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Sachsens bester Biathlet trifft die Scheiben nicht mehr

Justus Strelow, einer der besten Schützen unter den Biathleten, verfehlt nach einem guten Saisonstart zu oft das Ziel – zumindest in einer Disziplin. Kurz vor der WM ist das ungünstig.

Von Daniel Klein
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Die Fehler erklären: Justus Strelow beim TV-Interview nach einem Weltcup-Rennen.
Die Fehler erklären: Justus Strelow beim TV-Interview nach einem Weltcup-Rennen. © dpa/PA/Eibner

Ruhpolding. Die Ergebnisse passen nicht mehr. Weltcup-Platzierungen jenseits der 40 oder gar 50 sind für deutsche Biathleten unbefriedigend, kurz vor der Heim-WM in Oberhof sind sie auch gefährlich. Dabei ging es für Justus Strelow in diesem Winter richtig gut los. „Der Start war besser als erwartet oder genau wie erhofft“, erklärt er. Mit Platz 13 bei der ersten Station in Kontiolahti und Rang neun eine Woche später in Hochfilzen erfüllte der 26-Jährige schon früh in der Saison die geforderte WM-Norm. Doch am Ende des vergangenen wie zu Beginn des neuen Jahres ist „die Tendenz fallend“, wie Strelow selbst feststellt.

Bei den Rennen in Annecy Mitte Dezember war der Akku leer, die teaminterne Quali und die darauf folgenden zehn Weltcupstarts hinterließen ihre Spuren, zumal für den Schmiedeberger diese Strapazen neu sind. Es ist der erste Winter, in dem er nicht nur sporadisch in der höchsten Biathlon-Liga zum Einsatz kommt. Eine Klasse tiefer, im IBU-Cup, sind die Termine nicht ganz so eng getaktet. „Da hat man auch mal ein Wochenende frei und insgesamt mehr Luft zum Regenerieren“, erklärt er.

Doch auch nach den freien Tagen über Weihnachten und dem Jahreswechsel läuft es bei ihm nicht besser, der Weltcup vergangene Woche in Pokljuka war das genaue Gegenteil eines Mutmachers. Schuld daran sind jedoch nicht die Laufzeiten, die bei ihm traditionell schwächer sind als bei manchem Konkurrenten. Beim ersten Sprint der Saison belegte er bei den Laufzeiten Platz 29 – genauso wie nun in Pokljuka. Der Unterschied: In Kontiolahti traf er alle zehn Scheiben, diesmal unterliefen ihm drei Fehler – alle beim zweiten Schießen.

Trefferquote sinkt um fast 20 Prozent

Und das war kein Ausrutscher, in der Verfolgung verfehlte er sogar fünf Scheiben. „Ich habe derzeit Probleme beim Stehendanschlag“, sagt er. Das lässt sich mit weiteren Zahlen belegen: Vergangene Saison lag seine Trefferquote in der stehenden Ausführung bei 96 Prozent, nun sind es nur noch 78 Prozent. „Eine Erklärung habe ich dafür nicht. Beim Anschießen vor dem Rennen mache ich gute Serien, im Wettkampf klappt es dann nicht mehr“, meint Strelow, der im deutschen Team bisher als einer der sichersten Schützen galt.

Die Formschwäche im Umgang mit dem Kleinkalibergewehr kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Diese Woche steht noch der Weltcup in Ruhpolding an und nächste Woche der in Antholz, dann nominiert Bundestrainer Mark Kirchner bereits den – sehr wahrscheinlich – fünfköpfigen Kader für die WM in Oberhof. Bisher haben neben Strelow vier weitere deutsche Biathleten die geforderte Norm erfüllt, doch in Ruhpolding und Antholz könnten noch weitere dazukommen. „Und meine guten Ergebnisse liegen schon ein Stück zurück“, meint Strelow selbstkritisch.

Sogar eine Degradierung in den IBU-Cup ist möglich. „Der Bonus ist jetzt weg, ich darf mir keinen weiteren Ausfall mehr erlauben“, glaubt er. Ein gutes Ergebnis beim Einzelrennen am Mittwoch in Ruhpolding wäre in dieser Situation deshalb hilfreich. „Dass ich wieder Druck habe, ist vielleicht gar nicht so schlecht. Bei der Quali und den ersten Weltcups hatte ich den auch – und es hat geklappt“, findet er.

Für ihn spricht, dass die teaminterne Konkurrenz zuletzt auch nicht überzeugen konnte. Und bei den beiden Männer-Staffeln konnte er als Startläufer überzeugen. „Die Trainer haben aber oft betont, dass viele von uns auf einem ähnlichen Niveau sind. Das heißt: Ich bin ersetzbar.“ Ein gutes Ergebnis könnte das ändern.

Luise Müller (22) aus Pirna wurde für den IBU-Cup am kommenden Wochenende in Pokljuka nominiert. Es ist erst ihr zweiter Einsatz in der zweithöchsten Biathlonliga nach der Premiere in der Saison 2020/21.