SOE: Wie sich der Landkreis auf den Orkan vorbereitet

In den nächsten Stunden und Tagen wird es nicht nur stürmisch. Ein schwerer Orkan fegt über die Sächsische Schweiz und das Osterzgebirge hinweg. Der Deutsche Wetterdienst empfiehlt, möglichst nicht rauszugehen, um sich nicht in Gefahr zu bringen. So wieder jeder privat an und um sein Haus und Grundstück alles sichern sollte, haben auch Kommunen, Ausflugsziele, der Forst und Nationalpark angesichts der drohenden Gefahr Vorsorge getroffen.
Nationalpark warnt Wanderer in der Sächsischen Schweiz
Eine ausdrückliche Warnung gilt für den Nationalpark Sächsische Schweiz. Die vorausgesagten Sturmböen können bereits gesunde Bäume entwurzeln, in den abgestorbenen Fichtenwäldern ist die Gefahr von Baumstürzen besonders hoch. Die Nationalparkverwaltung rät deshalb von Wanderungen ab. Dies gilt ausdrückliche auch noch einige Tage nach dem Sturm. Hängende Bäume, Kronenteile oder Äste bilden auch nach Abflauen des Sturms eine unkalkulierbare Gefahr, da sie jederzeit herunterfallen und zu schweren Verletzungen führen können. Anders als in bewirtschafteten Wälder werden sie im Nationalpark in der Regel nicht entfernt.
Regelmäßig aktualisierte Informationen zu Wegesperrungen gibt es unter www.nationalpark-saechsische-schweiz.de in der Rubrik "Wegeservice". Nach dem Sturm werde es jedoch einige Tage dauern, bis ein kompletter Überblick vorliegt. Nach dem schweren Sturm im Oktober war der Nationalpark-Wald aus Sicherheitsgründen einige Tage gesperrt.
Festung geschlossen, Burg entscheidet tagesaktuell
Die Festung Königstein bleibt am Donnerstag aus Sicherheitsgründen geschlossen. Ab Freitag soll wieder planmäßig geöffnet sein, vorausgesetzt, das Wetter lässt es zu. Die Burg Stolpen wird jeweils tagesaktuell entscheiden, ob sie öffnet oder geschlossen bleibt. Spätestens 10 Uhr soll täglich die Entscheidung fallen, sagt Schlossleiter Uli Kretzschmar. Festung und Burg raten, sich auf ihren Internetseiten kurzfristig zu informieren. Auch der Park von Schloss Weesenstein bleibt von Donnerstag bis voraussichtlich Sonnabendvormittag geschlossen gehalten. Je nach Wetterentwicklung und möglichen Behinderungen durch Sturmschäden ist nicht ausgeschlossen, dass er auch am Wochenende geschlossen bleibt.
Altenberg: Skilifte grundsätzlich geöffnet
Der Skilift in Altenberg hat grundsätzlich geöffnet. "Es ist nicht das erste Mal, dass bei uns Wind geht", sagt Betriebsleiter Manuel Püschel. Sich verrückt machen lassen, will er nicht. Dass der Lift schließen musste, kam in den vergangenen Jahren erst einmal vor. Oftmals schütze der Berg den Skihang vor Wind. Nur wenn der Wind aus westlicher Richtung bläst, könnte es kritisch werden. Einen genauen Grenzwert gebe es aber nicht. "Wir müssen beobachten, wie sich der Lift verhält", sagt Püschel.
In der Winterwelt Rehefeld wird der Sessellift ab einer Windgeschwindigkeit von 100 Stundenkilometern außer Betrieb gesetzt. Ob das nun in den nächsten Tagen der Fall sein wird, kann auf der Internetseite abgerufen werden. Gleiches gilt für den Skihang in Altenberg und Geising.
Pirna: Stadtwälder und Parkanlagen meiden
Die Stadt Pirna warnt Wanderer und Sportler ganz konkret vor Ausflügen in die städtischen Wälder wie die Viehleite, die Elbleite mit Canalettoweg, das Borsberggebiet oder den Liebethaler Grund. Nach Aussage des Rathauses könnten aufgrund des Sturms Äste herunterfallen oder bereits angeschlagene Bäume umstürzen. Spaziergänger sollten auch die städtischen Parks wie den Brückenpark, den Friedenspark, den Thälmannpark und den Schlossberghang während des Sturmtiefs nicht betreten.
Die Pirnaer Feuerwehr befindet sich in erhöhter Alarmbereitschaft. Laut Rathaus seien alle Vorkehrungen für eine große Einsatzlage getroffen worden, eine sogenannte ortsfeste Befehlsstelle ist eingerichtet. Bei Bedarf wird diese aktiviert, um die Einsatzkräfte in Pirna, Wehlen, Dohma und Lohmen zu koordinieren. Alle Ortsfeuerwehren sowie die Hauptwache sind komplett einsatzbereit. Zur Unterstützung der Feuerwehr im Bedarfsfall wurde sowohl im Bauhof als auch im Ordnungsamt eine Rufbereitschaft eingerichtet.
Beim DRK-Kreisverband Pirna stehen alle Einsatzfahrzeuge, auch die Ersatzfahrzeuge, zur Verfügung. Darüber hinaus haben sich alle Rettungswachen für einen möglichen Stromausfall gerüstet.
Auch die Stadtwerke Pirna sind nach eigenen Angaben für alle Wetterlagen gewappnet. Im Pirnaer Stadtgebiet gebe es nur wenige Freileitungen, daher sei das Risiko von Stromstörungen bei Sturm relativ gering. Alle anderen Medien liegen unter der Erde. Sollte es dennoch zu einer Störung kommen, so ist die Hotline unter 03501 764444 rund um die Uhr erreichbar.
An Pirnas derzeit größter Baustelle – der Südumfahrung – sieht man dem Sturmtief recht gelassen entgegen. "Wir haben ja schon etliche Stürme erlebt, passiert ist nie etwas", sagt Bauoberleiter Ulrich Gawlas. Beim letzten starken Wind sei lediglich ein Bauzaun umgeweht worden. Gleichwohl haben die Arbeiter sämtliche Maschinen und lose Teile so gesichert, dass möglichst nichts davonfliegen kann. Darauf hatte die Bauoberleitung sämtliche am Bau beteiligten Firmen hingewiesen.
Den großen Kränen, die noch an den Brückenpfeilern im Gottleubatal stehen, dürfte der Sturm nichts anhaben. Sie seien von der Größe und der Länge der Ausleger so berechnet, dass sie auch bei starkem Sturm stehenbleiben. Auch der schon teilweise verschobene Stahlunterbau für die Gottleubatalbrücke muss nicht zusätzlich gesichert werden. "Würde derzeit ein Verschub laufen, müssten wir die Arbeiten bei einem so starken Sturm unterbrechen", sagt Gawlas, "aber im Moment liegt alles sicher".
Bauhöfe testen Technik und organisieren Bereitschaften
Der Bad Gottleuba-Berggießhübler Bauhof hat sich vorsichtshalber einige Bäume genauer angeschaut und sie gesichert. Städtische Gebäude werden ebenfalls gesichert, sagt Bürgermeister Thomas Peters (CDU). Es wird zusätzliche Kontrollrunden im Stadtgebiet geben, um bei Bedarf schnell reagieren zu können.
Heidenau überprüft diverse Technik, wie zum Beispiel Kettensägen. Für die Zeit zwischen Mittwoch- und Donnerstagabend ist zunächst ein weiterer Bereitschaftsdienst im Bauhof eingesetzt.
Auf dem Lugturm hatte ein Sturm im vergangenen Oktober zwei Bäume umgefegt, die noch gesund waren und Schatten spendeten. "Langsam nerven die Stürme schon", sagt Pächter Jens Genschmar. Aktuell hätten die Bäume ja keine Blätter und damit weniger Angriffsfläche.
Forstbezirk bringt Maschinen in Sicherheit
Die Waldarbeiter stellen bei Sturm das Fällen der Bäume ein und verlassen den Wald, erklärt Wolfram Gläser, Referent Staatsforstbetrieb im Forstbezirk Bärenfels. Auch die Forstmaschinen fahren sie aus dem Wald heraus. Nicht, weil die großen Geräte gefährdet sind. "Ein Harvester hält es schon aus, wenn ein Baum drauf fällt", sagt Gläser.
Es geht darum, dass die Maschinen nach schweren Sturmschäden nicht im Wald stehen, wo sie eventuell gar nicht mehr erreichbar sind. Sie werden ja gerade nach Sturmschäden schnell gebraucht, um beispielsweise Wege freizuschneiden. Da müssen sie verfügbar sein. "Wir sind dankbar, dass wir zuverlässige Sturmwarnungen bekommen und uns darauf einstellen können", sagt Gläser.
Bannewitz bereitet Ortswehren auf Einsätze vor
In Bannewitz sind nicht nur die Motorsägen noch einmal überprüft worden, um Straßen von umgefallenen Bäumen beräumen zu können. Laut Rico Büttner, stellvertretender Gemeindewehrleiter, wurde zudem nachgefragt, ob angesichts der bevorstehenden Stürme an den nächsten Tagen genügend Personal zur Verfügung steht. Gerade in den Winterferien seien einige Wehrmitglieder im Urlaub.
Am Mittwochnachmittag waren alle vier Ortswehren mit 35 Feuerwehrleuten einsatzbereit. Mit in der Tagesbereitschaft seien auch Mitarbeiter des Bauhofes und der Gemeindeverwaltung, so Büttner. Gleichzeitig werde sichergestellt, dass die ortsfeste Befehlsstelle in Kreischa, die auch für Bannewitz und Rabenau zuständig ist, im Bedarfsfall besetzt werden und Einsätze koordinieren kann.
Wilsdruff: Alle Fahrzeuge sind einsatzbereit
Die Wilsdruffer Feuerwehren sind ebenfalls vorbereitet. "Unsere Kameraden sind sensibilisiert", sagt Wilsdruffs Ortswehrleiter Daniel Quint. Die Wetterentwicklung werde genau beobachtet. Alle Fahrzeuge sind einsatzbereit. Es seien auch genügend Führungskräfte in der Region, um die ortsfeste Befehlsstelle in Betrieb zu nehmen. Das würde auf Anweisung der Rettungsleitstelle geschehen. Von der Befehlsstelle würden dann die Einsätze im Wilsdruffer Stadtgebiet koordiniert.
Auch der Bauhof hat Vorkehrungen getroffen. Man habe die Hausmeister gebeten, alle Dinge von den Flächen an den Schulen und Kitas zu räumen, die umgestoßen oder wegfliegen könnten, ergänzt Andreas Clausnitzer, der derzeit die Bürgermeistergeschäfte führt. "Hoffen wird, dass wir glimpflich davon kommen", ergänzt er.
Für Dohna ist Orkan "Normalgeschäft"
In Dohna werden keine besonderen Vorkehrungen getroffen. "Für Dohna sind in den nächsten Tagen nur zwei Stunden mit Windspitzen von über 90 km/h angezeigt", sagt Bürgermeister Ralf Müller (CDU). "Das ist Normalgeschäft." Die Feuerwehr sei einsatzbereit, ansonsten werde danach kontrolliert, ob es Schäden gab.
Glashütte: Motorkettensägen sind vorbereitet
In Vorbereitung der Sturmlage hat die Glashütter Stadtwehrleitung bereits am Dienstag geklärt, ob die ortsfeste Befehlsstelle hochgefahren werden kann. Trotz Ferienzeit stehen dazu genügend Kameraden bereit, sagt Stadtwehrleiter Veith Hanzsch. Ähnlich sei es mit der Einsatzbereitschaft. Auch hier gibt es keine Einschränkungen.
Im Bauhof werden vorbereitend Radlader und Fahrzeuge für einen Sturmeinsatz geprüft und in Bereitschaft gestellt. "Die Kraftstoffvorräte für die Motorkettensägen und Fahrzeuge werden nochmal geprüft und aufgefüllt", so Hanzsch, der auch Chef des Bauhofes ist. Auf den Außenanlagen und Spielplätzen sind die Spielgeräte gesichert, sodass von ihnen keine Gefahr ausgehen wird.