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Wie läuft es mit ukrainischen Schülern an Löbaus Schulen?

Auch wenn sie noch nicht alle Deutsch sprechen, gibt es in einigen Fächern bereits gemeinsamen Unterricht. Einige Schulen haben aber Startvorteile.

Von Anja Beutler
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Selbst gefertigtes Unterrichtsmaterial für Kinder aus der Ukraine - so wie hier in Bayern - haben die Schüler in Löbau sicher noch nicht alle. Aber Deutsch lernen auch sie.
Selbst gefertigtes Unterrichtsmaterial für Kinder aus der Ukraine - so wie hier in Bayern - haben die Schüler in Löbau sicher noch nicht alle. Aber Deutsch lernen auch sie. © dpa

Acht ukrainische Schüler - sieben Jungen und ein Mädchen - gehören seit wenigen Tagen offiziell zu den Schülern des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Löbau. Zwar genießen sie zurzeit die ersten deutschen Ferien. Schulleiter Torsten Berndt ist jedoch sehr froh, dass die Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren nach all den Formalitäten nun endlich in der Schule angekommen sind. Wie aber läuft der Unterricht überhaupt ab? Wie kann man Schüler integrieren und im Fachunterricht mitnehmen, die der Sprache gar nicht mächtig sind? Ein Einblick am Beispiel von Löbauer Schulen.

"Natürlich steht das Deutsch-Lernen an erster Stelle", sagt Schulleiter Berndt. Zwei der Neu-Gymnasiasten haben sogar in der Ukraine schon Deutsch gelernt und können sich ganz gut verständigen. Parallel dazu sollen die Jugendlichen aber so schnell wie möglich am normalen Unterricht teilnehmen - damit sie Kontakte knüpfen und integriert werden. "In Fächern wie Musik, Kunst, bald auch Sport - wenn die nötige Sportkleidung beschafft ist - aber auch in Englisch und Russisch geht das auch jetzt schon", erklärt Berndt.

Momentan vermeiden die Lehrer, mit den Jugendlichen über ihre Erlebnisse im Krieg zu sprechen und an ihre seelischen Wunden zu rühren. Wie aber macht man das im Russisch-Unterricht? Denn da werde neben Grammatik und Vokabeln auch Landeskunde Russlands vermittelt. Es habe Sorgen gegeben, wie die Kriegsflüchtlinge darauf reagieren werden, bestätigt Berndt. Bislang laufe aber alles ganz gut. Die Russisch-Lehrer versuchten zudem, auch die Ukraine einzubeziehen, können aber auch nicht zu stark vom Lehrplan abweichen.

Ukrainische Lehrer unterrichten online

Eine wirklich erstaunliche Hartnäckigkeit legen die eigentlichen Lehrer der neuen Löbauer Gymnasiasten aus der Ukraine an den Tag: Teilweise selbst nach Deutschland, Rumänien oder in andere Staaten geflüchtet, bieten sie ihren Schülern Unterricht an, damit sie das Schuljahr abschließen können und es auch anerkannt wird, sagt Torsten Berndt. Diese Online-Stunden mit dem Löbauer Lehrplan zu koordinieren, sei mitunter eine Herausforderung. Doch der Schulleiter weiß, wie wichtig den Jugendlichen der Kontakt mit ihren bisherigen Mitschülern ist.

Ihre neuen Klassenkameraden geben sich unterdessen ebenfalls offen. Zum Teil gebe es so etwas wie Patenschaften, auch für die Ferien sind für die Ukrainer Erlebnisse geplant und natürlich sollen sie generell an Ganztagsangeboten teilnehmen. "Einer der Schüler ist sogar schon an der Musikschule - er spielt hier weiter Klavier", freut sich Berndt. Generell sei das Gymnasium bereit, noch weitere Schüler aufzunehmen - ob und wann es weitere Zuweisungen geben werde, kann er nicht sagen.

Vorteile an Ober- und Grundschule

Einige Meter weiter an der Pestalozzi-Oberschule ist bis vor Ostern nur ein Ukrainer angekommen, bestätigt Schulleiter Thomas Drosky. Generell hat die Schule durch die ohnehin extra eingerichteten Klassen für Schüler mit "Deutsch als Zweitsprache" (DAZ) enorme organisatorische Vorteile: Mit Jugendlichen ohne ausreichende Deutschkenntnisse kennt man sich an der Pesta aus. Extra Stundenpläne seien daher nicht nötig. Größere Aufnahmekapazitäten habe die Schule zwar nicht, sagt Drosky, aber es seien noch Plätze offen. Auch an der Pestalozzi-Oberschule wird neben Französisch auch Russisch als Fremdsprache angeboten - ein Vorteil für die Ukrainer, die sich auf diese Weise verständigen können.

An der Grundschule "Am Löbauer Berg" ist Verständigung bei dem bisher hinzugekommenen Schüler aus der Ukraine kein Problem: "Wir sind in der glücklichen Lage, eine ukrainische Lehrerin bei uns zu haben, die Deutsch unterrichtet und sich um den neuen Schüler kümmert", schildert Schulleiterin Ortrun Kurth die Situation. Das mache die Koordination, Organisation und auch die Kommunikation erheblich leichter. Ob noch weitere Schüler aus Flüchtlingsfamilien hinzukommen, kann Kurth nicht abschätzen. Das hänge eben auch immer davon ab, wo die Familien untergebracht seien.