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Dynamos Sieg im Top-Duell gegen Ulm könnte bitteres Nachspiel haben

Beim bisherigen Tabellenzweiten SSV Ulm gewinnt Dynamo Dresden nach Rückstand - und mit zwei Standards. Getrübt wird der hart erkämpfte Erfolg von zwei neuerlichen Verletzungen.

Von Timotheus Eimert
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Diesmal klappt es auch mit Standards bei Dynamo - und mit Toren von Claudio Kammerknecht. Hier lässt sich der Verteidiger nach seinem Treffer zum zwischenzeitlichen 2:1 feiern.
Diesmal klappt es auch mit Standards bei Dynamo - und mit Toren von Claudio Kammerknecht. Hier lässt sich der Verteidiger nach seinem Treffer zum zwischenzeitlichen 2:1 feiern. © Jan Huebner

Ulm. Dynamo Dresden kann auch auswärts wieder gewinnen. Nach der Niederlage in Essen und dem Remis bei 1860 München setzt sich die Sportgemeinschaft im Top-Spiel beim SSV Ulm vor 17.000 Zuschauern im Donaustadion dank der Tore von Stefan Kutschke und Claudio Kammerknecht mit 3:2 durch.

Es ist ein emotionaler, hart erkämpfter Erfolg - der dem Spieler des Spiels danach fast die Stimme verschlägt. "Das ist meistens so nach dem Spiel. Es war auch sehr laut hier, eine geile Stimmung", sagt oder besser krächzt der heisere Kammerknecht. Mit seinen zwei Treffern hat der Verteidiger maßgeblichen Anteil an Dynamos insgesamt achtem Sieg im elften Saisonspiel.

Für den 24-Jährigen ist es der erste Doppelpack seiner Profikarriere. "Schön, dass er den heute gemacht hat. Dazu muss ich ihm gratulieren", sagt Dynamos Trainer Markus Anfang und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: "Er hätte dann noch sein drittes Tor machen können." Es ist tatsächlich ein sowohl chancen- wie eben auch torreiches Spiel.

Auffällig dabei: Die ersten drei Treffer der Partie fallen nach Standardsituationen, Dynamos kleinem Problem in den vergangenen Wochen. Den Torreigen eröffnet aber nicht der Tabellenführer, sondern der erste Verfolger. Ulms Innenverteidiger Lamar Yarbrough erzielt nach einem Eckball per Kopf das 1:0. Jakob Lewald kommt im Zweikampf zu spät und fälscht mit der Schulter unhaltbar ab.

Kurz vor der Pause trifft ausgerechnet Ex-Dynamo Röser zum Ausgleich

"Es war ein hartes Spiel. Ulm steht nicht umsonst da oben. Sie spielen einen super Fußball. Das muss man ehrlich sagen", erklärt Kammerknecht, dessen Team fünf Minuten nach dem Rückstand zurückkommt. Kutschke erzielt ebenfalls per Kopf den Ausgleich. Nach einem Freistoß von Dennis Borkowski vollendet er aus acht Metern wuchtig und platziert zum 1:1. Es ist sein fünftes Saisontor.

Die Führung erzielt wenig später dann Kammerknecht. Nach einem Eckball von Borkowski landet der Ball über Umwege beim Außenverteidiger. Aus fünf Metern kann er sich die Ecke praktisch aussuchen. "Ich freue mich riesig, dass wir nach Standardsituationen Tore gemacht haben. Das war unser Manko in den letzten Wochen", betont auch Anfang.

Die Anspannung muss raus: Stefan Kutschke hat soeben den 1:1-Ausgleich erzielt.
Die Anspannung muss raus: Stefan Kutschke hat soeben den 1:1-Ausgleich erzielt. © Jan Huebner

Dass Dynamo die Führung nicht mit in die Halbzeitpause nimmt, liegt am ehemaligen Dresdner Lucas Röser, der in der 45. Minute für die Gastgeber ausgleicht. Nach einer Flanke steht der 29-Jährige am zweiten Pfosten völlig frei, nimmt den Ball direkt - und tunnelt Drljaca. "Es gibt da ein Abstimmungsproblem. Wir stehen zu tief. Wenn man so eine Chance zulässt, braucht man sich nicht wundern, dass die Tore auch gemacht werden", kritisiert Anfang.

So geht es mit einem 2:2 in die Pause, aus der Dynamo besser herauskommt. Die erneute Führung fällt wieder nach einem Standard. Nach einem Freistoß aus dem Halbfeld landet der Ball über Umwege bei Tom Zimmerschied, der frei vor Christian Ortag steht. Er versucht Ulms Torwart zu umdribbeln und wird dabei in Richtung Torauslinie abgedrängt.

Kurz davor passt er in den Rückraum zu Kammerknecht, der seinen zweiten Treffer erzielt. "Die Bälle sind mir vor die Füße geflogen. Ich bin froh, dass ich zwei davon reinmachen und so der Mannschaft helfen konnte", sagt der zweifache Torschütze, der allerdings eben auch noch einen dritten Treffer auf den Fuß hat.

Erst der Torschuss zum 3:2, dazu dieser stechende Blick - und danach eine krächzende Stimme: Claudio Kammerknecht ist der Mann des Spiels.
Erst der Torschuss zum 3:2, dazu dieser stechende Blick - und danach eine krächzende Stimme: Claudio Kammerknecht ist der Mann des Spiels. © Jan Huebner

Nach einem Freistoß landet der Ball auf dem Kopf von Kevin Ehlers, der nach 50 Tagen Verletzungspause sein Comeback feiert. Der Kopfball prallt von der Latte vor die Füße Kammerknechts. Sein Schuss verfehlt das Tor um wenige Zentimeter. "Ich wollte den Ball natürlich reinschießen. Aber vielleicht wäre es auch zu viel des guten gewesen. Zum Glück hat es dennoch gereicht am Ende", sagt der Verteidiger.

Einen ausgeben muss er seiner Mannschaft ohnehin. "Vielleicht stelle ich einen Kasten Spezi in die Kabine", sagt er mit einem Lächeln. Sein Trainer ist anderer Meinung: "Er muss wahrscheinlich zwei ausgeben. Es ist ganz schön geizig, wenn er nur einen hineinstellt. Er hat ja zwei Tore gemacht", erklärt Anfang.

Melichenko fällt verletzt aus, nun vielleicht auch noch Kraulich und Borkowski

Getrübt wird der verdiente Erfolg von zwei Verletzungen. Nach der schweren Knieverletzung des Ukrainers Kyrylo Melichenko, die sich tags zuvor nach einer Untersuchung in der Dresdner Uniklinik bestätigt, könnten nun zwei weitere Langzeitausfälle hinzukommen.

Tobias Kraulich muss nach 42 Minuten den Platz verlassen. "Er hat vor dem 0:1 einen Ausfallschritt gemacht und sich dabei den Muskel gezerrt. Ich weiß nicht, wie schwer es ist", erklärt Anfang. Verletzt ausgewechselt wird später auch Borkowski. "Er ist umgeknickt und hat einen dicken Knöchel", sagt Anfang. Nach dem Spiel kann der Flügelstürmer keine Entwarnung geben. "Ich bin auf den Fuß gefallen und er ist dick geworden. Jetzt geht es mir etwas besser, aber wir müssen abwarten", sagt Borkowski.

Umso erfreulicher ist der Blick auf das aktuelle Klassement: Mit dem Sieg verteidigt Dynamo die Tabellenführung und baut den Vorsprung auf den Ligazweiten wieder aus. Auf Jahn Regensburg haben die Dresdner nun drei Zähler Abstand, auf den ersten Nichtaufstiegsplatz sind es bereits sieben Punkte.