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Meißens Fußballchef: "Kreisoberligen sind ein Erfolgsmodell"

Christoph Kutschker, Präsident des Fußballverbandes im Kreis Meißen, sieht die Kreisoberliga gut aufgestellt. Im Intervier zum Saisonstart kritisiert er jedoch die Relegation, die Sachsens Verband für den Aufstieg angesetzt hat.

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Das Spiel Canitz gegen Lommatzsch, hier ein Archivbild, gehört seit Jahren zu den Duellen in der Fußball-Kreisoberliga Meißen. Die achte Liga, sagt Kreisverbands-Chef Christoph Kutschke, ist ein Erfolfsmodell.
Das Spiel Canitz gegen Lommatzsch, hier ein Archivbild, gehört seit Jahren zu den Duellen in der Fußball-Kreisoberliga Meißen. Die achte Liga, sagt Kreisverbands-Chef Christoph Kutschke, ist ein Erfolfsmodell. © Archiv/Alexander Schroeter

Herr Kutschker, Sie sind seit Mai dieses Jahres im Amt. Können Sie sich bitte kurz vorstellen?

Ich bin Jahrgang 1984, gebürtiger Meißner, verlobt und habe zwei Kinder. Von 1998 bis 2013 war ich als Schiedsrichter aktiv und habe zwischen 2003 und 2010 verschiedene Funktionen beim Kreisverband Fußball Meißen ausgeübt. Von 2010 bis 2022 war ich Vizepräsident des Sächsischen Fußball-Verbandes, seit Mai bin ich nun Präsident des KVF Meißen.

Im Kreispokal trat der SV Hirschstein II zum Erstrundenspiel nicht an. Gibt es weitere Mannschaftsrückzüge auf Kreisebene?

Wir bedauern den Rückzug der zweiten Mannschaft der Hirschsteiner sehr. Bislang sind uns keine weiteren Rückzüge bekannt, aber wir wissen um die Schwierigkeiten vieler, gerade kleinerer Vereine, ihre Mannschaften immer spielfähig zu bekommen.

Welche Veränderungen gibt es in der Spielordnung?

Wesentlich ist die Neuregelung einer einheitlichen Wartefrist von fünf Tagen nach dem Einsatz in einer höherklassigen Mannschaft des Vereins. Für Zuschauer offenkundig wird die Möglichkeit bei Herren, Frauen und A-Junioren fünfmal statt viermal auszuwechseln. Dafür entfällt die zusätzliche Wechselmöglichkeit bei Verlängerungen im Pokal. Weitere Änderungen betreffen eher die Abläufe „hinter den Kulissen“.

Was halten Sie von der Strukturreform der Landesklasse, die ja auch Auswirkungen auf die Kreisoberliga hat?

Grundsätzlich ist es erforderlich, die Spielklassenstrukturen an die demografische Entwicklung und die gemachten Erfahrungen anzupassen. Während die Kreisoberligen ein Erfolgsmodell der SFV-Strukturreform von 2010 bis 2012 darstellen, war dies in den vier Landesklasse-Staffeln nur begrenzt der Fall. Hier muss sich nun zeigen, ob der eingeschlagene Reformweg der richtige ist. Sehr bedauerlich ist, dass vom SFV nun genau das Relegationsmodell für den Aufstieg in die Landesklasse vorgesehen ist, wogegen sich alle sportlich Vernünftigen für den Aufstieg aus der Regionalliga Nordost in die 3. Liga zurecht zur Wehr setzen.

Sie meinen die Aufstiegsspiele der Meister?

Ja, Energie Cottbus war nach 34 Punktspielen Erster der Regionalliga Nordost und steigt trotzdem nicht auf, weil noch zwei Relegationsspiele angesetzt wurden. Der SFV macht nun das gleiche. Von den 13 Kreismeistern steigt 2024 nur der Titelträger der Dresdner Stadtoberliga direkt auf. Das wurde durch Losentscheid ermittelt. Die verbleibenden zwölf Teams ermitteln weitere sechs Aufsteiger.

Christoph Kutschker führt seit Mai 2023 den Kreisverband Meißen als Präsident an.
Christoph Kutschker führt seit Mai 2023 den Kreisverband Meißen als Präsident an. © privat

Sie sprachen die demografische Entwicklung an. Muss da im Nachwuchsbereich auch neu justiert werden?

Ja, es wird spannend, zu beobachten, welche Reformgedanken SFV und die Kreisverbände für die ebenso demografisch stark beeinflussten Nachwuchsspielklassen auf Landesebene entwickeln. Eine entsprechende Arbeitsgruppe ist dazu bereits beauftragt worden. Effizienter regionaler Spielbetrieb auf Kreisebene muss das Ziel sein.

Wie steht es um die Anzahl der Schiedsrichter, reicht die aus?

Wir haben eindeutig zu wenig Schiedsrichter in unseren Vereinen. Während wir noch vor einigen Jahren in der Kreisliga mit Schiedsrichtergespannen agieren konnten, reicht die Zahl der vorhandenen Unparteiischen nun nicht mehr für Assistenten. Hier sind die Vereine und der Kreisverband absolut in der Pflicht, ein tragfähiges und erfolgsversprechendes Konzept für die Gewinnung, Qualifizierung und Bindung von Schiedsrichtern zu finden. Der Instrumentenkasten ist klar, Unterstützungsmöglichkeiten auch, nur braucht es dafür auch die Bereitschaft und den Willen, Schiedsrichter als wichtigen Bestandteil des Spiels, aber auch des eigenen Vereinslebens zu sehen.

Mit Blick auf die Saison 2023/24: Was liegt Ihnen besonders am Herzen?

Das Wichtigste ist für mich, auch mit Blick auf die „Schiedsrichter-Frage“, dass alle am Spiel Beteiligten respektvoll miteinander umgehen. Und mit alle meine ich auch die Zuschauer und Berichterstatter. Das ist keine Einbahnstraße, aber aus meiner Sicht für die Zusammenarbeit auf und neben dem Platz für Schiedsrichter, Vereins- und Verbandsmitarbeiter in Haupt- und Ehrenamt die wichtigste Grundlage. Toleranz für respektloses, diskriminierendes, gewaltbereites und beleidigendes Verhalten, egal gegenüber welchen Gruppen, darf von mir niemand erwarten!

Wird es eine Futsal-Kreismeisterschaft 2023/24 geben?

Ja, selbstverständlich. Die Planungen sind bereits aufgenommen, konkreter wird es, sobald die Vereinsmeldungen nach dem offiziellen Meldezeitraum im Oktober vorliegen.

Hat der Präsident des KVF Meißen einen Lieblingsverein in Deutschland?

Durch meine langjährige Arbeit im Sächsischen Fußball-Verband habe ich mir eine „Sachsenbrille“ zugelegt, kenne viele Vereine und die Stimmung in den Stadien der oberen Ligen. Ich drücke daher allen sächsischen Vereinen besonders die Daumen.

Das Gespräch führte Jürgen Schwarz.