SZ + Update Sport
Merken

So viele Mitglieder wie nie: Dresden wird immer sportlicher

Der Stadtsportbund Dresden meldet weiter steigende Mitgliederzahlen. Fast 120.000 Einwohner sind in 396 Vereinen organisiert. Das ist ein Rekord, der allerdings auch Probleme bringt.

Von Alexander Hiller
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Dresden verzeichnet immer mehr sporttreibende Einwohner.
Dresden verzeichnet immer mehr sporttreibende Einwohner. © ronaldbonss.com

Dresden. Die Bevölkerung Dresdens wird immer sportlicher. Zumindest lassen sich die Zahlen so interpretieren, die der Stadtsportbund (SSB) jetzt bekannt gegeben hat. Demnach sind zum Stichtag 1. Januar 2024 insgesamt 119.814 Mitglieder in 396 Vereinen organisiert. Das bedeutet einen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von 6.500 Mitgliedern - und darüber hinaus einen neuen Rekord.

Die Landeshauptstadt ist damit in Sachsen mit großem Abstand führend. Jeder fünfte Einwohner ist Mitglied in einem Sportverein, teilte der SSB auf einer Pressekonferenz mit. Das entspricht einem Organisationsgrad von 21 Prozent. Zum Vergleich: Leipzig kommt auf 17 Prozent, Chemnitz auf 14,8. "Das ist eine hervorragende Entwicklung, die unsere Stellung als größte Bürgerorganisation in unserer Stadt deutlich macht und damit unseren Argumente und Positionen zusätzlich Gewicht verliehen wird", sagte SSB-Präsident Lars Kluger.

Dynamo Dresden ist unverändert der stärkste Verein

Der größte Sportverein der Stadt ist nach wie vor Fußball-Drittligist Dynamo Dresden, dessen Mitgliederzahl zum Stichtag 27.068 betrug. Dahinter folgt der Sächsische Bergsteigerbund (10.120), der Dresdner SC (4.846) und der USV TU Dresden (4.320).

Die nicht sportlich aktiven Dynamo-Mitglieder werden dabei jedoch in der sogenannten Allgemeinen Sportgruppe abgebildet - mit knapp 36.600 Menschen die größte Untergruppe, gefolgt vom Fußball (14.121), Bergsport (10.943), Volleyball (4.865) und Rehasport (4.635). Insgesamt werden in Dresden genau 100 Sportarten in organisierten Vereinen angeboten.

"Wir hatten das Problem in den letzten Jahren, die Großprojekte, die für viel Geld in Dresden errichtet und modernisiert werden, zu loben - und dennoch darauf hinzuweisen, dass Sport eine große Breite darstellt. Das Wachstum passiert in der Breite", betonte Kluger. Vor allem bei Kindern und Jugendlichen (plus 2.901 Mitglieder) und im Ü-50-Bereich (plus 1.562) gebe es die höchsten Zuwachsraten.

Schulsporthallen erfüllen auch Bedürfnisse der Vereine

Der Zuwachs sei vor allem auf Schnupperaktionen, Förderprogramme und Mitglieder-Werbeaktionen zurückzuführen. Dazu zählt unter anderen die Kampagne "Sport ist mega - am besten im Verein" oder das vom Landessportbund aufgelegte Programm "Ehrenamt stärken im Sport" sowie die vom Deutschen Olympischen Sportbund angeschobene Bewegung "ReStart - Sport bewegt Deutschland".

Kluger geht mit seiner Erklärung noch weiter. "Wir haben ein verdammt gutes Produkt", sagt der 53-Jährige. "Und das ist sehr preiswert." Sport verbinde nach wie vor Generationen und Menschen unterschiedlichster Couleur. "Ein dritter Grund ist sicher das Turnhallen-Bauprogramm unserer Stadt. Die Stadt baut mittlerweile größere Turnhallen, als es die Schulen für den Schulsport benötigen. Was für Schule in unserer Stadt gemacht wird, ist einzigartig - zumindest in Sachsen. Davon profitieren auch Sportvereine mit ihren Hallenzeiten", sagt Kluger.

Robert Baumgarten, Geschäftsführer des Stadtsportbundes Dresden, stellte die neuen statistischen Zahlen am Montag vor.
Robert Baumgarten, Geschäftsführer des Stadtsportbundes Dresden, stellte die neuen statistischen Zahlen am Montag vor. © (c) Christian Juppe

"Dennoch müssen wir auch auf die Grenzen hinweisen. Leider gibt es bei verschiedenen Vereinen immer noch Wartelisten. Man kann nicht jeden Interessenten aufnehmen, weil es eben Kapazitätsgrenzen gibt", sagte Kluger. Zu den Klubs mit Wartelisten zählt unter anderem der Mehrspartenverein TSV Rotation Dresden, der mit 1.072 Mitgliedern ebenso wie die Dresden Monarchs (1.001) und die SG Weixdorf (1.053) die magische 1.000er-Grenze überschritten hat und zu den 16 Großvereinen der Stadt zählt.

"Eine wichtige Säule unserer Entwicklung ist unsere breite Basis, wir haben 14 Sparten", erklärte Rotation-Präsident Frank Reichelt. Der Verein bietet unter anderem die modernen Trendsportarten Stand-Up-Paddling, Jugger oder Padel-Tennis. Jugger ist ein Mannschafts-, Feld- und Ballsport: zwei Teams von je fünf Spielern kämpfen fechtend oder rangelnd um einen Spielball, den Jugg. "Wir stehen den modernen Sportarten aufgeschlossen gegenüber", sagte Reichelt und verriet, dass sich sein Verein für die Ausrichtung einer Jugger-WM im nächsten Jahr interessiert.

SSB-Chef erneuert Forderung nach 10 Millionen Euro pro Jahr

Allerdings wirft das weitere Wachstum des Dresdner auch Probleme auf. Die Sportstätten und damit der Platz sind begrenzt. "Neue Sportstätten zu schaffen, ist weiterhin nötig. Wir könnten noch ganz andere Entwicklungen hinlegen, wenn die Kapazitäten größer wären", sagte Kluger, der aber unterstrich: "Wir sind mit der Entwicklung zwischen 2022 und 2024 mit mehr als 10.000 Mitgliedern Zuwachs sehr zufrieden, das ist ein riesengroßer Knaller."

Auch deshalb erneuert der SSB Dresden seine Forderung nach mehr Investitionen in die Sportinfrastruktur der Landeshauptstadt. 10 Millionen Euro pro Jahr solle die Stadt dafür jährlich bereitstellen. Derzeit stehen hierfür nur 1,8 Millionen Euro pro Haushaltsjahr zur Verfügung. "Wir brauchen neue Sportstätten für die stark gewachsene Familie des Dresdner Sports", bekräftige Kluger.

Auch das Thema der lizenzierten und nicht lizenzierten Übungsleiter ist ein wichtiges für die Vereine. Steigende Mitgliederzahlen erfordern mehr ehrenamtliche Übungsleiter. Ob deren Anzahl wächst, wird derzeit noch nicht vollumfänglich erfasst. "Wir erfassen nur die lizenzierten Übungsleiter, da dauert der Erhebungszeitraum noch bis zum 31. März an", sagt SSB-Geschäftsführer Robert Baumgarten. Die ehrenamtlichen Übungsleiter ohne Lizenz werden nicht erfasst. "Regelmäßig ehrenamtlich tätige Mitglieder gibt es rund 10.000", erklärte er.