Mit Blick auf Ergebnisse und Tabelle wäre eine Entlassung von Alexander Schmidt die logische Konsequenz gewesen. Dynamo hat sich anders entschieden, hält an ihm fest. Vorerst.
Es spricht auch viel für Schmidt, vor allem das Auftreten der Mannschaft – nicht nur beim so erfolgreichen Saisonstart. Bei all den Niederlagen zuletzt wurde sie nicht vorgeführt, glich das Auftreten nie einer Kapitulation. Das ist der Unterschied zur Schlussphase unter Vorgänger Markus Kauczinski. Die Frage, ob die Spieler weiter fest von den Ideen des Trainers überzeugt sind, können nur sie selbst beantworten. Das haben sie – und sich offenbar für Schmidt ausgesprochen.
Das Festhalten am Trainer in schwierigen Zeiten kann sich langfristig bezahlt machen – wie die Beispiele von Christian Streich in Freiburg und Timo Schultz beim FC St. Pauli zeigen. Gänzlich unproblematisch ist die Entscheidung bei Schmidt dennoch nicht. Sie wirkt im Fall von Sportchef Ralf Becker wie ein Einknicken, ein Nachgeben. Zwei Tage zuvor hatte er mit seiner Weigerung, sich zum Trainer zu bekennen, dessen Position massiv geschwächt. Die Rückendeckung-Versicherung wirkt deshalb so, als sei sie eine mit kurzer Laufzeit. Was passiert mit Schmidt nach der nächsten Niederlage?
In der jüngeren Dynamo-Vergangenheit gab es drei Trainer, die öffentlich infrage gestellt wurden, trotzdem im Amt blieben, um dann wenig später, nach den nächsten Niederlagen, doch entlassen zu werden: Christoph Franke, Peter Pacult und Uwe Neuhaus. Geschwächte Trainer haben einen schweren Stand – erst recht im nervösen Dynamo-Umfeld.