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Aus Kanada zurück aufs Lausitzer Eis

Der Olbersdorfer Bennet Roßmy hat in den vergangenen Monaten einige Höhen und Tiefen erlebt. Bei den Füchsen geht es für ihn nun aufwärts.

Von Frank Thümmler
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Bennet Roßmy kämpft als 18-Jähriger bereits um einen Stammplatz beim achtfachen deutschen Meister Eisbären Berlin. Beim 4:2-Sieg der Berliner in Augsburg war er zum Beispiel mit von der Partie.
Bennet Roßmy kämpft als 18-Jähriger bereits um einen Stammplatz beim achtfachen deutschen Meister Eisbären Berlin. Beim 4:2-Sieg der Berliner in Augsburg war er zum Beispiel mit von der Partie. © Archiv: Eibner Pressefoto

Weißwasser. Den Gänsehautmoment des Jahres 2021 erlebte der Olbersdorfer Bennet Roßmy ganz am Ende – im kanadischen Edmonton. Jeder Eishockeyfan weiß: Dort, bei den Oilers, spielt Leon Draisaitl, einer der besten Eishockeyspieler der Welt, bereits MVP (wertvollster Spieler) der NHL und derzeit wieder einer der Topscorer der Liga.

Im „Rogers Place“, der riesigen Heimstätte der Oilers mit einem Fassungsvermögen von gut 18.000 Zuschauern, wurde Ende Dezember die U-20-Eishockey-WM ausgetragen. Und Bennet Roßmy, obwohl erst 18 Jahre alt, hatte den Sprung in die deutsche Auswahl geschafft.

„Allein wenn man mit dem Bus in die Halle reinfährt und dann durch die Katakomben läuft, dann denkt man schon: Wow, ist das krass. Wir hatten dann auch noch eine gute Kabine, die Gästekabine der NHL-Mannschaft. Es war Wahnsinn, was es da alles gab“, erzählt der junge Oberlausitzer. Für ihn und auch die anderen Spieler war allein das – der nahe Kontakt zum NHL-Flair – zusätzliche Motivation, obwohl ein Treffen mit dem deutschen Superstar Leon Draisaitl nicht möglich war.

Froh über die Förderlizenz in Weißwasser

„Wir haben dann auch gut gespielt, hätten bei dieser WM sicherlich weit kommen können. Umso größer war dann der Schock, dass die WM wegen des Auftretens von Corona-Infektionen abgesagt wurde. Vielleicht wird sie jetzt im Sommer nachgeholt“, sagt Roßmy.

Dass der Eisbären- und Lausitzer-Füchse-Spieler mit zum deutschen Nationalteam gehören durfte, war nicht selbstverständlich. Im Sommer war das wohl größte Talent aus der Region der vergangenen Jahre nach nur einer Saison bei den Lausitzer Füchsen zu den Eisbären Berlin gewechselt. „In der ersten Liga ist das Tempo noch einmal deutlich höher. Da musste ich mich erst dran gewöhnen“, sagt er.

Den Sprung in den Kader der Eisbären schaffte der 18-Jährige immer wieder, bekam dann aber relativ wenig Eiszeit – rund fünf Minuten und sieben Eiszeiten pro Spiel. „Das ist aber für einen jungen Spieler wie mich völlig normal, ich bin damit, wie sich das alles entwickelt hat, auch nicht unzufrieden“, erklärt er.

Beim neuen Trainer besser gelitten

Andererseits sind gerade auch die Spiele für die Entwicklung der jungen Talente besonders wichtig. „Deshalb bin ich ja froh, hier in Weißwasser mit meiner Förderlizenz immer wieder spielen zu können. Hier bekomme ich viel mehr Eiszeit und darf auch in einer anderen Rolle als in Berlin spielen.“

Unter dem neuen Füchse-Trainer Petteri Väkiparta sogar an der Seite der beiden Top-Stürmer Peter Quenneville und Hunter Garlent: Der finnische Trainer scheint von Roßmy deutlich mehr überzeugt als sein Vorgänger Chris Straube, der Roßmy meist in der dritten oder vierten Reihe auflaufen ließ.

Väkiparta, der Roßmy schon als Assistenztrainer der deutschen U20-Nationalmannschaft kennengelernt hat, setzt große Stücke auf den Olbersdorfer: „Das ist ein sehr fleißiger junger Spieler, der versucht, jeden Tag besser zu werden. Mit seiner Größe und seinen Fähigkeiten hat er sicher die Möglichkeit, ein richtig guter Eishockeyspieler zu werden. Aber er braucht noch etwas Zeit.“

Dass Roßmys Statistiken in dieser Saison noch nicht so toll sind – zwei Scorerpunkte aus 35 Spielen der ersten und zweiten Liga, nach 16 aus 46 in der Vorsaison – nimmt Väkiparta nicht so wichtig. „Für ihn geht es eher darum, vielseitig einsetzbar zu sein und jetzt viel Eishockey zu spielen.“

Der Ehrgeiz ist ungebrochen

Planen, wo Bennet Roßmy in den nächsten Wochen aufs Eis läuft, ob für die Füchse oder die Eisbären, kann derzeit niemand. Wie schnell alle Planungen über den Haufen geworfen werden können, bekam der junge Stürmer zu Jahresbeginn am eigenen Leib zu spüren. „Ich bin mit negativem Corona-Test in Edmonton in den Flieger gestiegen, hier war der erste PCR-Test auch noch negativ, aber zwei Tage später war er positiv.“

Statt Einsätzen bei den Eisbären oder den Füchsen also Quarantäne. Nach sieben Tagen konnte sich der symptomfreie Spieler freitesten. „In dieser einen Woche geht schon etwas verloren. Man darf ja wegen möglicher Corona-Spätfolgen in dieser Zeit auch nicht viel machen, obwohl ich mich eigentlich gut gefühlt habe. Mehr als eine halbe Stunde Fahrradfahren war nicht drin“, sagt Bennet Roßmy.

Es war nahezu logisch, dass er danach sofort nach Weißwasser geschickt wurde, nicht nur, weil ihn die Füchse gerade besonders gut gebrauchen können, sondern auch, weil über viel Eiszeit die Form schneller wieder zurückkommt.

Der Ehrgeiz des Oberlausitzers ist natürlich ungebrochen. „Mir persönlich liegt das System des neuen Füchse-Trainers besser. Ich bin davon überzeugt, dass wir die Play-offs noch erreichen können.“ Am Wochenende, gegen Kassel und in Heilbronn will der Stürmer wieder seinen Teil dazu beitragen. Sein Traum, einmal als Spieler in den großen NHL-Arenen aufzulaufen, lebt.