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Dresdens unbekannte Weltrekordlerin

Michele Rütze aus Langebrück ist eine der weltweit besten Flossenschwimmerinnen. Nun konnte die frühere Jugend-Weltmeisterin kurzzeitig eine neue Bestmarke aufstellen.

Von Alexander Hiller
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Michele Rütze aus Dresden war für drei Wochen Weltrekordlerin im sogenannten Finswimming.
Michele Rütze aus Dresden war für drei Wochen Weltrekordlerin im sogenannten Finswimming. © kairospress

Dresden. Sie hat die Gunst der Stunde genutzt. Für wenige Wochen war Michele Rütze die einzige amtierende Weltrekordlerin aus Dresden. Allerdings ist die 25-Jährige nur Insidern bekannt – denn sie ist in der Randsportart Finswimming eine der weltbesten Athletinnen.

Das Flossenschwimmen ist zwar vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) als olympische Disziplin anerkannt. Alle Bestrebungen, die Randsportart ins Olympische Programm zu hieven oder zumindest als Vorführsportart zu präsentieren, sind bislang gescheitert. Finswimming gehört deshalb zum Bestandteil der World Games – der Spiele für nichtolympische Sportarten.

Zumindest hat der Weltverband CMAS für die Wettbewerber mit der Monoflosse eine neue Strecke ins Programm aufgenommen: 200 Meter Streckentauchen. Bislang gab es nur die Distanzen über 100 und 400 Meter. "Wir tauchen da mit einer kleinen Druckluftflasche", erklärt Michele Rütze, die für die SG Dresden startet – ein Verbund der zwei Klubs Tauchsportklub Dresden-Nord und des TC Dresden-Mitte.

Eine Französin entreißt Michele Rütze den Weltrekord

Bei der Sachsenmeisterschaft in Leipzig Anfang Februar stellte Rütze in 1:26,19 Minuten einen neuen Weltrekord auf. Allerdings haben in diesem Jahr weltweit kaum Wettbewerbe auf der neuen Strecke stattgefunden. Wenn man so will, war die 25-Jährige die erste offizielle Weltrekordlerin auf dieser Strecke.

Drei Wochen später wurde sie ihren Status wieder los – an die Französin Anais Verger, die beim Weltcup im heimischen Aix en Provence in 1:23,08 Minuten ins Ziel tauchte. Als Zweite blieb Rütze ebenfalls noch unter ihrem alten Weltrekord (1:25,54 Min.).

"Der Weltrekord ist nicht unerreichbar für mich", sagt sie. Damit ist die Studentin von Veterinärmedizin "nur" noch deutsche Rekordhalterin, zudem hält sie inklusive der Staffelresultate fünf weitere nationale Bestmarken.

Ein besonderer Status aber bleibt: beim Wettbewerb in Frankreich wurde Michele Rütze als Gesamtsiegerin des Weltcups von Aix en Provence geehrt. Mit ihren vier besten Ergebnissen kam die Sächsin auf die beste Gesamtpunktzahl aller Starterinnen. "Ich habe eine Flossentasche, ein T-Shirt und eine Badekappe bekommen. Ich war sehr überrascht, nicht bei jedem Weltcup gibt es solch eine Gesamtwertung", sagt die frühere Jugend-Weltmeisterin.

So geht Finswimming. Die Athleten starten mit einer Monoflosse, die denen der Wale oder Delfine nachempfunden ist. Zwei Grundarten gibt es: Apnoe (angehaltener Atem) und Streckentauchen - mit kleinen Pressluftflaschen.
So geht Finswimming. Die Athleten starten mit einer Monoflosse, die denen der Wale oder Delfine nachempfunden ist. Zwei Grundarten gibt es: Apnoe (angehaltener Atem) und Streckentauchen - mit kleinen Pressluftflaschen. © kairospress

Mit großen Summen wird in der nichtolympischen Sportart ohnehin nicht hantiert. Aus Kostengründen nimmt der deutsche Nationalkader nur noch im März an zwei Weltcups in Italien teil. Die Zwischen-Stationen Coral Spring (USA), im thailändischen Phuket und im kolumbianischen Barranquilla lassen die Deutschen weg. "Beim Weltcup starten wir immer für unseren Verein, nicht für die Nationalmannschaft. Deshalb bezahlen wir das zum größten Teil selbst, wenn der Verein nicht noch etwas dazugibt", begründet Rütze.

In Leipzig bessere Trainingsbedingungen als in Dresden

Für ihr Studium zog die aus Langebrück stammende Athletin im Oktober 2022 nach Leipzig um – mit ihrem Viszla-Rüden Bailey. In der Messestadt kann sie am Landesstützpunkt größere Umfänge absolvieren, als noch in Dresden. "Ich kann jeden Tag trainieren, manchmal auch zwei Einheiten täglich", sagt sie.

Der Aufwand lohnt sich. "Ich bin deutlich besser geworden, vor allem über die 100-Meter und 200-Meter-Strecken", sagt sie. Starten will Rütze dennoch weiter für Dresden. "Es macht nicht so viel Sinn und keinen Unterschied. Ich bin ja doch schon noch mit meiner Heimat verbunden", betont sie.

Den Spagat zwischen Studium und Leistungssport schafft die Weltklasse-Taucherin nur, weil sie sei 2018 in die Sportfördergruppe der Bundeswehr integriert ist. Sonstige Förderungen erhält Michele Rütze nicht. Aufgrund ihrer jüngsten Erfolge rechnet sie fest mit einer Verlängerung der im August auslaufenden Sportförderstelle.

Zumal direkt davor im Juli noch die Weltmeisterschaft in Belgrad ansteht. Die Normzeiten dafür hat die Dresdnerin alle bereits geknackt. Vielleicht klappt es ja in Serbien mit einem neuen Weltrekord?