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Ehemaliger Pechstein-Trainer Joachim Franke ist tot

Der Weißwasseraner Joachim Franke formte nicht nur Claudia Pechstein zu einer Weltklasse-Eisschnellläuferin. Jetzt ist der ehemalige Trainer in einem Pflegeheim bei Berlin mit 83 Jahren gestorben.

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Der ehemalige Trainer von Eisschnellläuferin Claudia Pechstein, Joachim Franke, ist tot.
Der ehemalige Trainer von Eisschnellläuferin Claudia Pechstein, Joachim Franke, ist tot. © dpa

Berlin. Der ehemalige Trainer von Eisschnellläuferin Claudia Pechstein, Joachim Franke, ist tot. Das bestätige der Präsident der Deutsche Eisschnelllauf- und Shorttrack-Gemeinschaft (DESG), Matthias Große, der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch unter Berufung auf Familienkreise. Franke starb demnach im Alter von 83 Jahren in einem Pflegeheim in Bernau bei Berlin.

"Die DESG-Familie ist in tiefer Trauer und verneigt sich vor dem Lebenswerk eines außergewöhnlichen Trainers. Wir sind in Gedanken bei seiner Familie und wünschen ihr viel Kraft in den schweren Stunden", sagte Große.

In Weißwasser startete er seine Sportler-Laufbahn als Eishockeyspieler bei Dynamo. Mit der DDR-Auswahl gewann er 1966 EM-Bronze. Zu seiner „zweiten Sportart“ war der erfolgreichste deutsche Eisschnelllauf-Trainer durch einen Geheiß von ganz oben gekommen. „DDR-Sportchef Manfred Ewald hatte nach der WM 1970 in Stockholm und vor der Berufung der DDR-Olympia-Mannschaft erklärt, dass sich die Eishockey-Spieler den Traum von Olympia 1972 abschminken können“, erinnerte er sich.

Claudia Pechstein (l) und ihr früherer Erfolgstrainer Joachim Franke stehen 2008 in der Eishalle im Sportforum Berlin-Hohenschönhausen.
Claudia Pechstein (l) und ihr früherer Erfolgstrainer Joachim Franke stehen 2008 in der Eishalle im Sportforum Berlin-Hohenschönhausen. © dpa

Das sei ein Schock gewesen, auch für ihn. Franke hatte seine Karriere nach 127 Länderspielen zwar 1968 beendet. Doch mit 28 Jahren arbeitete er als jüngster Eishockey-Coach der DDR-Oberliga in seiner Heimat Weißwasser, wo er am 30. März 1940 geboren wurde, und holte mit Dynamo dann vier Titel in Serie.

Das Ende der Förderung der nicht „medaillenintensiven Sportart“ durch die DDR-Führung bedeutete auch für ihn die erzwungene Veränderung. „Viele Trainer mussten in andere Sportarten wechseln. Mich überredete man mit einer Drei-Zimmer-Wohnung in Berlin, zum Eisschnelllauf zu gehen. Heute ist das kaum noch vorstellbar“, sagte Franke anlässlich seines 80. Geburtstages.

Pechstein lief beim ersten Training hinterher

Was dann begann, war eine unvergleichliche Trainer-Karriere. Dank methodischen Geschicks, dem Lernen von starken sowjetischen Konkurrenten und neuen Denkansätzen brachten es Frankes Schützlinge auf neun Olympiasiege, 66 WM-Medaillen (darunter 23 Titel) und 21 Gesamt-Weltcups.

Nicht vergessen hat Franke die Episode, als seine spätere Vorzeigeathletin Pechstein 1991 um Aufnahme in seine Trainingsgruppe bat. „Beim ersten Lauftraining spürte ich sie sehr schnell nicht mehr hinter mir und dachte: Was ist denn nun los? Sie war konditionell schwach, eine ganz schlechte Läuferin“, sagte er schmunzelnd. „Da werden wir nicht weit kommen“, schoss es ihm durch den Kopf.

Pechstein und Franke waren enge Vertraute.
Pechstein und Franke waren enge Vertraute. © dpa-Zentralbild

Aber schon im ersten Höhentrainingslager in Bulgarien hatte sie ihn überzeugt und gewann 1992 mit Bronze ihre erste von neun Olympia-Medaillen. „Er hatte die einmalige Gabe, den Trainingsaufbau einer Saison so zu gestalten, dass man zum Saisonhöhepunkt seine absolute Topleistung abrufen konnte. Man konnte sich auf seine Vorgaben zu 100 Prozent verlassen“, lobte ihn Pechstein. In Turin krönte sie sich 2006 mit dem fünften Gold zur bis heute erfolgreichsten deutschen Winterolympionikin. Auch Uwe-Jens Mey (1988, 1992/jeweils 500 Meter), André Hoffmann (1988/1.500 Meter) und der Weißwasseraner Olaf Zinke (1992/1.000 Meter) führte Franke auf den Olymp.

"Er war für mich einfach alles. Hat mich geformt, zu einem Weltstar gemacht. Ich habe ihm alles zu verdanken. Mach's gut, Trainer. Möge Dir der Himmel ein schönes Plätzchen bereithalten", äußerte sich Pechstein in einer Verbandsmitteilung. 16 Jahre lang bildeten Franke und die mittlerweile 52-Jährige ein Team. (dpa)