Sport
Merken

Das erwartet der neue Trainer der Dresdner Eislöwen von der Mannschaft

Corey Neilson bittet den Eishockey-Zweitligisten am Mittwoch zur ersten Einheit auf dem Eis. Der Coach der Dresdner Eislöwen erklärt, warum er die Spieler gerne mal auf einen Spaziergang einlädt.

Von Alexander Hiller
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Offenbar bester Laune: der neue Eislöwen-Cheftrainer Corey Neilson und Co-Trainer Petteri Kilpivaara (r.).
Offenbar bester Laune: der neue Eislöwen-Cheftrainer Corey Neilson und Co-Trainer Petteri Kilpivaara (r.). © Matthias Rietschel

Dresden. Lennart Halling hat mit seinen Eislöwen schon so einiges mitgemacht. So etwas aber auch noch nicht. Der schwedische Teambetreuer des Eishockey-Zweitligisten Dresdner Eislöwen, der in seine elfte Saison geht, musste nach eigener Aussage bei einem Saisonauftakt noch nie so viele Wasserflaschen füllen wie an diesem Mittwochvormittag. Der neue Trainer Corey Neilson brachte die 28 Profis in der ersten offiziellen Trainingseinheit gehörig ins Schwitzen. Entsprechend groß war der Trinkbedarf. Und das bei gefühlten zehn Grad plus auf dem Eis - zu den knapp 30 Grad Celsius außerhalb der Joynext-Arena ein gewaltiger Kontrast.

Die Lust der Spieler ist nahezu greifbar, sich auszupowern, auf dem Eis zu schinden - und sich beim neuen Trainer aufzudrängen. "Es war sehr intensiv. Wenn ich mir die Jungs angucke, die sind alle außer Puste. Ich natürlich auch", sagt Torhüter Janick Schwendener eilig, denn in ein paar Minuten wartet bereits eine Krafteinheit. Bis zu drei Einheiten pro Tag fordert Neilson in der Vorbereitung. Die Zeit ist knapp - in vier Wochen ist Saisonstart mit dem Heimspiel gegen Aufsteiger Rosenheim.

Sollte es in der Vergangenheit eingeschliffene Rollenmuster und eine Hackordnung bei den Dresdnern gegeben haben, sind die zunächst einmal ausgesetzt. Der neue Trainer setzt bewusst andere Reize. "Corey hat mir erzählt, dass er bei einer der Teamsitzungen gesagt hat, was er für das Wichtigste hält: Konzentration. Dann hat er in die Runde gefragt: Why," gibt Sportdirektor Matthias Roos wider. Mit der Frage nach dem Warum, den Gründen für seine Herangehensweise, sollten sich seine neuen Schützlinge beschäftigen. "Auch hier oben", sagt Roos und tippt sich an die Schläfe, "wird von den Spielern in den nächsten Tagen viel abverlangt."

Corey Neilson erarbeitet für jedes Training ein spezielles Thema, das er vorher der Mannschaft auch ausgiebig erklärt.
Corey Neilson erarbeitet für jedes Training ein spezielles Thema, das er vorher der Mannschaft auch ausgiebig erklärt. © Matthias Rietschel

"Wir sind hier zum Arbeiten", sagt Neilson lächelnd zum erhöhten Flüssigkeitsbedarf seines Teams. "Aber es ist auch wichtig, Spaß zu haben. Jeder soll jeden Tag mit einem Lächeln zum Training kommen und jeden Tag besser werden wollen", erklärt der 46-Jährige, der 2018 die Lausitzer Füchse übernahm und in Weißwasser am 1. Februar 2021 entlassen worden war. Zuletzt hatte der gebürtige Kanadier bei den Nottingham Panthers in England gearbeitet. "Ich bin ein Lehrer, möchte den Jungs etwas beibringen, deshalb erarbeiten wir für jedes Training ein Thema, das wir vorher erklären und dann umsetzen wollen", sagt er zu seiner Arbeitsweise.

Vor seinem Engagement in Dresden hatte Neilson nur zwei aktuelle Profis aus dem derzeitigen Eislöwen-Kader bereits persönlich kennengelernt. Auch deshalb präsentiert sich der 1,96 Meter große Hüne auf dem Eis sehr kommunikativ. "Ich habe noch nicht mit jedem Spieler individuell gesprochen, das ist eine Option für die erste Zeit, in der wir hier zusammenarbeiten. Für mich ist es das Beste, wenn man auf dem Eis zunächst eine Beziehung aufbaut und dort gewisse inhaltliche Dinge klärt. Sollten tiefergehende Einzelgespräche notwendig sein, können wir auch in meinem Büro oder bei einem Spaziergang reden, um uns kennenzulernen", findet Neilson.

Ein Trainer, der mitmischt: Arne Uplegger muss sich hier eines Angriffs von Corey Neilson erwehren.
Ein Trainer, der mitmischt: Arne Uplegger muss sich hier eines Angriffs von Corey Neilson erwehren. © Matthias Rietschel

"Zum Auftakt geht es darum, wie ich coache, wie ich auf dem Eis drauf bin. Dann geht es in die spezifische Arbeit: Wie läuft unser Aufbauspiel von hinten? Wie arbeiten wir in der neutralen Zone? Wie sehen Laufwege aus? Mit dem Puck ist das einfacher, das wissen auch die Spieler", sagt Neilson, der nicht zuletzt deshalb zum Abschluss des ersten Eistrainings ein kleines Trainingsspiel austragen lässt.

"Ich glaube, wir freuen uns alle, dass es wieder losgeht, dass wir wieder alle zusammen auf dem Eis stehen dürfen und müssen", erklärt Schwendener. "Es wird sehr auf Details geachtet - das ist vielleicht etwas Neues, was dazu kommt. Aber es ist immer noch der gleiche Sport", sagt der 31-jährige Schlussmann. Der Schweizer trägt sein Herz auf der Zunge und erklärt deshalb ziemlich offen, warum ihm nicht unbedingt an einem Spaziergang mit dem neuen Trainer gelegen ist. "Es läuft so oder so viel über die Kommunikation. Man muss da offen und ehrlich miteinander umgehen. Man ist ein Team, man sitzt im gleichen Boot, möchte gewisse Ziele erreichen. Und dazu braucht es einfach jeden - der sich für die Sache aufopfert. Und wenn das ein Spaziergang mit dem Coach ist, ist es ein Spaziergang mit dem Coach. Aber von mir aus kommt das bestimmt nicht", erklärt er lächelnd.