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Schwimmerin aus Sachsen kürt sich in Estland zur Vize-Weltmeisterin

Weder Eiswasser noch stundenlanges Dauerkraulen können Conny Prasser etwas anhaben. Gerade schwimmt sie in Estland durch die eisige Ostsee, im Juni wartet das nächste Projekt im Bodensee.

Von Simon Lehnerer
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Ultraschwimmerin Conny Prasser bei der Bodenseequerung 2017.
Ultraschwimmerin Conny Prasser bei der Bodenseequerung 2017. © Privatfoto

Dresden. Bei einer Wassertemperatur um die fünf Grad würden die meisten Menschen wohl nicht mal ihren Fuß länger als ein paar Augenblicke ins mehr-als-kühle Nass halten. Nicht so Conny Prasser. Die 48-Jährige ist "Ultraschwimmerin". Ultra bedeutet in ihrem Fall besonders lang oder besonders kalt - oder beides. Die Sportlerin schwimmt am liebsten Langstrecke, wagt sich aber auch bei eisigen Temperaturen zum Winter- und Eisschwimmen ins Wasser. Gerade hat die Moritzburgerin bei der 14. Weltmeisterschaft im Winterschwimmen im estnischen Tallinn über 200 Meter den zweiten Platz belegt.

Mehr als 1.000 Schwimmerinnen und Schwimmer aus bis zu 40 Ländern treffen sich in der schneereichsten Hauptstadt Europas und messen sich in 13 Schwimmdisziplinen um die Weltmeisterschaft. Prasser tritt in der Altersklasse 45-49 beim Winterschwimmen in den Kategorien 25 Meter, 50 Meter, 100 Meter, 200 Meter und 450 Meter Freistil an.

"Ich trainiere ja derzeit hauptsächlich Langstrecke im wärmeren Wasser und habe die Weltmeisterschaft über die kurzen Distanzen im 1,5 Grad warmen Eiswasser einfach mal mitgenommen", sagt Prasser. Dafür, dass es nicht einmal ihre Lieblingsdisziplinen sind, können sich die Ergebnisse der Extremschwimmerin sehen lassen.

67 Kilometer durch den Bodensee sind Conny Prassers Ziel

In ihrer Altersklasse belegt die Sächsin den sechsten Platz über 50 Meter, den vierten Platz über 25 Meter, wobei sie "nur eine Zehntelsekunde am Treppchen vorbeigeschrammt ist". Bei der längsten Distanz des Wettkampfs, den 450 Metern, schwimmt sie auf den Bronze-Rang. Auch auf 100 Meter trotzt sie den eisigen Wassertemperaturen und sichert sich den dritten Platz: "Ich bin sehr zufrieden, denn die Konkurrenz war diesmal wirklich stark", so Prasser.

Das war jedoch nicht ihre Bestleistung in Estland. Beim 200-Meter-Rennen mobilisiert sie alle Kräfte und kürt sich zur Vizeweltmeisterin. Die erfahrene Schwimmerin nimmt es ganz locker: "Das ist schön, aber mein derzeitiger Fokus liegt immer noch ganz klar auf der Bodenseedurchquerung", betont die Sportlerin.

Der Bodensee hat es ihr offensichtlich angetan. Die besondere Beziehung begann 2017. Conny Prasser durchquerte das "Schwabenmeer" zuerst in der Breite doppelt - 22 Kilometer Hin- und Zurück in knapp siebeneinhalb Stunden. 2019 folgte die 32 Kilometer lange Dreiländerquerung vom deutschen Lindau aus über Rorschach in der Schweiz bis zum österreichischen Bregenz in 12 Stunden und 51 Minuten.

2021 versuchte sie die Längsquerung durch den Bodensee zu schwimmen, doch ein Muskelfaserriss im Trizeps zwangen sie nach 47 Kilometern und fast 22 Stunden zum Abbruch. "Ende Juni werde ich es nochmal versuchen und die 67 Kilometer schaffen. Das ist das klare Ziel", zeigt sich die Ultraschwimmerin entschlossen.