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RB Leipzig: Zwischen Emotionalität und Ablehnung

RB Leipzig ist ein spezieller Verein. Sein Erfolg ist aber kein Zufall. Und wer will Leipzigern Interesse an gutem Sport verübeln? Ein Kommentar von Thilo Alexe.

Von Thilo Alexe
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Leipziger Jubel: Am Tag nach dem DFB-Pokalsieg feiern Fans ihre Mannschaft.
Leipziger Jubel: Am Tag nach dem DFB-Pokalsieg feiern Fans ihre Mannschaft. © dpa

Fußball lebt von Emotionen. Gemeint sind eigentlich Freude an raffiniert ausgeführten Standards, Mitfiebern bis in die Nachspielzeit und höchstpersönliche Enttäuschung über Niederlagen der heißgeliebten Elf. Anders die Reaktionen, die DFB-Pokalsieger RB Leipzig zumindest außerhalb Leipzigs erregt: Heftiger Ablehnung steht eine wenig emotionale, dafür sachlich-nüchtern geprägte Anerkennung der Leistung des jungen Vereins entgegen.

Für die Skepsis gibt es Gründe - auch gute: wenig Tradition, viel Geld, keine Mitbestimmung für Fans, die Dominanz des Investors bei einem Team, das im Namen der Dose unterwegs ist. Aber: Auch bei Fußballromantikern beliebte englische Klubs wie Jürgen Klopps Liverpool sind - stärker noch - als RB durchkapitalisiert. Geldgeber wollen auch in Sandhausen wissen, wie der Ball rollen soll. Der herzerwärmende Ruhrpottverein Borussia Dortmund ist seit mehr als 20 Jahren an der Börse notiert.

Dass der österreichische Getränkekonzern Red Bull sich bei seinem Investment Leipzig aussuchte, hat Gründe, die die Strukturentwicklung Ostdeutschlands spiegeln. Die Zentralen der in der Stadt ansässigen Automobilwerke liegen im Westen. "Hypezig" boomt zwar. Doch Mitteldeutschland ist längst nicht so wirtschaftsstark wie Bayern oder Baden-Württemberg. Dazu kommt, dass der traditionsreiche Ostfußball nach der Wende gelitten hat, ja, auch dadurch, dass Westvereine mit wenig Skrupel die besten Spieler wegkauften.

Folgen sind bis heute spürbar, was die Emotionalität der Ablehnung von RB erklären mag. Doch haben ostdeutsche Vereine auch selbst Anteil an ihrer Lage mehr als 30 Jahre nach der Wende. Red Bull mag trickreich agiert haben, gerade beim Start in der fünften Liga und den Vereinsstatuten. Doch zum üppig fließenden Geld kam stets auch sportlicher Sachverstand. Und das Gespür für eine fußballverrückte Stadt, in der Vergangenheit Ausschreitungen, 1990 sogar ein Todesfall, den Sport mehrfach in den Hintergrund rückten. Dass Leipziger erfolgreichen Fußball gewaltfrei sehen wollen, kann ihnen niemand verdenken.

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