Weißwasser
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„Ärztin ist mein Traumberuf“

Wer sind die Menschen, die das Krankenhaus Weißwasser am Laufen halten und was machen sie? Wir stellen sie vor. Heute: Innere Abteilung.

Von Sabine Larbig
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Als Oberärztin der Inneren Abteilung des Krankenhauses Weißwasser gehören für Bärbel Zink (re.) auch Untersuchungen wie Gastroskopien zum Berufsalltag. Unterstützt wird sie dabei von medizinischen Fach- und Pflegekräften wie Schwester Stephanie Keil.
Als Oberärztin der Inneren Abteilung des Krankenhauses Weißwasser gehören für Bärbel Zink (re.) auch Untersuchungen wie Gastroskopien zum Berufsalltag. Unterstützt wird sie dabei von medizinischen Fach- und Pflegekräften wie Schwester Stephanie Keil. © Joachim Rehle

Diplommedizinerin Bärbel Zink arbeitet als erste Oberärztin in der Inneren Abteilung des Krankenhauses Weißwasser. Sie ist seit 1988 als Ärztin in dieser Einrichtung, die einstmals Kreispoliklinik war, danach zum Kreiskrankenhaus wurde, tätig. Dass Bärbel Zink in die Lausitz kam, Fachärztin für Innere Medizin wurde und als solche in Weißwasser blieb, war in ihrer ursprünglichen Lebensplanung nicht vorgesehen. Lieber wäre sie in ihrer Heimat- und Universitätsstadt Halle geblieben. Weil ihr Mann aber der Arbeit wegen nach Weißwasser zog, folgte sie.

Seit 34 Jahren Ärztin in Weißwasser

In der Poliklinik Weißwasser hatte sie die Ausbildung zur Fachärztin für Allgemeinmedizin begonnen. Da nach der Wende die Fortführung ihrer Facharzt-Ausbildung nicht möglich war, wechselte sie die Richtung und absolvierte eine fünfjährige Facharzt-Ausbildung für Innere Medizin. „Zwischendurch habe ich durch die Schwangerschaft mit meiner Tochter zwar mal kurz ausgesetzt“, erzählt Bärbel Zink. Und im letzten Facharzt-Ausbildungsjahr sei sie auf „Wanderschaft“, also Hospitantin, gewesen. „Ich war dennoch weiter angestellt im Krankenhaus und habe in Weißwasser auch Dienste gemacht. Da es hier aber nicht alle Bereiche der Inneren Medizin gab, erwarb ich bestimmte Fachkenntnisse an Kliniken in Görlitz, Dresden und Coswig, bevor ich 1996 meine Facharztprüfung bestand und in Weißwasser im Bereich Gastroenterologie tätig wurde.“

Nur fünf Jahre später wurde sie bereits Oberärztin. Und sie ist zur Ausbildung junger Ärzte befugt. Eigentlich genügend Arbeit und Verantwortung für eine berufstätige Mutter und Ehefrau. Dennoch blieb es nicht allein dabei. Denn Bärbel Zink absolvierte von 2003 bis 2005 auch die Ausbildung als Diabetologin DDG, also der Deutschen Diabetesgesellschaft, weil eine Diabetologin im Krankenhaus Weißwasser dringend benötigt wurde.

„Man fragte mich eines Tages, ob ich die Ausbildung machen wolle. Da habe ich Ja gesagt, weil es eine tolle Ausbildung ist, und zusätzlich noch eine Prüfung vor der Sächsischen Landesärztekammer abgelegt, da es ohne die keine Anerkennung der Bezeichnung gegeben hätte.“

Ausbilderin für Diabetologin

Was damals noch niemand wusste, ist, dass es ohne die einstige Fortbildungsbereitschaft von Bärbel Zink heute keine Diabetesambulanz am Krankenhaus Weißwasser geben würde. Denn Internistin und Diabetologin Diana Ispas, angestellte Fachärztin im Kreiskrankenhaus in der Abteilung für Innere Medizin, wurde von ihr mit ausgebildet. „Da bin ich sehr stolz drauf, weil die Diabetesambulanz eine große Entlastung für betroffene Patienten ist, die endlich wieder wohnortnah behandelt werden können“, sagt Bärbel Zink.

Die Oberärztin und Diabetologin weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig diese Einrichtung samt Fachpersonal für die Menschen in der Region ist. Nicht nur, weil die Zahl der Patienten stetig steigt. Auch, weil die Diabetesambulanz am Krankenhaus Weißwasser seit April 2021 alle Leistungen für die Behandlung von Typ-I- und Typ-II-Patienten abdeckt, also von der kompletten Diagnostik, Behandlung und Therapieanpassung bei Hypoglykämien über die Behandlung von Adipositas und Schwangerschaftsdiabetes bis zur Behandlung und Versorgung des Diabetischen Fußsyndroms und typischer diabetischer Organkomplikationen – in Kooperation mit spezialisierten Fachabteilungen, ausgebildeten Diabetesberaterinnen und Diabetesassistentinnen, die Patienten selbst in Einzel- und Gruppenschulungen zur Seite stehen.

Am meisten beschäftigte Bärbel Zink im Laufe ihrer Dienstjahre jedoch beruflich wie privat die Corona-Pandemie. Sie spricht nicht gerne über die Erfahrungen dieser Zeit, in der sie von Anfang an auf der Infektionsstation eingesetzt war. Während in der ersten Welle dort wenig Patienten gewesen seien, sei die zweite Welle „furchtbar und eine krasse Erfahrung“ gewesen. „Es war eine neue Krankheit, mit der noch niemand zu tun hatte, wodurch man täglich dazu lernte. Aber es gab durch immer mehr Patienten irgendwann auch keine Betten mehr, und sogar die Corona-Leitstelle in Dresden war überfordert. Es war eine wirklich schlimme Zeit, in der ich mehr im Krankenhaus als zu Hause war.“ Dennoch, so die Oberärztin, seien nicht die Patienten und deren Behandlung das Schwierigste gewesen. „Belastend war eigentlich das ganze Drumherum. Ständige Meldungen an Behörden und jede Menge Bürokratismus; die durch die Besuchsverbote vereinsamten Patienten, wo Ärzte und Pflegepersonal auch menschlich gefragt waren und man sich abwechselnd Zeit für die Patienten nehmen musste, damit überhaupt mal jemand in ihren Zimmern ist und mit ihnen redet.“

Corona als krasse Erfahrung erlebt

Und dann seien da noch die vielen Gespräche mit Angehörigen gewesen. „Das alles war ziemlich schwierig und die Pandemie zeigte auch, dass das Gesundheitswesen personell ein generelles Problem hat.“

Bärbel Zink blieb dennoch. Wie schon viele Jahre zuvor, als sie mit ihrem Mann ein Haus in Gablenz baute, in das die Familie einzog und wo sich das Ehepaar Zink bis heute wohlfühlt, sich mit den Vor- und Nachteilen der ländlichen Region arrangiert hat, während die Tochter inzwischen als Chemie-Ingenieurin in Dresden lebt. Die Landeshauptstadt sei, bekennt Mutter Bärbel, glücklicherweise nicht so weit weg von Gablenz und böte bei Besuchen gleichzeitig genügend Kunst und Kultur als Ausgleich.

Abgesehen davon sei sie mit ihrem Job im Krankenhaus Weißwasser, wo sie übrigens auch Leiterin der Arzneimittelkommission und als solche Bindeglied und Vermittlerin von Informationen zwischen Klinik-Stationen, Fachbereichen und Apotheken der Region ist, mehr als ausgelastet. „Visite, Untersuchungen, Stationsarbeit, Notfälle, Kommissionsarbeit – wenn das alles zusammenkommt, ist die Zeit mehr als knapp.“

Trotzdem sei ihr Beruf ihr Traumberuf. „Die Innere ist so facettenreich, interessant und weit gefächert, reicht von Ultraschall über Schlaganfall, Herzinfarkt, Rheumatologie bis Magen-Darm-Erkrankungen. Eben alles, was Erkrankungen innerer Organe betrifft. Wenn man da helfen kann, noch dazu wo jeder Patient individuell ist, ist es toll“, schwärmt sie mit leuchtenden Augen hinter dem bunten Brillengestell. Und sie erzählt, wie für sie ein idealer Arbeitstag aussieht. „Wenn alles funktioniert, alles hintereinander weg und nicht gleichzeitig gemacht werden muss. Dann sind Patienten, ich und Pflegekräfte zufrieden.“

Kritik an Bürokratismus

Leider, bekennt die Oberärztin, seien solche Tage wegen Mangel und Mehrfachbelastung des Personals inzwischen relativ selten geworden. „Aber die Patienten haben Erwartungshaltungen, wollen mal in ruhiger Atmosphäre ein Gespräch mit dem behandelndem Arzt oder dem Pflegepersonal führen und verstehen nicht, warum ein Ultraschall durch Notfälle oder andere Ereignisse verschoben werden muss.“ Trotz solcher Gegensätze, all der beruflichen Schwierigkeiten, Herausforderungen und Entwicklungen hat Bärbel Zink weder ihre Berufswahl noch das Bleiben in Weißwasser und an dessen Krankenhaus bereut. Nur auf eines würde die Medizinerin gerne sofort verzichten: auf den enormen bürokratischen Aufwand. „Als Mediziner muss man inzwischen mehr Zeit fürs Schreiben aufbringen, als man sie für den Patienten hat. Das ist nicht gut“, begründet sie.

In dieser aktuellen TAGEBLATT-Serie vorgestellt wurden bereits folgende Bereiche und Stationen vom Kreiskrankenhaus Weißwasser:die Radiologie (3. August); der Operationsbereich (5. August); der Sozialdienst (10. August); die Viszeralchirurgie (12. August); die Diabetesambulanz (17. August) und die Palliativ-Station (19. August).

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