SZ + Pirna
Merken

Dieser Schwarzstorch aus der Böhmischen Schweiz ist bis nach Afrika geflogen

Im 6.000 Kilometer entfernten Senegal hat der Storch überwintert. Warum die Art in der Heimat besonders geschützt werden muss.

 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Es ist zwar bekannt, dass Zugvögel weit fliegen, dennoch war die Faszination groß, als dieses Tier im Senegal gesichtet wurde.
Es ist zwar bekannt, dass Zugvögel weit fliegen, dennoch war die Faszination groß, als dieses Tier im Senegal gesichtet wurde. © Jean-Marie Dupart/Nationalpark B

Dieser Schwarzstorch hat sich ein weit entferntes Winterdomizil ausgesucht. In rund 6.000 Kilometer Entfernung vom Nationalpark Böhmische Schweiz - seiner Heimat - wurde das Tier im Senegal in Afrika aufgespürt. An der Atlantikküste bei Joal, etwa 90 Kilometer südöstlich von Dakar, konnte ein französischer Ornithologe den Storch so fotografieren, dass auch der Ring und der eingravierte Code an seinem Bein erkennbar sind. Diesen Ring hatte das Tier kurz nach seiner Geburt in der Felswand des Elbecanyons von böhmischen Ornithologen erhalten. So weit entfernt war bisher noch kein anderer Schwarzstorch aus dem tschechischen Nationalpark geflogen.

Derzeit sind der Storch und seine Artgenossen wahrscheinlich auf dem Weg zurück nach Europa. Denn im März beginnt im Elbsandsteingebirge die Brutzeit, bei der freiwillige Ranger und Kletterer helfen, die Horstplätze zu schützen. Petr Kříž, Direktor der Verwaltung des Nationalparks Böhmische Schweiz erklärt: "Schwarzstörche, aber auch Wanderfalken oder Kormorane haben hier vor allem deshalb eine Chance, ihre Jungen aufzuziehen, weil die Besucher ihren Lebensraum respektieren. Die nötige Sicherheit und Ruhe haben die Vögel nur, wenn der Mensch den notwendigen Abstand wahrt. Dann können wir uns nach den Bruterfolgen so wie jetzt gerade gemeinsam an Meldungen über die Lebenswege der hiesigen Jungvögel erfreuen."

Der jüngst im Senegal fotografierte Schwarzstorch ist hier am 23. Juni 2022 noch als eines von drei Küken zu sehen. Die Ornithologen Pavel Benda, Václav Sojka und Václav Sena hatten sie damals auf einem Felsen bei Podskalí in der Nähe von Decín beringt.
Der jüngst im Senegal fotografierte Schwarzstorch ist hier am 23. Juni 2022 noch als eines von drei Küken zu sehen. Die Ornithologen Pavel Benda, Václav Sojka und Václav Sena hatten sie damals auf einem Felsen bei Podskalí in der Nähe von Decín beringt. © Václav Sojka/Nationalpark Böhm

Der Schutz der Tiere steht an erster Stelle

Schwarzstörche gehören zusammen mit Wanderfalken und Uhus zu den besonders geschützten Arten, für die die Verwaltung des Nationalparks Böhmische Schweiz jährlich die Horstschutzgebiete für den Zeitraum vom 1. März bis Ende Juli festlegt. Die Maßnahme gilt für die unmittelbare Umgebung der Horste sowie im CHKO Labské pískovce (Landschaftsschutzgebiet Elbsandsteingebirge). Der Horstschutz dient dazu, den Zugang für Besucher einzuschränken. Auf markierten Wegen kann aber trotzdem weiter gewandert werden.

Der im Senegal fotografierte Schwarzstorch schlüpfte im Jahr 2022 zusammen mit zwei weiteren Geschwistern in einem Felsennest in Podskali im národní přírodní rezervaci Kaňon Labe (Nationales Natuschschutzgebiet Elbecanyon). Die extrem scheuen Schwarzstörche nisten normalerweise in Bäumen, aber im Elbsandsteingebirge erlaubt das Gelände auch das Nisten auf Felsvorsprüngen. Dort, wo dies möglich und für die Vögel sicher ist, beringen Ornithologen die Küken. Die Ringe ermöglichen eine weitere Beobachtung der Vögel, denn die Codes können aus größerer Entfernung abgelesen werden.

Schwarzstörche sind Zugvögel. Welche Zugroute die jungen Schwarzstörche nach dem Verlassen des Horstes zu ihren Winterquartieren jeweils nehmen werden, ist genetisch festgelegt. Ihre Eltern bringen ihnen die Route nicht bei. Mitteleuropäische Schwarzstörche ziehen in zwei Richtungen nach Süden: über die Iberische Halbinsel oder über den Balkan. Es ist wahrscheinlich, dass einige Störche in Südeuropa überwintern, wobei viele Nachweise über in der Böhmischen Schweiz beringte Störche aus der französischen Camargue oder Südspanien stammen. Es gab auch Berichte aus dem Nahen Osten, insbesondere aus Israel.

Die Population der gefährdeten Tiere geht zurück

In der Nationalparkregion Sächsische Schweiz gab es bis vor der Coronazeit vier bis sechs Schwarzstorchhorste pro Jahr. Die Zahl ist auf ein bis zwei Horste im Nationalpark geschrumpft. Trotz aller Bemühungen zum Schutz gab es im vergangenen Jahr nur zwei Bruten, aus denen nur ein Jungvogel hervorgegangen ist. Auch in der Böhmischen Schweiz ist die Anzahl der Schwarzstorchbruten zurückgegangen.

Der Rückgang der Bruterfolge ist in Osteuropa wohl länderübergreifend zu verzeichnen. Eindeutige Gründe stehen nicht fest, doch könnten Störungen am Brutplatz, Trockenheit in den Nahrungsgewässern mit Futtermangel oder Probleme in den Winterquartieren eine Ursache sein. Um die wenigen Bruten nicht zu gefährden, wird im Nationalpark Sächsische Schweiz schon seit einigen Jahren auf das Beringen der Jungvögel verzichtet. (SZ)