Wissen hin, wir können die Serie zumachen, das ist auch der Plan.“ Dennoch erwartet Waibl ein „ganz anderes Spiel“, wie er meint und erklärt das mit der zehntägigen Pause, die Wiesbaden zuletzt hatte. Das sei nicht immer ein Vorteil, so Waibl. Nur einen Tag zuvor hatte der 54-Jährige jenen Umstand noch als Vorteil für den Gegner ausgelegt. Es gibt wohl kaum einen Trainer in dieser Liga, der so strategisch denkt, der seine Worte so bewusst wählt und einsetzt wie Waibl. Er ist intelligent, dazu eloquent. Als Anwalt, sein erster Beruf, wäre er deshalb vermutlich ähnlich erfolgreich.

Der Titelverteidiger ist noch nicht abgeschrieben

Sein Understatement, dass er in der Öffentlichkeit gern mal seine Mannschaft etwas schwächer verkauft, als sie ist, ist nicht neu. Entscheidend ist, dass er seinen Spielerinnen glaubhaft vermittelt, wie gut sie sind.

Dass der DSC gern mal Informationen über den Gesundheitszustand seiner Spielerinnen zurückhält, um den Gegner im Unklaren zu lassen, ist nicht unüblich in der Branche. Und dass Corona eine unberechenbare Größe vor allem im Leistungssport geworden ist, steht außer Frage. Seine Spielerinnen, von denen mittlerweile so gut wie jede im Team mit dem Virus infiziert gewesen sein muss, hätten noch nicht die Kraftwerte wie vorher, meint Waibl, und hat zudem festgestellt: „Corona führt auch zu längeren Regenerationszeiten.“

Dennoch war gegen Wiesbaden zu sehen, dass die Führungsspielerinnen wieder fit sind – das bestätigt auch Waibl. Top-Angreiferin Maja Storck, die jüngst in Stuttgart coronabedingt noch fehlte, ist laut MVP-Ranking die wertvollste Spielerin und punktete wieder zuverlässig. Kapitänin Jennifer Janiska überzeugte erneut mit Köpfchen und Überblick, die serbische Ex-Weltmeisterin Teodora Pusic organisierte eine stabile Annahme, deshalb konnte Zuspielerin Jenna Gray ihre Angreiferinnen variabel einsetzen.

Der Start in die Play-offs beweist: Der Titelverteidiger ist nicht abgeschrieben im Kampf um die Meisterschaft.