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Weihnachten mit Musik: Nun singet und seid froh!

Manche Weihnachtslieder nerven. Aber ohne Musik wäre das Fest undenkbar. Man muss nur das Richtige hören.

Von Marcus Thielking
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Nach diesem Jahr ist vielen eher nach "Stille Nacht, heilige Nacht" zumute.
Nach diesem Jahr ist vielen eher nach "Stille Nacht, heilige Nacht" zumute. © dpa

Neulich lief im Radio mal wieder „Lustig, lustig, traleralera“, und ich dachte: Ruhe!!! Stille Nacht, heilige Nacht, danach ist den meisten von uns nach diesem Jahr voll schrecklicher Nachrichten eher zumute. Nun auch noch dieses Schmuddelwetter … Dann aber lief, diesmal im Autoradio, das „Jauchzet, frohlocket“ aus Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium. Ich drehte die Lautstärke auf volle Pulle.

Bach hatte es ja nicht leicht im Leben. Seine Eltern starben kurz hintereinander, als er neun Jahre alt war. Er selbst hatte 20 Kinder aus zwei Ehen, von denen die meisten schon als Säuglinge oder Kinder starben. Bachs erste Frau wurde todkrank, als er für einige Wochen in Karlsbad war. Erst bei seiner Rückkehr nach Köthen erfuhr er, dass sie schon unter der Erde lag.

Bei solchen Schicksalsschlägen wird man entweder zu Tode betrübt – oder man schreibt solch himmlische Musik wie das Weihnachtsoratorium, die h-Moll-Messe und die Matthäuspassion. Vielleicht hat Bachs Musik deshalb bis heute für viele Menschen etwas Tröstliches. Der Chor singt nicht nur „Jauchzet, frohlocket“, sondern auch: „Lasset das Zagen, verbannet die Klage!“

Große Hände, kleine Füße

Neulich las ich in der Zeitung: Wissenschaftler haben anhand von Bachs Skelett herausgefunden, dass der Komponist offenbar recht große Hände und kleine Füße hatte. Diese Erkenntnis könnte eine Erklärung dafür sein, warum er ein so virtuoser Orgelspieler war. Das leuchtet ein. Wäre es umgekehrt gewesen – kleine Hände, große Füße –, dann wäre Bach mutmaßlich ein berühmter Surfer geworden.

Apropos Orgel: Wenn Ihnen das Weihnachtsgedudel so richtig auf die Nerven geht, wenn selbst das Weihnachtsoratorium nicht mehr hilft, dann empfehle ich Ihnen zwischen Kartoffelsalat und Bockwurst: Hören Sie sich mal drei Minuten lang Bachs Orgelstück „In dulci jubilo“ (BWV 729) an. Falls Sie die Schallplatte gerade nicht zur Hand haben: Das finden Sie schnell auch auf Youtube. Ich wünsche Ihnen, ganz im Ernst, fröhöliche Weihnacht überall. Nun singet und seid froh!

Dieser Text ist ein Auszug aus unserem Feuilleton-Newsletter "SZ Foyer – Kultur und Debatte in Sachsen". Hier Kostenlos abonnieren.