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Ausverkauftes Länderspiel in Dresden: Warum Futsal plötzlich gefragt wie nie ist

Die deutsche Futsal-Nationalmannschaft trifft am Mittwoch in der ausverkauften Dresdner Ballsportarena auf Frankreich – für den DFB-Kapitän ist es ein Heimspiel.

Von Julian Hölscher
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2022 gastierte die deutsche Futsal-Auswahl zuletzt in der Dresdner Ballsportarena. Das Spiel in der WM-Hauptrunde gegen die Slowakei endete damals 1:1. Das Spiel gegen Frankreich am Mittwoch ist der dritte Besuch der Nationalmannschaft in Dresden.
2022 gastierte die deutsche Futsal-Auswahl zuletzt in der Dresdner Ballsportarena. Das Spiel in der WM-Hauptrunde gegen die Slowakei endete damals 1:1. Das Spiel gegen Frankreich am Mittwoch ist der dritte Besuch der Nationalmannschaft in Dresden. © Arvid Müller

Dresden. Ein runder Ball, zwei Tore und ein großes Turnier im nächsten Jahr. Die Rede ist natürlich vom Fußball, jedoch nicht vom Volkssport Nummer eins auf dem Rasen, sondern von der einzigen durch die Fifa anerkannten Variante des Hallenfußballs – Futsal. Statt elf gegen elf heißt es fünf gegen fünf. Auf Hallenboden, einem kleinen Feld und mit einem kleineren und weniger sprunghaften Ball als beim herkömmlichen Fußball kommt es vor allem auf technisch versierte Lösungen auf engstem Raum an. "Ball flach halten" lautet die Devise.

Im letzten Spiel der Eliterunde der WM-Qualifikation trifft die deutsche Futsal-Nationalmannschaft am Mittwochabend in der Dresdner Ballsportarena auf Frankreich. Nach der klaren 0:4-Niederlage in Kroatien am vergangenen Freitag hat die DFB-Auswahl von Cheftrainer Marcel Loosveld zwar keine Chance mehr, sich für das Turnier, das im kommenden Jahr in Usbekistan stattfindet, zu qualifizieren, kann aber dennoch auf ein volles Haus zählen. Die Partie ist mit 2.334 verkauften Tickets restlos ausverkauft.

DFB-Auswahl macht Sprung in der Futsal-Weltrangliste

Loosveld bezeichnete die beiden abschließenden Spiele gegen die favorisierten Gegner aus Kroatien und Frankreich im Vorfeld als "zwei echte Highlights" und sprach trotz der nur geringen Qualifikationschance von der positiven Entwicklung der Mannschaft. "Ich denke, dass wir in die beiden Rückspiele gegen Kroatien und Frankreich auch etwas ruhiger gehen können, als das in den Hinspielen noch der Fall war. Wir sind auf einem guten Weg, haben die Qualität, um auch mit diesen beiden Gegnern mitzuhalten, und wollen uns bestmöglich präsentieren", erklärte Loosveld.

Während diese Töne von Fußball-Bundestrainer Julian Nagelsmann trotz der momentanen Krise doch etwas sehr tiefstapelnd daherkommen würden, sind sie beim Futsal angebracht – denn dort ist Deutschland immer noch ein sportliches Entwicklungsland. Mit Weltranglistenplatz 55, und damit hinter Ländern wie Tadschikistan oder Guatemala, die beim Fußball auf dem grünen Geläuf keine wirkliche Rolle spielen, ist man weit von der Weltspitze entfernt – und dennoch im Aufschwung.

Als die DFB-Auswahl im Oktober des vergangenen Jahres das bislang letzte Mal in Dresden gastierte, rangierte sie noch auf dem 73. Platz. Damals erspielten sich die deutschen Kicker ein achtbares 1:1 gegen starke Slowenen. Mit Frankreich wartet nun ein ähnliches Kaliber.

DFB-Kapitän Wittig: "Haben spät mit Futsal angefangen"

Einer, der schon damals dabei war, ist Kapitän Christopher Wittig. Für den gebürtigen Sachsen ist es gleichzeitig ein Heimspiel. Wittig spielt beim Bundesligisten HOT 05 Futsal in Hohenstein-Ernstthal und ist nicht nur Kapitän, sondern auch gleichzeitig deutscher Rekordnationalspieler sowie Rekordtorschütze. Durch die Fußball-Brille betrachtet: Ilkay Gündogan, Lothar Matthäus und Miroslav Klose in einer Person. Wittig, der in seiner Jugend beim Chemnitzer FC Fußball spielte, kann jedoch, genau wie seine Mitspieler, von seinem Sport alleine nicht leben. Dafür fehlen bisher die professionellen Strukturen.

"Wir bekommen zwar eine kleine Aufwandsentschädigung vom DFB, aber das ist natürlich nicht ausreichend. Wenn sich Spieler nur auf den Sport konzentrieren, würde jeder davon profitieren – die Nationalmannschaft, die Bundesliga, die Spieler", erklärte Wittig vor einem Jahr. "Wir haben sehr spät angefangen mit der Entwicklung. Viele Nationen hatten schon mehrere 100 Länderspiele weg, als wir noch in der Babywiege waren und noch nicht einmal über den Sport nachgedacht haben. Demzufolge fehlten uns auch gute Spieler", so Wittig über die insgesamt sehr schleppende Entwicklung seines Sports in Deutschland.

Dass das Interesse am Futsal dennoch mittlerweile langsam aber sicher steigt, beweist der Andrang beim Spiel gegen Frankreich am Mittwochabend in Dresden. Außerdem überträgt der Sport-Streamingdienst DAZN die Partie ab 18.30 Uhr live aus der ausverkauften Ballsportarena.