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Spielunterbrechungen wegen Tennisbällen: Fanproteste erreichen neuen Höhepunkt

Die Fan-Proteste gegen einen DFL-Investor nehmen kein Ende. Beim Zweitliga-Topspiel kommt es zu einer XXL-Unterbrechung und auch bei anderen Spielen mussten die Teams in die Kabine.

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"Mehr Fußball, weniger Geschäft", fordern Fans deutschlandweit seit dem bekannt ist, dass der DFL einen Deal mit einem Investor plant. Beim Zweitligatopspiel zwischen Hertha BSC und dem Hamburger SV erreichten die Proteste ihren vorläufigen Höhepunkt.
"Mehr Fußball, weniger Geschäft", fordern Fans deutschlandweit seit dem bekannt ist, dass der DFL einen Deal mit einem Investor plant. Beim Zweitligatopspiel zwischen Hertha BSC und dem Hamburger SV erreichten die Proteste ihren vorläufigen Höhepunkt. © dpa

Berlin. An der Seitenlinie schüttelten Tim Walter und Pal Dardai nur mit dem Kopf, aber es hörte einfach nicht auf. Immer wieder flogen aus Protest gegen die DFL-Investoren-Pläne Tennisbälle auf den Platz. Nicht alle auf einmal, nein, stetig neue Filzkugeln landeten auf dem Rasen, manche mit kleinen Katapulten geworfen. Und so sorgten die Hertha-Fans für eine wahre XXL-Unterbrechung des Zweitliga-Spitzenspiels gegen den Hamburger SV, es war der bisher wohl spektakulärste Fan-Aufstand gegen den geplanten Einstieg.

Die Partie stand kurz nach dem Beginn der zweiten Halbzeit sogar vor dem Abbruch. "Das ist das letzte Mittel", sagte Schiedsrichter Daniel Schlager, der beide Teams nach 20 Minuten Unterbrechung in die Kabinen schickte: "Wenn wieder Bälle geflogen wären, hätten wir das Spiel auch abbrechen müssen." Insgesamt dauerte das bunte Treiben über 30 Minuten, der HSV gewann am Ende 2:1 (0:0) - und ist nun plötzlich wieder erster Verfolger des souveränen Tabellenführers und Stadtrivalen FC St. Pauli.

Die Fans lassen währenddessen nicht locker. Spruchbänder, Schmäh-Gesänge und Schoko-Goldtaler prägten das Bild. Die Proteste sind nicht neu, in Berlin erreichten sie nun aber eine neue Qualität. Allein schon, weil 32 Minuten auf dem Platz nichts mehr ging, nun ermittelt der DFB-Kontrollausschuss.

Fans befürchten Verlust der Fußball-Seele durch DFL-Deal

Schon in den vergangenen Wochen hatten Fans in sämtlichen Bundesliga-Stadien durch das Werfen von Schokoladentalern, Flummis und Tennisbällen immer wieder für Unterbrechungen gesorgt.

Die Stammklientel befürchtet unter anderem eine verstärkte Kommerzialisierung und den Verlust der Fußball-Seele. Doch aufhalten lässt sich der Prozess nicht mehr, nachdem der Investoren-Einstieg am 11. Dezember bei der Versammlung der 36 Erst- und Zweitligisten exakt mit der notwendigen Zweidrittel-Mehrheit von 24 Stimmen durchgewunken worden ist. Die Entscheidung fällt nur noch zwischen zwei Kandidaten: CVC und Blackstone.

Die Gespräche befinden sich mittlerweile in der "kritischen" und "entscheidenden Phase", sagte DFL-Geschäftsführer Marc Lenz zuletzt: "Wir sind aktuell in den Verhandlungen." Zudem betonte er erneut, dass der Investor an den Erlösen aus dem Verkauf der Medienrechte beteiligt werde - und keine Anteile an der DFL selber kauft.

Auch Spiel zwischen Hannover und Rostock unterbrochen

Doch mit einem Ende der Proteste ist kaum zu rechnen. Einen Tag nach der Posse musste am Sonntagnachmittag auch die Partie zwischen Hannover 96 und Hansa Rostock unterbrochen werden. Nach zwölf Minuten waren fortlaufend immer wieder Tennisbälle von den Tribünen auf das Spielfeld geflogen. Schiedsrichter Alexander Sather pfiff die Partie in Folge mehrmals wieder an, doch die Fans warfen mit kurzen Pausen immer wieder neue gelbe Filzkugeln.

Deshalb bat der Referee in der 24. Minute beide Teams in die Kabine, Hannovers Torwart Ron-Robert Zieler hatte vorher vergebens versucht, die eigenen Fans zu beruhigen. Nach acht Minuten setzte Sather die Partie wieder fort, musste aber wegen weiter geworfener Tennisbälle noch mehrfach unterbrechen.

In Hannover hatte die Entscheidung für einen Investoren-Einstieg im deutschen Profifußball ein besonderes Echo hervorgerufen. Geschäftsführer Martin Kind hatte mutmaßlich entgegen der Anweisung seines Vereins zugestimmt. Ohne diese Stimme wäre das Ergebnis gekippt.

Auch beim Spiel zwischen dem VfL Wolfsburg und der TSG 1899 Hoffenheim haben Fan-Proteste für eine Spielunterbrechung gesorgt. Nach etwa 30 Minuten stoppte Schiedsrichter Florian Badstübner am Sonntag die Partie in der Fußball-Bundesliga, weil Fans kleinere Gegenstände auf das Spielfeld geworfen hatten. (sid)