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Abschied mit 25: Dresdens Weltklasse-Shorttrackerin Seidel beendet Karriere

Dresden hat seine besten Athleten gewählt - und beschert Shorttrackerin Anna Seidel den letzten Sieg der Karriere. "Ich habe bewusst diesen Ort gewählt", sagt sie zum Abschied.

Von Alexander Hiller
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Ihr letzter Titel: Shorttrackerin Anna Seidel ist Dresdens Sportlerin des Jahres - und gibt im Siegerinterview emotional ihr Karriereende bekannt.
Ihr letzter Titel: Shorttrackerin Anna Seidel ist Dresdens Sportlerin des Jahres - und gibt im Siegerinterview emotional ihr Karriereende bekannt. © Sven Ellger

Dresden. Es war der emotionalste Augenblick des Abends. Shorttrackerin Anna Seidel nutzte der Ehrung der Dresdner Sportler des Jahres 2023 im Internationalen Congress Center für ihren ganz persönlichen Schlussstrich. Nach zehn Jahren Weltklasse verkündete die 25-Jährige vom EV Dresden das Ende ihrer Leistungssport-Karriere. "Ich habe bewusst diesen Ort gewählt", sagte Seidel auf der Bühne, nachdem sie als Sportlerin des Jahres ausgezeichnet wurde, "um endlich diese Frage zu beantworten: Ich werde meine Karriere beenden."

Die hatte bei den Olympischen Spielen in Sotschi 2014 so richtig Fahrt aufgenommen, als Seidel als 15-jährige Teenagerin das Halbfinale erreichte. In der vergangenen Saison hatte die Dresdnerin eine Karrierepause eingelegt – und nun also eine konsequente Entscheidung getroffen. "Das ist für mich sehr emotional. Ich hatte so viele schöne Zeiten. Ich bin jetzt fein damit - und unglaublich dankbar für alles, was ich in meiner Karriere erlebt habe", sagte die zweifache EM-Zweite von 2021.

Die dreimalige Olympia-Teilnehmerin werde ihren Lebensmittelpunkt in die USA verlegen, hieß es. Ihr Freund, Eishockey-Nationalspieler Moritz Seider, spielt in der nordamerikanischen Profi-Liga NHL für die Detroit Red Wings. "Jetzt freue ich mich auf alles Neue, was nun kommt", erklärte Seidel.

Aufhören, wenn es am schönsten ist: Shorttrackerin Anna Seidel findet, es ist soweit.
Aufhören, wenn es am schönsten ist: Shorttrackerin Anna Seidel findet, es ist soweit. © dpa-Zentralbild

Den Spruch, man sollte aufhören, wenn es am schönsten ist, habe sie sich zu Herzen genommen. "Ich hatte im vergangenen Jahr meine beste Saison", erklärte Seidel – und kämpfte dabei mit den Tränen. Ihr gelangen neben Bronze bei der EM auch vier Weltcup-Podestplatzierungen – so viele wie noch nie für die Dresdnerin. Ihre mit der Auszeichnung verbundene Prämie in Höhe von 1.000 Euro will sie dem Dresdner Nachwuchs spenden.

Seidel verwies in der Abstimmung, an der knapp 2.000 Menschen teilnahmen, eine Athletin auf Rang zwei, deren Karriere ausgebremst wurde: Turnerin Mia Neumann vom Dresdner SC im vergangenen Jahr sensationell deutsche Meisterin im Sprung. Doch danach wurde ihr die Streckung des Abiturs von zwei auf drei Jahre nicht gewährt. Die 19-Jährige hat dadurch ihr Trainingspensum um knapp ein Drittel reduzieren müssen und ist damit selbst national kaum konkurrenzfähig. Rang drei belegte Estella Damm vom WSV "Am Blauen Wunder". Die Kanutin wurde Vizeweltmeisterin mit dem Vierer bei der U23-WM.

Seriensieger Tom Liebscher (M.) erhält die Glückwünsche von den Platzierten: Tobias Hammer (l.) und Karl Bebendorf.
Seriensieger Tom Liebscher (M.) erhält die Glückwünsche von den Platzierten: Tobias Hammer (l.) und Karl Bebendorf. © Sven Ellger

Zum achten Mal in Folge erhielt Tom Liebscher-Lucz die Auszeichnung zum Sportler des Jahres in Dresden. Der zweifache Olympiasieger im Kanurennsport holte sich bei der Weltmeisterschaft seinen insgesamt siebenten Sieg und gewann diese Sportlerwahl nun mit 19,38 Prozent. Für den 30 Jahre alten Weltklasse-Athleten vom KC Dresden war das vergangene Jahr tatsächlich auch persönlich ein ganz besonderes. Im Februar 2023 brachte seine Frau Dora, eine ehemalige Weltklasse-Kanutin aus Ungarn, Tochter Zoey zur Welt.

Liebscher setzte sich bei der Wahl knapp vor Tobias Hammer (18,26) durch. Der 22-Jährige ist so etwas wie der Kronprinz im Dresdner Kanu-Rennsport. 2023 gewann der Kanute vom Wassersportverein „Am Blauen Wunder“ zwei Titel bei der U23-WM. Auf Rang drei folgte Top-Leichtathlet Karl Bebendorf vom Dresdner SC (16,92). Der fünffache deutsche Meister über 3.000 Meter Hindernis ringt nach wie vor um Anschluss zur direkten Weltspitze. Olympia in Paris ist das große Ziel des 27-Jährigen.

Kanu-Coach Jens Kühn ist Dresdner Trainer des Jahres 2023.
Kanu-Coach Jens Kühn ist Dresdner Trainer des Jahres 2023. © © by Matthias Rietschel

Er hatte die meisten Einzelsportler auf der Auswahlliste zur Sportlerwahl: Jens Kühn, Landestrainer im Kanu. Er wurde von einer Fachjury zum Dresdner Trainer des Jahres gewählt. Nach Paris wird er als Chefcoach der Dresdner Kanuten offiziell ausscheiden. Der frühere Junioren-Weltmeister gab das Lob über die Auszeichnung gleich zurück: "Ich freue mich auf jeden Fall für meine Sportler, die haben das möglich gemacht", sagte Kühn und versicherte, dass er trotz seines künftigen Rentner-Daseins in anderer Rolle dem sächsischen Kanusport erhalten bleiben will.

In der wieder eingeführten Nachwuchswertung erhielt die 17-jährige Schwimmerin Leni von Bonin vom Dresdner SC mit 19,21 Prozent die meisten Stimmen – vor Kanutin Nele Reinwardt (WSV Am Blauen Wunder) und U19-Ruderweltmeister Cornelius Conrad (Dresdner RC). (mit dpa)