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Polen macht Einkaufszentren wieder auf

Spektakuläre Kehrtwende in der Corona-Pandemie in Polen. Die Regierung will Arbeitsplätze retten. Die Görlitzer haben davon aber wenig.

Von Susanne Sodan
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Einkaufszentren wie die Galeria Slowianska in Zgorzelec dürfen wieder öffnen ab Sonnabend.
Einkaufszentren wie die Galeria Slowianska in Zgorzelec dürfen wieder öffnen ab Sonnabend. © Nikolai Schmidt

Am Sonnabend meldete das polnische Gesundheitsministerium über 24.000 Neuinfektionen innhalb von 24 Stunden, am Montag rund 15.000, am gestrigen Dienstag über 10.100. Die Schwerpunkte liegen in den Regionen Masowien und Niederschlesien mit jeweils über 1.000 neuen Fällen zum Dienstag. Auch Großpolen bleibt stark betroffen. Bei 38 Millionen Einwohnern liegen die Neuinfektionen damit über dem deutschen Niveau, insgesamt haben sich bislang 860.000 Menschen in Polen mit dem Coronavirus infiziert - rund doppelt so viele wie in Deutschland. Vor allem aber sterben landesweit viele Menschen, 330 waren es am Montag nach Angaben der WHO.

Trotz dieser Zahlen lockert die polnische Regierung ihren Lockdown. Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki gab jetzt bekannt, dass die Corona-Schutzmaßnahmen für den Einzelhandel in der Vorweihnachtszeit gelockert werden sollen. Wie etwa dpa berichtet, sollen Geschäfte in Einkaufszentren ab dem 28. November wieder öffnen dürfen - unter strengen Hygienevorgaben. Außerdem sind zwei verkaufsoffene Sonntage vorgesehen, am 13. und 20. Dezember. Es gehe dabei darum, Tausende von Arbeitsplätzen zu retten. Laut dpa appelliere Morawiecki trotz der Lockerungen, Weihnachten nur im engsten Familienkreis zu feiern und Reisen zu vermeiden, soziale Kontakte weiter zu reduzieren.

Seit 24. Oktober zählt gesamt Polen zur "roten Zone" mit strengen Corona-Maßnahmen. Nach einer weiteren Verschärfung im November sind derzeit die Schulen geschlossen, alle Kinder werden im Homeschooling unterrichtet. Außerdem mussten Geschäfte in Einkaufzentren - ausgenommen Lebensmittelgeschäfte, Apotheken und Drogerien - schließen. Noch bis mindestens 27. Dezember sollen beispielsweise auch Restaurants geschlossen bleiben, sie dürfen einen Lieferservice anbieten. Sollten die Zahlen sinken, will Polen ab Ende Dezember zu der Einteilung in grüne, gelbe und rote Zone - und den jeweiligen Maßnahmen - zurückkehren.

Anfang November waren die Corona-Fallzahlen in Polen dramatisch angestiegen. Zwischen dem 5. und 7. November lag die Zahl der Neuinfektionen drei Tage lang über 27.000. Danach sanken die Zahlen, liegen aber noch immer auf einem hohen Niveau.

"Kleiner Grenzverkehr" weiter ausgesetzt

Die Öffnung der Einkaufszentren nützt Görlitzern oder Sachsen, die zum Einkaufen nach Polen wollen, nichts: Seit einer Woche ist der "kleine Grenzverkehr" ausgesetzt. Personen, die sich in einem ausländischen Risikogebiet aufgehalten haben und nach Sachsen zurückkehren, sind verpflichtet, sich beim Gesundheitsamt zu melden und sich in Quarantäne zu begeben. Nach wie vor gibt es Ausnahmen, etwa für Berufspendler. Wer sich weniger als zwölf Stunden in einem Risikogebiet aufgehalten und dafür einen triftigen Grund hat - das Sozialministerium nennt berufliche, soziale und medizinische Gründe - muss nicht in Quarantäne. Allerdings zählen Einkaufen, auch das Tanken oder auch andere Freizeitaktivitäten nicht mehr zu den Ausnahmen.

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