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Michael Kretschmer und die Frage: Darf man noch "Krieg" sagen?

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer will nicht mehr von "Krieg" reden. Doch das hätte verheerende Folgen! Eine Satire.

Von Marcus Thielking
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Angriff oder Verteidigung? Jedenfalls nicht Krieg!
Angriff oder Verteidigung? Jedenfalls nicht Krieg! © dpa

Jeder Krieg ist auch ein Krieg der Worte. Dieser eskaliert in Deutschland derzeit in der Frage, ob man überhaupt noch „Krieg“ sagen soll. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer findet: Nein, und zwar aus folgendem Grund: „Wenn wir angegriffen werden, sind wir im Krieg. Wenn wir angreifen, sind wir auch im Krieg. Da das zweite ja wohl nicht stattfinden wird und überhaupt keine denkbare Option ist, braucht man das Wort 'Krieg' nicht.“

Michael Kretschmer ist übrigens kein Politiker. Denn: Demokratie ist Politik. Diktatur ist auch Politik. Da das zweite ja wohl nicht stattfinden wird, braucht man das Wort „Politik“ nicht. Man sollte auch nicht „Fußball“ sagen, denn Kaiser Franz Beckenbauer war kein Angreifer. Jedenfalls sind sich in diesem Punkt alle einig: Krieg ist blöd. Auch Putin redet lieber von „militärischer Spezialoperation“. Krieg führen nämlich immer nur die anderen.

Jetzt müssen wir nur noch das Grundgesetz ändern. Denn darin ist ständig von „Krieg“ die Rede: „Kriegsschiffe“ (Art. 96), „Kriegführung“ (Art. 26) und sogar „Kriegsdienst mit der Waffe“ (Art. 4). Es muss Verteidigungsdienst heißen. Außerdem gilt in der Bundesrepublik Deutschland der Grundsatz: Verteidigung ja, aber bitte nicht mit Waffen!