Touristen wissen Metro, Tram oder Bus in Prag zu schätzen. Deren Zuverlässigkeit und das Null-Promille-Gebot in der Welt-Bier-Metropole sind der Grund dafür, dass vernünftige Besucher gar nicht erst mit dem Auto, sondern mit dem Zug in die Moldaustadt kommen. Die Öffentlichen bringen einen pünktlich in die entlegensten Winkel und sind mit speziellen Touristen-Tickets auch recht günstig.
Genutzt werden die Öffentlichen aber natürlich vor allem im Berufsverkehr durch die Einheimischen. Die fahren mit Monats- oder Jahreskarten, die deutlich billiger sind als Einzelfahrscheine oder die Angebote für Touristen. Ich bin mittlerweile als 65-plus-Nutzer sogar völlig raus, werde wie Kinder unter 15 Jahren kostenlos befördert. Schon nach dem 60. Geburtstag brauchte ich nur noch die Hälfte des Normalpreises zu zahlen. Das war einst ein populistisches Geschenk an eine besonders große Wählerschaft. Wirtschaftlichkeit sieht anders aus.
Die Masse der Nutzer ist zwischen 15 und 60 Jahre alt. Deren Jahreskarte kostet 3.650 Kronen. Pro Tag sind das bei zwei Fahrten lächerliche 20 Kronen (80 Cent). Kein Wunder, dass die niedrigen Preise dazu führen, dass die Stadt 84 Prozent der Kosten für die Öffentlichen tragen muss. Die Passagiere tragen nur 16 Prozent bei.
Das ist auf Dauer nicht haltbar. Im Plan für nachhaltige Mobilität der Hauptstadt Prag ist festgelegt, dass die staatliche Förderung maximal 75 Prozent betragen soll. Eine Preiserhöhung wird derzeit diskutiert. Nur: die Prager lehnen die in einer Umfrage mehrheitlich ab. 65 Prozent sagten, bei einer angedachten Verdopplung des Preises würden sie auf das Auto umsteigen. Nur 18 Prozent wären mit dem Preissprung einverstanden, weil die Öffentlichen einfach gut seien und ihr Niveau halten sollten.
Der Umstieg auf das klimaschädliche Auto wäre das, was die Planer in Prag unbedingt verhindern wollen. Zudem ist die Stadt eh verstopft. Was also tun? Die Entscheider darüber sind nicht zu beneiden.